Benjamin von Stuckrad-Barre

Auch Deutsche unter den Opfern

Cover: Auch Deutsche unter den Opfern
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2010
ISBN 9783462042245
Kartoniert, 336 Seiten, 14,95 EUR

Klappentext

Deutschland ganz unten, Deutschland ganz oben - und mittendrin: Benjamin Stuckrad-Barre, mit Stift, Papier und Kamera. Er begleitet Michael Naumann, Angela Merkel, Frank-Walter Steinmeier und Guido Westerwelle im Wahlkampf, beobachtet mit Hans Magnus Enzensberger Kundgebungen in Bayern, besucht das Callcenter eines Umfrageinstituts - und bei Obamas Rede an der Siegessäule steht der Autor natürlich mitten im Gedränge. Er schaut Fernsehen mit Dieter Hildebrandt, mietet sich in Udo Lindenbergs Hotel ein, um dessen Comeback mitzuschreiben; er lässt sich von Herlinde Koelbl fotografieren, von Alexander Kluge filmen, und er versucht, mit Günter Grass zu diskutieren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.05.2010

Die Faszination für den Zusammenbruch der Inszenierung im politischen Theater teilt Lars Weisbrod mit dem Autor. Benjamin von Stuckrad-Barres neues, auch in der Aufmachung an den Band "Deutsches Theater" von 2001 anschließendes Buch ist für ihn darum ein Leckerbissen. Zwar spürt Weisbrod die Jahre, die das Stuckradsche Konzept der Inszenierungskritik bereits auf dem Buckel hat. Dem Spaß scheint das jedoch keinen Abbruch zu tun, Stuckrad-Barres Stil sei Dank: routiniert aber nicht k. o., wie Weisbrod erklärt. Dass der Autor seine Stücke nunmehr exklusiv für Springer schreibt, stört den Rezensenten auch nicht. Dankbar, dass BvSB Frau Merkel u. a. nicht bloßstellt, sondern sie selbst als Opfer des Inszenierungszwangs zeigt, verzeiht er ihm sogar gelegentlichen persönlichen Groll (s. Grass).
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 25.03.2010

"Einen besseren Chronisten unserer Zeit gibt es einfach nicht", feiert Adam Soboczynski das neue Buch von Benjamin von Stuckrad-Barre, das Kolumnen für verschiedene Zeitungen des Springer-Verlags versammelt. Und zwar deshalb, begründet der Kritiker seinen überschwänglichen Befund, weil dieser Autor im Entstehungszeitraum der Texte immer da gewesen sei, wo man hätte sein müssen, um zu erfahren, "was dieses Land im Innersten zusammenhält". Sei es bei Obama in Berlin, Til Schweiger im Kino, Udo Lindenberg im Hamburger Atlantic-Hotel oder dem Gasthaus Wuppke. "Kleine entrückte Feuilletons", quietscht der Kritiker entzückt und denkt an die Art, wie einst vor 80 Jahren in den Texten Siegfried Jacobsohns Alltag und Welthaltigkeit "mühelos zusammengefallen" sind. Soboczynski beobachtet begeistert mit Stuckrad-Barre jene grotesken Momente des Allzumenschlichen, für die der Autor so ein unvergleichliches Auge hat, sieht bei den Porträtierten erst durch die Entgleisung den menschlichen Makel aufblitzen. Weshalb der Kritiker auch manches weniger geglückte Prosastück locker wegstecken kann.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.03.2010

Dass der Autor sich mit seiner Reportagesammlung "Deutsches Theater" von 2001 erfolgreich neues Terrain für seine entlarvenden Oberflächenanalysen erschlossen hat, weiß Kathleen Hildebrand zu schätzen. Ebenso den Versuch einer Fortsetzung mit dem nun vorliegenden Band. Auch schätzt die Rezensentin Benjamin von Stuckrad-Barres unerbittlichen Blick. Wenn nun wiederum "vielbeschossene" Politiker und Medienmenschen die Zielscheiben sind, erwartet sie allerdings etwas mehr, als ihr die Texte zu bieten haben. Müde, vom "Kalauerzwang" getrieben und viel zu wenig "angry" sieht sie diesen jungen Mann im Mainstream der Kritik herumschwimmen. Gelungener erscheinen ihr die Texte, in denen sich der Autor auch mal selbst aufs Korn nimmt. Dann trifft nämlich auch die Kritik an den anderen plötzlich wie von selbst ins Schwarze.
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