Spätaffäre

Ein Traum von Mohammed

Vorschläge zum Hören, Sehen, Lesen. Wochentags um 17 Uhr
14.02.2014. Zum 25. Jahrestag von Ajatollah Chomeinis Fatwa empfehlen wir die BBC-Dokumentation "Salman Rushdie and The Satanic Verses". Außerdem berichtet Masha Gessen von Putins Kampf gegen "Schwulenpropaganda". The New Republic stellt Hannah Bond vor, die erste schwarze Sklavin, die eine Autorin wurde. Und der BR befasst sich mit simulierten Wirklichkeiten im Kino.

Für die Augen

Heute vor 25 Jahren verhängte Ajatollah Chomeini die Fatwa gegen Salman Rushie, daran erinnerte Jochen Hieber heute in der FAZ. Und er wies auf die sehr informative und sehenswerte 90-minütige BBC-Dokumentation "Salman Rushdie and The Satanic Verses" aus dem Jahr 2009 hin. Sie enthält Archivmaterial aus den Jahren 1988 bis 1998, in dem neben dem Schriftsteller selbst auch seine Freunde, Kollegen und Personenschützer zu Wort kommen sowie einige erbitterte Gegner des Buches.



George Clooneys neuer, bei der Berlinale gezeigter Film "Monuments Men" ist bei der Kritik gnadenlos durchgefallen. Als er vor über zehn Jahren sein Regiedebüt "Confessions of a Dangerous Mind" in Berlin präsentierte, war dies noch anders (wobei unser Kritiker Ekkehard Knörer seinerzeit auch leisen Zweifel anmeldete). Arte präsentiert den Film in seiner Mediathek (105 Min.).
Archiv: Für die Augen

Für die Ohren

Der Zündfunk-Generator vom Bayerischen Rundfunk nimmt die simulierten Wirklichkeiten im Kino in den Blick: "Das Kino spielt gerne mit der Wahrnehmung der Zuschauer. Dieses Spiel geht zurück auf Erzähltechniken, die es in Literatur und Theater schon lange gibt. Auch im Kino wird diese zeitgemäße Erzählweise immer beliebter." Hier der Download, Laufzeit 43 Minuten.

Von der Vergangenheit in die Zukunft oder warum historische Vergleich zulässig sind - darüber hat sich Ulrike Timm auf Deutschlandradio Kultur mit dem Berliner Politikwissenschaftler Herfried Münkler unterhalten. Es ging um die Analogien zwischen dem Bürgerkrieg in Syrien und dem Dreißigjährigen Krieg, wie sie der FAZ-Leitartikler Rainer Hermann hergestellt hatte. Auch Münkler bejaht den historischen Vergleich und erläutert viele Parallelen. (12 Min.)

In einem Hörfunk-Interview mit Deutschlandradio Kultur äußerte sich der Regisseur Andreas Dresen u. a. über das linke Gewissen des Kinos und seine Verehrung für Ken Loach, der auf der Berlinale mit dem Ehrenbären geehrt wird. Dresen würdigt ihn als herzensguten Menschen, dessen Lebenswerk auch seine eigene Filmarbeit geprägt habe. Und das, was Dresen "auch besonders liebe an seinen Arbeiten, ist diese Mischung, die Härte des Lebens zu zeigen und auf der anderen Seite aber auch einen unglaublichen Mut und einen wunderbaren Humor, der immer wieder einen fröhlich auch aus dem Kino gehen lässt." (11 Min.)

Archiv: Für die Ohren

Für Sinn und Verstand

Die Journalistin Masha Gessen hat offen wie kaum jemand anderes in Russland Kritik an Putin und der Regierung geübt. Als im vergangenen Jahr die Gesetzte gegen "homosexelle Propaganda" verabschiedet wurden, entschied sich Gessen jedoch, von Moskau nach New York zu ziehen - als lesbische Mutter hätte ihr das Sorgerecht für ihre drei Kinder entzogen werden können. Im Interview mit Meara Sharma berichtet sie in Guernica, wie diese Gesetze das gesellschaftliche Klima verändern: "Sie zementieren soziale Ungleichheit, weil sie es illegal machen, soziale Gleichheit einzufordern. Die Verbraucherbehörde, die für die Durchsetzung der Gesetze zuständig ist, hat eine Broschüre herausgebracht, wie sie zu interpretieren sind. Demzufolge ist jede neutrale oder positive Darstellung von homosexuellen Beziehungen oder nichttraditionellen Familien verboten. Genauso verboten - und das ist interessant - ist die negative Darstellung von heterosexuellen Beziehungen. Ganz nebenbei hat das Gesetz damit also auch jegliche Diskussion über häusliche Gewalt abgewürgt."

In The New Republic erzählt Paul Berman die erstaunliche Geschichte der ersten schwarzen Sklavin, die eine Autorin wurde. Ihr Buch, "The Bondwoman's Narrative", trug die Unterzeile: von "Hannah Crafts, einer Sklavin, die kürzlich aus North Carolina geflohen war." Das Originalmanuskript war 2002 von Henry Gates jr. ersteigert und - mit einem ausführlichen Vorwort versehen - veröffentlicht worden. Inzwischen hat ein Professor namens Gregg Hecimovich Dokumente gefunden, die nahe legen, dass die Autorin Hannah Bond hieß, Sklavin der Wheeler Familie in North Carolina war und nach ihrer Flucht bei einer Familie namens Crafts lebte. Berman ist entzückt: "Zusätzliche Informationen über die Autorin und ihre Lebensumstände werden zweifellos noch erscheinen. Ich kann zu meiner Freude mitteilen, dass mir einige dieser Informationen zufällig vor die Füße fielen, wie Kokosnüsse oder Mangos. Das war vor Jahren, als ich noch Reporter in Nicaragua war. Diese Informationen betreffen Hannah Bonds letzten Sklavenhalter, John Hill Wheeler, und nach meiner Einschätzung liefern sie einen Einblick in den mysteriösesten Teil ihrer Großtat: Wie konnte jemand, der aus so bescheidenen Verhältnissen kommt, die literarische Finesse und den Ehrgeiz entwickeln, 'The Bondwoman's Narrative' zu schreiben? Diese Frage betrifft jeden einzelnen zum Erzähler gewordenen Sklaven, auch wenn vielleicht nie so dramatisch wie in diesem besonderen Fall."