Delphine Horvilleur

Überlegungen zur Frage des Antisemitismus

Cover: Überlegungen zur Frage des Antisemitismus
Hanser Berlin, Berlin 2020
ISBN 9783446265967
Gebunden, 160 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Nicola Denis. Delphine Horvilleur beleuchtet in ihrem Essay den Zusammenhang von Antisemitismus, Faschismus und Misogynie und stellt sich der Frage einer jüdischen Identitätspolitik - auch außerhalb Israels. Wo liegen die Ursprünge antisemitischen Denkens? Was heißt es, jüdisch zu sein, ohne den definierenden Blick des Antisemiten? Und wie hängen Antisemitismus und Frauenfeindlichkeit zusammen? Delphine Horvilleur ist eine von drei Rabbinerinnen Frankreichs und eine der einflussreichsten Stimmen des liberalen Judentums in Europa. In ihrem Essay beleuchtet sie die fatalen Parallelen von Antisemitismus, Faschismus und Misogynie. Dabei spannt sie den Bogen von religiösen Texten bis hin zur politischen Gegenwart.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.06.2020

Rezensent Natan Sznaider räumt ein, dass die Lektüre des Essays der Rabbinerin und Feministin Delphine Horvilleur keine leichte Kost ist. Sznaider begibt sich gemeinsam mit der Autorin auf die Suche nach dem Ursprung und der Essenz des Antisemitismus, die Horvilleur in den rabbinischen jüdischen Quellen vermutet. Dieser, den Antisemitismus nicht abgelöst von den Juden betrachtende Ansatz scheint Sznaider außergewöhnlich und erkenntnisträchtig, zumal die Autorin sich intellektuell elegant und leidenschaftlich zwischen rabbinischer, feministischer und poststrukturalistischer Literatur bewegt, wie der Rezensent anerkennt. Dass und inwieweit der Judenhass untrennbar mit der jüdischen Existenz verbunden ist, lehrt das Buch den Leser laut Sznaider.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.03.2020

Rezensentin Hannah Bethke ist dankbar für Delphine Horvilleurs Erkundung von Ursprüngen und Mustern des Antisemitismus. Eine systematische Untersuchung antisemitischer Motive hält die Rezensentin nach wie vor für notwendig. Horvilleurs Heranziehung von Thora-Texten und postkolonialen Diskursen, vor allem aber ihre Betrachtung der Geschlechterfrage im antisemitischen Kontext scheinen Bethke höchst lesenswert. Die klare, leichte Schreibe und Horvilleurs schonungslose, wenngleich nicht polemische Argumentation gegen antisemitisches Denken und "verzerrende Diskurse" - eine starke, überzeugende Kombi, findet die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.02.2020

Vieles hat die Rezensentin Lea De Gregorio aus diesem Essay gelernt - vom Erkenntnisgewinn für das Heute durch die Lektüre religiöser Schriften über die Tatsache, dass der "Blick des Hassenden in jüdischen Schriften verankert" sei bis zur erschreckenden Parallelität von Frauen- und Judenhass. Horvilleur setzt sich besonders mit Jean Paul Sartre auseinander, stimmt ihm aber nicht darin zu, dass es der Antisemit sei, der den Juden 'macht'. Sowohl in dieser Frage - der Identität des Jüdischen - als auch im Bezug auf das heutige Frankreich und seine muslimische Bevölkerung bleibe die Autorin ihren Leser leider eine gewisse Konkretion schuldig, findet die ansonsten sehr angetane Kritikerin.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.02.2020

Rezensentin Annabelle Hirsch hat sich in Paris mit der Rabbinerin Delphine Horvilleur getroffen und mit ihr über deren neuesten Essay gesprochen. Hier sucht die Autorin Hirsch zufolge nach den Gründen für den Antisemitismus und geht dabei fast psychoanalytisch vor: Horvilleur analysiert auf ihre "kluge, fast weise" Art die rabbinischen Schriften und fragt sich, ob der Hass auf die Juden "wie verdorbenes Erbgut" weitergetragen wird, erklärt die beeindruckte Kritikerin. In jedem Fall facht die Resilienz, die die Juden an den Tag legen, ihn weiter an, hat die Rezensentin gelernt. Nach der Lektüre weiß sie: Der Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 20.02.2020

Rezensentin Catherine Newmark hat diesen Essay der französischen Rabbinerin Delphine Horvilleur mit großem Interesse gelesen. Nicht historisch oder psychologisch, sondern auf der Grundlage von Theologie und Philosophie untersucht die Autorin die Wurzeln des Antisemitismus, informiert die Kritikerin, die mit Horvilleur auch in den Talmud und in andere rabbinische Quellen schaut. "Der Jude und sein Feind tauchen gleichzeitig auf", lernt Newmark - und mehr: Elegant und einleuchtend kann ihr die Rabbinerin den Unterschied zwischen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus darlegen. Fremdenfeindlichkeit sei die Verachtung des Anderen, Antisemitismus hingegen der Hass auf diejenigen, die uns gleichen, aber nicht ganz, erfährt die Kritikerin.