Michael Roes

Melancholie des Reisens

Cover: Melancholie des Reisens
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2020
ISBN 9783895611797
Gebunden, 536 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Reisen ist für Michael Roes Leidenschaft, Lebensform und Geisteshaltung. Afghanistan, Israel, Jemen, Mali, Marokko und Tunesien hat er nicht nur besucht und erforscht, sondern sich eingelassen auf fremde Kulturen, heikle Situationen und unerwartete Nähe. Die inneren Widersprüche anderer Wertesysteme liest der Autor als Spiegel unseres eigenen verdrängten zivilisatorischen Unbehagens, das sich überall auf der Welt im Umgang mit Außenseitern zeigt. In Zeiten des Massentourismus betont er in seinen Essays, die auf Tagebuchaufzeichnungen früherer Reisen und ausgiebigen Lektüren beruhen, den intellektuellen Charakter des Reisens als Suche nach der Wahrheit. Doch muss sich auch der Körper mit seinem Begehren und seiner Verletzlichkeit beim Reisen der Erfahrung des Fremdseins aussetzen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.05.2020

Rezensentin Lea De Gregorio hat dieses Buch ungemein gerne gelesen. Die Art des Hinschauens, insbesondere auf die stilleren, kontemplativen Momente des Reisens haben ihr sehr gut gefallen. Dabei stünden weniger die bereisten Länder und Städte im Vordergrund der Texte als die Verfassung des reisenden Ich. Der Autor hat hier seine eigenen Erwartungen in Sprache gefasst und ist immer wieder der überraschenden Körperlichkeit von Fremdheitserfahrung auf der Spur, erzählt sie. Es sind kurze Texte in diesem dicken Buch, manchmal sind sie der Kritikerin zu kurz - weil sie gerne mit dem Autor verweilen möchte bei einem Eindruck und einem Gedanken. Eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 08.02.2020

Rezensent Dirk Fuhrig folgt Michael Roes gern auf seinen Reisen nach Afghanistan, Mali, Algerien oder Israel. Denn Roes sei nie als Tourist unterwegs, versichert Fuhrig, sondern immer als Schriftsteller, der das Gemeinsame unter Fremden suche. Klar und erfrischend findet der Rezensent diesen Universalismus, der stets Menschen begegnet, nicht Kulturen. In den reflektierenden, resümierenden Aufzeichnungen liest Fuhrig von Freundschaft und Begegnungen, aber auch von der Suche eines Schriftstellers nach dem Sinn der Existenz. Sehr eingenommen ist er von Roes' deutlichen Worten gegen ein Denken, das jede Form von interkulturellen Austausch unter den Generalverdacht neokolonialer Ausbeutung stellt.