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Stichwort
Thomas Mann
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Bücher der Saison 11.11.2012 […] Und er hält fest, dass die Kassette keinen Kanon präsentiert, eher eine "Schatzkammer", wie Alexander Cammann in der Zeit sekundiert, bevor er sich in den Tiefen der Kassette mit den Stimmen von Thomas Mann, Alfred Döblin und sogar Arthur Schnitzler aufs angenehmste verliert.
Außerdem: Renate Meinhof lobt in der SZ die Wucht der Geschichten der "Vier Lehrmeister" Liao Yiwus. Lothar Müller lauscht auf […] Vorgeblättert 01.10.2012 […] dieser Abschied."(166)
Thomas Mann notiert am 20. September 1940, als die Seinen in Lissabon angelangt sind, voller Erleichterung ins Tagebuch:
Beim Frühstück Telegramm von Golo und Heinrich aus Lissabon, wo sie [auf] ein Schiff warten. Freude und Genugtuung. Depeschen vom Committee, von den Unitariern, die behilflich waren […].(167)
Wenig später hält Thomas Mann anlässlich einer Rettungsfeier […] (178)
Von Beginn an war Thomas Mann in diese Arbeit involviert. Er gehörte, zusammen mit Reinhold Niebuhr, Paul Hagen, Hermann Kesten, Hans Sahl und anderen Exilanten, zu den Gründungsmitgliedern des ERC, und er blieb engagiert in seinem Beirat, dem Advisory Committee. "Unter den Exilschriftstellern, die die Arbeit des ERC unterstützten, ist zunächst Thomas Mann zu nennen", erläutert der Exilforscher […] ier eine Ansprache, deren vollständiger Text als Typoskript im Thomas-Mann-Archiv nachzulesen ist und die ein ausführliches Zitat verdient.(168) Sie zeigt, welche außerordentliche Bedeutung er diesem Ereignis beimaß - für die Familie, die diese Rettung geradezu als ein "Familien-Dünkirchen" erlebt habe, und für sein Verhältnis zum neuen Land:
We are celebrating a retreat, which was so difficult and […] Vorgeblättert 01.10.2012 […] und diese Unitarier organisierten auch die Schiffsreisen in die USA.(185) So kommt es, dass in den Notizen und Erinnerungen Heinrich und Thomas Manns sie, nicht das Emergency Rescue Committee, so auffallend im Vordergrund stehen. Alles spricht dafür, dass Thomas Manns bewusste, praktische, tatkräftige Sympathie mit den organisierten Unitariern hier ihren Anfang genommen hat: in der Hilfeleistung für verfolgte […] Angeles in den folgenden Jahren, soweit ich sehe, nirgends auf; dass der Trauergottesdienst für Heinrich dann von einem unitarischen Pastor gehalten wurde, entsprach Thomas Manns Wunsch.
In seinen Tagebuchnotizen erwähnt Thomas Mann die Arbeit unitarischer Helfer für seinen Bruder und seinen Sohn so, als spreche er von einer ihm schon bekannten Bewegung. Und das war ja in gewisser Hinsicht auch der […] und der Pastor hieß Ernest Caldecott. Auch wenn Inge Jens' Tagebuchkommentar ihn noch als nicht ermittelt führt und das Handbuch Wer ist wer im Leben Thomas Manns? ihn nicht erwähnt(187) - Caldecott war beileibe nicht irgendwer, weder für Thomas Mann persönlich noch für die Geschichte des modernen amerikanischen Unitarismus. Ernest Caldecott war einer der Vordenker und Protagonisten jenes radikalen […] Vorgeblättert 01.10.2012 […] humanity". Auf diese Weise müsse - und das streicht Thomas Mann wieder an - die Intuition des orthodoxen Christentums zugleich respektiert und neu formuliert werden.(201) Und daraus ergibt sich sein Credo: "We must indeed think of God as unity in the sense of meaning a direction of activity ",(202) also - und bei dieser Formulierung gehen Thomas Manns Randanstreichungen in Unterstreichungen im Text über […] himself and in others" - also, und auch dies hat Thomas Mann unterstrichen: "We have gotten over the idea of retributive justice in our penology. It is time we were getting over it in religion."(204) Wohin aber soll dieser Weg führen? Boodin antwortet mit einer Paraphrase des Apostels Paulus (im dritten Kapitel des Galaterbriefs), deren Kernsätze Thomas Mann wiederum im Text unterstreicht:
We need a religion […] of God that he may be more truly a son of man.(207)
Die Konvergenz dieses Gedankens mit Thomas Manns eigener Kritik Nietzsches - und Oswald Spenglers, seines "klugen Affen" - in seiner Rede von 1947 ist offensichtlich. (208)
Über "Religion, Christentum, Demokratie" habe man gesprochen, schreibt Thomas Mann nach dem denkwürdigen Abend bei den Riebers, denen dies alles von ihrem Freund John Boodin […]
Vorgeblättert 01.10.2012 […] Heinrich Detering: Thomas Manns amerikanische Religion
S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2012
352 Seiten, gebunden, € 18,99
Erscheint am 9. Oktober 2012
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Klappentext: Heinrich Deterings Buch entdeckt und erforscht einen weißen Fleck auf der Landkarte von Thomas Manns Leben und Werk.
