Wolfgang Engler, Jana Hensel

Wer wir sind

Die Erfahrung, ostdeutsch zu sein
Cover: Wer wir sind
Aufbau Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783351037345
Gebunden, 288 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Den Osten verstehen. Wer sind diese Ostdeutschen?, fragt sich die Öffentlichkeit nicht zuletzt seit Pegida, NSU und den Wahlerfolgen der AfD. Antidemokraten, Fremdenfeinde, unverbesserliche Ostalgiker? Zwei Stimmen des Ostens stellen sich in diesem Streitgespräch jenseits von Vorurteilen und Klischees der Frage nach der ostdeutschen Erfahrung, die, so ihre These, "vielleicht am besten mit Heimatlosigkeit zu beschreiben ist, mit einem Unbehaustsein, das viele Facetten kennt. Das sich nicht jeden Tag übergroß vor einem aufstellt, aber das immer spürbar ist, nie weggeht." Ein Beitrag zur Geschichtsschreibung des Nachwendedeutschlands.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.10.2018

Sehr gern hat Rezensent Stefan Reinecke dieses Buch gelesen: Allein dass sich die Auseinandersetzung über die ostdeutsche Erfahrung zwischen der eher links angesiedelten Jana Hensel und dem eher im konservativen Lager angesiedelten  Wolfgang Engler auf "Zimmerlautstärke" und nicht im Brüllton abspielt, empfindet er als äußerst wohltuend. Das die zwischen Analyse und Erlebnisbericht changierende Diskussion der beiden außerdem diszipliniert geführt wird, fast wie eine "geistige Übung", hat ihm ebenso gefallen wie die Korrekturen im Gespräch. Hensel und Engler gehen eben nicht davon aus, die Wahrheit gepachtet zu haben, sondern sind offen für Gegenargumente und Kritik, lobt der inspirierte Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.09.2018

Rezensent Dirk Pilz hat die zehn Dialoge zum Leben als Ostdeutsche, die die Journalistin Hensel, 1976 in Leipzig geboren, und der Ex-Rektor Engler, geboren 1952 in Dresden, führen, als wertvolle Lektüre empfunden. Die Autoren haben zwar etliche Meinungsverschiedenheiten, dennoch bleibe der Dialog gewahrt, so Pilz. Auch wenn Engler für den Geschmack des Rezensenten mehr zu Klischees neigt und den strukturellen Rassismus in der DDR negiert, sieht der Kritiker das Buch als Grundlage für fruchtbare Diskussionen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.09.2018

Jens Bisky ärgert sich. Das ist gut, denn der erste Schritt zum Verstehen, wie er selbst meint. Der Gesprächsband von Wolfgang Engler und Jana Hensel bietet ihm mit seinen Widersprüchen einen guten Eindruck von der Welt, nicht nur von Ostdeutschland. Ob Hensel die AfD als "Emanzipationsbewegung von rechts" bezeichnet oder Engler identitätspolitische Fragen im linken Diskurs kritisiert - Bisky spürt frischen Wind in der Debatte, wenn die Autoren Umbruchserfahrungen und die Folgen diskutieren. Dass beide den scharfen Gegenwind vom Gegenüber aushalten, im Gespräch bleiben und Positionen überdenken, hält Bisky für bemerkenswert, schon wegen der unterschiedlichen Lebensläufe der beiden. Schade, meint Bisky, dass der alte Westen dabei nicht schärfer in den Blick kommt.
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