Giulia Mensitieri

Das schönste Gewerbe der Welt

Hinter den Kulissen der Modeindustrie
Cover: Das schönste Gewerbe der Welt
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2021
ISBN 9783751803144
Gebunden, 335 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Lena Müller. Es gibt die klassische Ausbeutung - und es gibt die Ausbeutung in der Mode: Da ist die Fotostylistin Mia - Pradatasche, Jeans, Kapuzenpulli -, der Giulia häufiger begegnet und sofort fasziniert ist von den Gegensätzen, die Mias Berufsleben bestimmen: Während sie erster Klasse um die Welt fliegt und in Fünf-Sterne-Hotels nächtigt, um ihre Aufträge zu erledigen, kann sie ihre Miete kaum bezahlen, geschweige denn ihre Telefonrechnung. An Mias Seite erforscht Giulia daraufhin die Pariser Modewelt, die längst zur Industrie geworden ist. Sie führt Gespräche mit Stylisten und Stylistinnen, mit Designern, Visagistinnen, Fotografen und Models, am Rande von Fotoshootings, nach Modenschauen, bei Verabredungen in angesagten Cafés.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.08.2021

Rezensentin Tanja Rest hält Giulia Mensitieris Buch mit dem "höchst ätzend" ins Deutsche übersetzten Titel "Das schönste Gewerbe der Welt" für einen Glücksfall. Die Autorin und promovierte Kulturanthropologin beschreibt darin die Ergebnisse ihrer jahrelangen Recherche in der normalerweise eher undurchschaubaren Modebranche, erklärt Rest. Vieles, wie die Ausbeutung der meisten Mitarbeiter und Models, war der Rezensentin zwar schon bewusst, doch der klare Blick und die gnadenlose Konklusion Mensitieris, die gesamte Kultur- und Kreativbranche betreffend, sind ihr neu. Den ModearbeiterInnen, die in dem Buch zu Wort kommen und die durch ihre hartnäckige Hoffnung auf Erfolg die Branche am Laufen halten, möchte die Rezensentin am liebsten dieses Buch in die Hand drücken.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.07.2021

Rezensent Alfons Kaiser möchte dieses Buch am liebsten zur "Pflichtlektüre" für die gesamte Modebranche machen. Denn diese Studie der Ethnologin Giulia Mensitieri beschreibt ihm anhand zahlreicher Fallbeispiele die Augen die unwürdigen Arbeitsbedingungen in der Modeindustrie: Er liest hier von Stylistinnen, die sich gerade mal ein Zimmer zur Untermiete leisten können, von Designassistenten, die für 2000 Euro brutto rund um die Uhr arbeiten und die sich ihre "Freiheit" und Kreativität mit prekären Lebensbedingungen erkaufen. Was ihm in dem Buch allerdings fehlt, sind Überlegungen dazu, warum Menschen, die das alles wissen, dennoch die Risiken einer Karriere in der Modebranche auf sich nehmen. Ist ihnen vielleicht das "symbolische Kapital der 'Coolness'" wichtiger? Und wenn ja, sollte man ihre Entscheidungsfreiheit dann nicht respektieren? Fragen, die sich Kaiser stellt, ohne die Modeindustrie für ihre Ausbeutungsmethoden vom Haken zu lassen.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 03.05.2021

Ganz schön umgehauen hat Eva Hepper diese Studie über die Pariser Modewelt beziehungsweise die Welt hinter ihren Kulissen. 2018 machte das Buch bereits in Frankreich Furore, schreibt sie, und was sie daraus mitteilt, lässt nicht nur sie ganz "atemlos". Denn so viel Geld in diesem Metier auch im Umlauf ist, die Modearbeiter:innen - ob Model, Visagist:innen oder Verkaufer:innen - müssen sich nicht selten mit Warengutscheinen als Bezahlung zufriedengeben, arbeiten ewig die so genannten "Schulden" bei ihren Agenturen ab oder malochen ohne Verträge "von Probemonat zu Probemonat". Aber warum machen sie das mit, fragt sich die Kritikerin - und das fragte sich, so lesen wir, auch die Autorin. Es ist der Glamour der Modewelt, bekommt sie zu hören, und die Kritikerin zitiert, es sei die Bezahlung mit dem "sozialen und symbolischen Kapital der Zugehörigkeit" - darin ein perfekter Ausdruck der modernen kapitalistischen Welt.