Dieses Buch erzählt die Geschichte […] von Thomas Manns bislang unbekannter Beziehung zur Unitarischen Kirche in Kalifornien - eine Geschichte, die vom Verhältnis zwischen Politik und Religion handelt, vom öffentlichen Engagement und von den Aufgaben der Literatur. "Selten, wenn überhaupt je, habe ich ein so lebhaftes und militantes Interesse an irgendeiner religiösen Gruppe genommen", schreibt Thomas Mann 1951. Heinrich Deterings ent […] entdeckungsreiches Buch führt in zentrale Bereiche von Thomas Manns Denken und Schreiben im Exil. Es wird ergänzt durch einen Essay von Frido Mann.
Zum Autor: Heinrich Detering, geboren 1959, ist Professor für deutsche und vergleichende Literatur an der Universität Göttingen und Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Über Thomas Mann liegen zahlreiche Veröffentlichungen von ihm vor, […]
Bücherbrief 03.07.2012 […] so gerät ihr diese Dystopie doch nicht keineswegs trocken oder akademisch, versichern die Rezensenten, sondern, ja wirklich, "fürchterlich komisch". Im Freitag erkennt Katrin Schuster nicht nur Thomas Mann als Referenzgröße (die Klinik, um die es hier geht, und die niemand verlassen möchte, liegt auf zauberischer Berghöhe), sondern auch Augustinus, Rilke und Freud. Oliver Jungen feiert in der FAZ den […] Redaktionsblog - Im Ententeich 16.02.2012 […] zerhacken und verheizen.
Nicht einmal der Urheber eines Werkes aber hat diese Gewaltoption und dieses Recht, zumindest wenn das Werk veröffentlicht ist. Ist ein Werk in der Welt, gehört es ihr auch. Thomas Mann kann nicht in die Nationalbibliothek gehen und auf die Herausgabe des "Zauberbergs" drängen, weil er den Schluss überarbeiten will. Er kann Leser nicht auffordern, das Werk zu vernichten, weil es […] Erst heute ist der Tod des Autors wirklich der Tod des Autors.
Denn wessen Werk überlebt die Schutzfrist von siebzig Jahren nach dem Tod des Autors, die es umstellt? Ganz wenige Klassiker wie Thomas Mann und Franz Kafka spülen ihren Verlagen Jahrzehnte lang Millionen in die Kasse und ernähren nebenbei ein paar Erben, die nicht das geringste Verdienst daran haben. Aber die riesige Mehrheit der Autoren […] Von Thierry ChervelBücher der Saison 10.04.2011 […] aus Claude Lanzmanns "Shoah"-Film.)
Das Buch "Veit" hat schon ein ziemlich überraschendes Personal: Veit Harlan, der Vater des Autors und Regisseur des infamen Films "Jud Süß", klar, aber auch Thomas Mann, Kurt Georg Kiesinger, Klaus Kinski - dass die alle in ein und dasselbe Leben passen! Thomas Harlan erinnert sich, sein Buch selbst auf dem Sterbebett diktierend, an die drei letzten Tage seines […]
Vorgeblättert 28.03.2011 […] ? Terry Eagleton, überzeugter Marxist und bekennender Katholik, geht dem Phänomen des Bösen auf den Grund. Dabei zieht er Augustinus und die Bibel ebenso heran wie Sigmund Freud, Hannah Arendt, Thomas Mann, William Shakespeare und die Daily Mail. Brillant, scharfsinnig und originell legt Eagleton dar, dass das Böse nihilistisch und selbstzerstörerisch ist und dass abstrakte Ideengebäude zwar das Gute […] Essay 17.09.2010 […] s Unglück" und reimten gleichzeitig Kampfgesänge wie diesen:
"So hegen wir ein freies Reich,
An Rang und Stand sind alle gleich.
