Miroslav Krleža

Die Fahnen

Roman in fünf Bänden
Cover: Die Fahnen
Wieser Verlag, Klagenfurt 2016
ISBN 9783990292013
Gebunden, 2170 Seiten, 75,00 EUR

Klappentext

Aus dem Kroatischen von Gero Fischer und Silvija Hinzmann. Krieg und Frieden. Europa zerfällt. Zwischen Wien und Zagreb, Budapest und Belgrad - quer durch Musils Kakanien. Die letzten Tage der Menschheit brechen an. Züge rasen hin und her. Politik, Wirtschaft, Regierungen, Beziehungen und Familien zerbrechen. In seinem umfangreichsten Werk, dem ab 1962 veröffentlichten fünfbändigen Roman "Die Fahnen" (Zastave), der in den Jahren 1912 bis 1922 spielt und jetzt erstmals in einer deutschen Übersetzung vorliegt, zeichnet Miroslav Krleža ein Panorama von der geistesgeschichtlichen und politischen Situation Europas zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Schicksal von Bürgern, Aristokraten, Politikern, Ministern, Bürokraten, Generälen, Kriegsgewinnlern und Träumern, die ganze Galerie der ungarischen, kroatischen und serbischen Intelligenz - steht im Vordergrund dieser Chronik. Kriegsereignisse und Liebesbeziehungen werden miteinander verwoben.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.04.2017

Rezensent Jörg Plath scheut sich nicht vor großen Vergleichen: Der in Zagreb geborene Schriftsteller und Direktor der "Jugoslawischen Enzyklopädie" Miroslav Krleza erscheint ihm in seiner universalen Gelehrtheit wie Goethe, das fünfbändige, zwischen Gesellschafts-, Bewusstseins- und Konversationsroman mäandernde Epos "Die Fahnen" erinnert den Kritiker hingegen an Musils "Mann ohne Eigenschaften". Und so taucht Plath gebannt in diese furios erzählte Geschichte vom Scheitern des kroatischen Strebens nach Unabhängigkeit, bewundert, wie der Autor auf die bloße Nacherzählung historischer Ereignisse verzichtet und die Ereignisse stattdessen mit dem Generationenkonflikt und "Rochaden" der Familie Emericki kurzschließt und staunt, wie geschickt die Übersetzer Silvija Hinzmann und Gero Fischer die gelehrte Beredsamkeit der einzelnen Figuren ins Deutsche übertragen: Der Sogkraft der "geschmeidigen Hypotaxen", "hitzigen Konvulsionen" oder "lyrischen Kantilenen", welche die einzelnen Familienmitglieder in den "rhythmischen Satzkaskaden" ihrer Tagträume, Bewusstseinsströme oder Rededuelle von sich geben, kann sich der Rezensent nicht entziehen. Darüber hinaus lobt Plath, wie gekonnt Krleza die Epoche lebendig werden lässt. Die lehrreichen Anmerkungen in dem in einem eigenen Band herausgegebenen Glossar erscheinen dem Kritiker allerdings häufig zu kurz.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.02.2017

Lerke von Saalfeld hält es für ein Geschenk an die deutschen Leser, was die Übersetzer Silvija Hinzmann und Gero Fischer hier vorlegen. In Miroslav Krleza erkennt Saalfeld einen Jahrhundertautor, in seinem fünfbändigen Werk von 1962-1968 einen epochalen Antikriegsroman, Entwicklungsroman und Vater-Sohn-Roman. Die Geschichte einer Art balkanischen Parallelaktion a la Musil erzählt ihm der Autor mit sprachlichem Furor und prophetischen, den Krieg in all seiner Sinnlosigkeit zeigenden Stimmungsbildern aus der Zeit zwischen 1912 und 1922. Der Zusammenbruch des k.u.k. Reichs und der Emanzipationskampf der kleinen Balkanländer wird Saalfeld plastisch offenbar, wenn Krleza den Widerstreit der Kräfte und Meinungen anhand seiner Figuren darstellt.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.01.2017

Karl-Markus Gauß grübelt darüber, warum der kroatische Universalgelehrte und Jahrhundertautor Miroslav Krleza nicht den ihm gebührenden Bekanntheits- und Wirkungsgrad hat. Liegt es am schwer auszusprechenden Namen? An der literarischen Qualität von Krlezas Opus magnum "Fahnen", das weiß Gauß genau, liegt es keinesfalls. Denn das fünfbändige, eine Vater-Sohn-Beziehung behandelnde und ein veritables Epochenpanorama enthaltene Werk besticht laut Gauß nicht nur durch sprachliche Komplexität (laut Rezensent bravourös übertragen von Silvija Hinzmann und Gero Fischer), Anspielungen und pointierte Dialoge noch und nöcher, sondern zudem durch eine Unmenge von darin verarbeiteten historischen Ereignissen und geografischen Besonderheiten, darin für den Rezensenten vergleichbar dem "Mann ohne Eigenschaften" oder dem "Ulysses". Ein Buch, das wie diese in jede Bibliothek gehört, findet Gauß, ob es nun von vorn bis hinten gelesen wird oder nicht.
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