Franco Moretti

Ein fernes Land

Szenen amerikanischer Kultur
Cover: Ein fernes Land
Konstanz University Press, Göttingen 2020
ISBN 9783835391185
Gebunden, 148 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Bettina Engels und Michael Adrian. Mit zwanzig Abbildungen. Morettis neueste Studie führt den historischen Aufstieg Amerikas zur globalen kulturellen Hegemonie in anschaulichen Momentaufnahmen vor Augen. Sie untersucht Schlüsselepisoden im Wettbewerb der Kunststile, durch welche die Neue Welt die Alte als zentralen Orientierungspunkt moderner ästhetischer Repräsentationen verdrängte. Ein fernes Land legt die verborgenen Bezugspunkte zwischen Kontinenten und Genres offen und ist zugleich eine vergleichende Beobachtung namhafter Dichter, Schriftsteller, Dramatiker, Maler und Filmemacher dies- und jenseits des Atlantiks: Walt Whitman und Charles Baudelaire, Ernest Hemingway und James Joyce, Arthur Miller und Bertolt Brecht. Bemerkenswert ist Morettis Gegenüberstellung von Edward Hoppers Nighthawks und der Niederländischen Meister sowie des Hollywood Western und des Film Noir. Seine Analysen stellen die Brüche in der Form dar, welche die Kulturlandschaft auf beiden Seiten des Atlantiks in den letzten anderthalb Jahrhunderten verändert haben, als das "Wie", "Warum" und "Wofür" in der Literatur auf den Zwiespalt des gesellschaftlichen Lebens zu reagieren begannen. Ein fernes Land ist die essayistische Summe jahrelangen Lehrens (und Lesens) - zunächst in Europa, dann in den Vereinigten Staaten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.12.2020

Rezensent Kai Sina schätzt Franco Moretti als einen Literaturwissenschaftler, dem alles Kanonische fremd ist. Dieses Bändchen macht ihn aber ein wenig stutzig. Dass Moretti endlich die Verbindung von europäischer und amerikanischer Kultur in den Blick nimmt, findet Sina richtig und wichtig. Doch die Auswahl an Autoren und Filmemachern, die Moretti trifft, erscheint dem Rezensenten nicht nur erratisch, sondern abenteuerlich. Immerhin: Ein erster Schritt in Richtung "transatlantischer Kulturgeschichte".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.08.2020

Dieses Buch besteht aus verschriftlichten Einführungsvorlesungen, die der berühmte Literaturwissenschaftler Franco Moretti im Frühjahr 2016 an der Stanford University gehalten hat, erklärt Rezensent Lothar Müller. Obgleich Moretti hier so unterschiedliche Werke wie Gedichte von Walt Whitman und Charles Baudelaire, Prosa von James Joyce und Gertrude Stein, Western und Film Noir analysiert, zieht sich ein roter Faden durch die Lektüren, so Müller: Der Autor ist auf den Spuren der Formen von Kunst und fragt nach den Energien, die sie freisetzen. Von Morettis Faszination für die Magie der Form hat sich der Kritiker sehr gerne anstecken lassen.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 11.07.2020

Rezensentin Maike Albath sieht Franco Morettis neues Buch schon als zukünftiges Standardwerk. Der italienische Literaturwissenschaftler stellt hier die kulturelle Hegemonie der USA heraus, die er darin begründet sieht, dass die amerikanische Kunst eingängiger und "abgeschliffener" als die europäische sei - so zum Beispiel der schlichte Stil von Walt Whitman im Vergleich zur assoziativen Komplexität von James Joyce. "Klarer, knapper und ansteckender" könne man die Relevanz einer Beschäftigung mit Kunst nicht vermitteln, findet Albath, und empfiehlt das Werk daher als Pflichtlektüre für alle geisteswissenschaftlichen Studienanfänger.