Freies Reich! Alle gleich! Heisa juchhe!"
Später bezeichnete Thomas Mann das Treiben "solcher Typen wie Jahn" als "völkische Rüpel-Demokratie".
Das nationale Kollektiv mit seinen Vorstellungen von Volksgeist, Blutsverwandtschaft und gemeinsamem Geschichtsboden versprach […] Von Götz AlyVorgeblättert 10.05.2010 […] heldenhaften Amerikaner Varian Fry zusammengebracht. Der Journalist Fry war im August 1940 vom Emergency Rescue Commitee nach Marseille geschickt worden, einer in New York von Reinhold Niebuhr, Thomas Manns Tochter Erika und anderen gegründeten Organisation. Sie sammelte Geld, mit dem Fry dann möglichst vielen Menschen half, vor den Nazis mit dem Schiff nach Lissabon oder Casablanca zu fliehen, von […] auf seine Liste von etwa zweitausend Menschen zu kommen, die er zu retten imstande war, neben Souvarine selbst Chagall, Hannah Arendt, Max Ernst, Marcel Duchamp, Andre Breton, Wanda Landowska, Thomas Manns Familie und viele anderen. Dank seiner Hilfe wurde der gordische Knoten der komplizierten Visa-Beantragung und des Fahrkartenkaufes durchschlagen, und nach monatelangem Warten verließen wir Marseille […] Redaktionsblog - Im Ententeich 18.03.2010 […] der alten literarischen Leitkultur überführt und dabei einen ziemlichen Auffahrunfall provoziert zu haben."
Außerdem in der Zeit: Der Literaturwissenschaftler Jürgen Graf erklärt mit Verweis auf Thomas Mann, Bertolt Brecht und Elfriede Jelinek, dass sich Montagen immer auf dem schmalen Grat zwischen Copyright und künstlerischer Freiheit bewegen. Für Josef Joffe dagegen hat Hegemann ganz klar geklaut […] Von Anna Steinbauer
Essay 11.03.2010 […] nicht wissen, was da vorging. Sie waren längst mitschuldig geworden, und die öffentlich organisierte Deportation zog sie noch tiefer in die Mitverantwortung.
Kurz vorher, im November 1941, hatte Thomas Mann in einer seiner an die deutschen Hörer gerichteten BBC-Reden unverblümt von den Motiven gesprochen, die seine früheren Landsleute (und auch die Darmstädter Bürgerinnen und Bürger) an ihre Nazi-Führer […] en Schuldzusammenhangs, der Verstrickung in unaussprechliche Verbrechen. Das vage Wissen und das starke Nichtwissenwollen machten die Volksgenossen moralisch reglos. Ich zitiere noch einmal aus Thomas Manns Radiorede vom November 1941: "Eure Führer, die euch zu all diesen Schandtaten verführt haben, sagen euch: Nun habt ihr sie begangen, nun seid ihr unauflöslich an uns gekettet, nun müsst ihr durchhalten […] Von Götz AlyVorgeblättert 25.02.2010 […] wird immer und immer alle Volkskreise in ihrer wundersamen Vollendung, Durchgeschliffenheit und melodiösen Gediegenheit anziehen, ein sehr starker magnetischer Bühnenzauberberg [hat G. W. etwa Thomas Mann gelesen?], auf dessen Höhe man gewissermaßen schwerelos mit einer komfortablen Schwebebahn hinaufgefahren wird."
Für die Ausgabe vom 3. November 1933 darf G. W. über die "Wahlversammlung der […] Essay 21.10.2009 […] naturalistischen Dramen jener Zeit bei Hauptmann, Ibsen etc.), hat damit nichts zu tun. Und wer im Nachhinein erinnernd, über das Vergangene sich Gedanken macht - "im Lichte unserer Erfahrung", wie Thomas Mann seinen späten Nietzsche-Essay charakterisierte -, hat ein legitimes Motiv darin, nachträglich zu mutmaßen, was genealogisch damals schon angelegt war und später sich erst entfaltete.
Dass der Lehrer […] Von Wolfram Schütte