Karl Marlantes

Matterhorn

Roman
Cover: Matterhorn
Arche Verlag, Zürich 2012
ISBN 9783716026625
Gebunden, 672 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Nikolaus Stingl. Dies ist die Geschichte von Second Lieutenant Waino Mellas, der 1969 im Alter von 19 Jahren nach Vietnam kommt und dort mit seinen Männern den Befehl erhält, einen abgelegenen Hügel an der Grenze zu Laos und Nordvietnam zu einer Feuerunterstützungsbasis auszubauen. Die Soldaten taufen die in kalten Monsunregen und Wolken gehüllte Kuppe auf den Namen Matterhorn. Nachdem Matterhorn befestigt ist, werden Mellas und seine Männer abgeordert, in Nordvietnam die Nachschublinien der Vietcong zu unterbrechen. Diese Mission führt die jungen Männer auf eine Odyssee des Grauens, auf der sie sich einer gnadenlosen Natur ausgeliefert sehen und gegen einen unsichtbaren Feind behaupten müssen. Als Mellas schließlich zurückkehrt, muss er erfahren, dass die Vietcong Matterhorn besetzt haben. Er erhält den wahnwitzigen Befehl, die einst selbst ausgebaute Stellung zurückzuerobern.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.02.2013

Noch einmal Vietnam? Christoph Schröder versichert, dass der Leser dieses Buch so schnell nicht vergessen wird. Das Thema ist bekannt, doch wie Karl Marlantes innenperspektivisch und hyperrealistisch, stilistisch fiebernd und nicht metaphysisch gewendet, sondern sehr konkret, wie Schröder erklärt, Tod, Leid und Sinnlosigkeit des Krieges rekapituliert, das hat den Rezensenten nachhaltig beeindruckt. Dass der Autor kein eleganter Erzähler ist, zum Überexpliziten, zu psychologischen Kurzschlüssen, ja zum Kitsch neigt, kann Schröder da verkraften.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.01.2013

Sehr zugewandt liest Thomas Hermann Karl Marlantes' auf den eigenen Kriegserfahrungen in Vietnam beruhenden Roman, an dem der Autor ein halbes Leben gearbeitet hat, wie Hermann beeindruckt referiert. Gelungen ist Marlantes dabei weniger ein Antikriegsroman als vielmehr ein von Slang durchsetztes (und, wie Hermann anfügt, zuweilen etwas abgeschwächt übersetztes) "Musterbeispiel des realistischen Kriegsromans", urteilt der Rezensent, der detailliert durch das Werk führt: Anhand eines dreimonatigen Ausschnitts der Kriegsereignisse schildert Marlantes die sozialen Mechanismen innerhalb der Kompanie, die die oft erratischen Einsatzanweisungen nicht zu durchschauen vermögen. Als Sozialstudie weiß Hermann den Roman demnach durchaus zu schätzen, auch wenn er am Ende skeptisch bleibt: Zwar werde die Sinnlosigkeit des Kriegsalltags demaskiert, doch bleibt der Roman dem Kriegerethos der Soldaten konsequent verbunden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.11.2012

Karl Marlantes' Kriegsroman "Matterhorn" ist nicht nur ein erschütterndes Buch über den Vietnam-Krieg, sondern das Lebenswerk eines ehemaligen Soldaten, dessen Aufklärungsdrang und Wut man auf jeder Seite förmlich spüren kann, berichtet Rezensent Wolfgang Schneider. Dem Kritiker bleibt hier nichts erspart: Während ihm die detailreich geschilderten Qualen eines Soldaten, dem ein Egel in die Harnröhre gekrochen ist, wie ein "urologisches Schreckenszenario" erscheinen, liest er mit Entsetzen, wie vielen der zuvor eindringlich dargestellten Romanfiguren in der Schlacht die Leiber aufgerissen werden, die Eingeweide herausquellen und die Köpfe platzen. Darüber hinaus lobt der Rezensent Marlantes' "beklemmende" Darstellung der Psychologie eines Ausnahmezustandes: Schneider erfährt hier etwa, dass die Adrenalinausschüttung beim Kampf auch zu Rausch- und Verzückungszuständen bei den Soldaten führen kann. Nicht zuletzt liest der Kritiker diesen Roman als Gesellschaftspanorama, das neben dem Rassenkonflikt auch die Hierarchiestrukturen in der Truppe beleuchtet. Nikolaus Stingl ist es gelungen, die Intensität des Romans und die "derben" Dialoge vorbildlich ins Deutsche zu übertragen, lobt der Rezensent, der dieses Buch als "Memorial für die Geschundenen" unbedingt empfehlen kann.
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