Eugen Herman-Friede

Abgetaucht! Als U-Boot im Widerstand

(Ab 14 Jahre) Tatsachenroman
Cover: Abgetaucht! Als U-Boot im Widerstand
Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2004
ISBN 9783806750720
Gebunden, 255 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Anfang 1943 muss der 16jährige Eugen untertauchen. Der Schutz des nichtjüdischen Stiefvaters reicht nicht mehr aus, die Deportation droht. Er wird zum "U-Boot", wie die abgetauchten Berliner Juden sich seit 1938 selbst nannten. Schließlich findet er Zuflucht in Luckenwalde, einer Kleinstadt bei Berlin. Hier stößt er auch zu der von Juden und "Ariern" gemeinsam gegründeten Widerstandsgruppe "Gemeinschaft für Frieden und Aufbau". Endlich kann er etwas gegen das verbrecherische Nazi-Regime tun! Er zieht Flugblätter ab und verteilt sie, und er hilft dabei, Verfolgten einen Unterschlupf und falsche Papiere zu besorgen. Immer tollkühner werden die Aktionen. Die Warnungen von Eugens Vater werden nicht gehört, im Herbst 1944 fliegt die Gruppe auf, und für Eugen beginnen die schlimmsten Monate seines Lebens. Eugen Herman-Friede erzählt die Geschichte seiner eigenen Kindheit und Jugend, immer aus der Perspektive des lebenshungrigen Berliner Jungen heraus, der er damals gewesen ist. Der Leser erlebt mit Eugen die zunehmende Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung, wie Eugen erkennt er die dahinterstehende tödliche Bedrohung erst, als es fast zu spät ist. Er spürt die Solidarität und den Mut der im Widerstand gegen das Naziregime vereinten Menschen; er nimmt Teil an den ersten Liebesabenteuern des Helden und fiebert mit ihm mit, wenn eine waghalsige Aktion die Gefahr des Entdecktwerdens weiter erhöht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.05.2005

Die Rezensentin Angelika Overath ist begeistert von diesem auf Tatsachen beruhenden Buch, das ein Holocaust-Überlebender geschrieben hat, der selbst im Widerstand war. Besonders gefallen ihr die "skurrilen Porträts" des sozialen Umfelds und die " umwerfende Lakonie und ein Witz", den sich, wie sie vorsichtig anmerkt, "vermutlich nur ein jüdischer Autor auf diesem Terrain leisten kann". Der junge Protagonist wird erst durch die Nazis zum Juden sozialisiert, beschreibt Overath, mit ihm lernt der Leser jüdische Sitten kennen. Umso erschütternder war dann für die Rezensentin das "sukzessive Abdriften dieser bunten Normalität in das normale pervertierte Leben von Todesangst, Untergrund und Gefängnis."

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.01.2005

Als Kind ahnt der 1926 geborene Eugen Herman-Friede nicht einmal, dass er ein Jude ist. Die Rassegesetze von 1935 lassen es ihn umso heftiger spüren. 1943 flüchtet Herman-Friede in den Untergrund und überlebt dort mit viel Mut und Geschick und vor allem Glück. Was ihm das Überleben ermöglicht, ist nicht zuletzt ein Pass, den vermutlich Cioma Schönhaus ausgestellt hat - gleichfalls ein Jude, dessen nun gleichzeitig erschienene Autobiografie Klaus Hillenbrand parallel bespricht. Mit einem expliziten Urteil über die Erinnerung von Herman-Friede hält sich der Rezensent zurück - an seiner Bewunderung für den Mut des Autors lässt er aber keinen Zweifel.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.11.2004

Empfehlenswert findet Günter Kunert das autobiografische Buch von Eugen Herman-Friede, nicht mehr und nicht weniger. Statt lang und breit zu erklären, warum gerade diese Geschichte um eine jüdische Kindheit im "Dritten Reich" jungen Lesern an die Hand gegeben werden soll, verlässt sich der Rezensent auf die Überzeugungskraft einer dramatischen Inhaltsangabe. Der junge Eugen wird von einer Helfersfamilie nach der anderen versteckt, bis er in Luckenwalde auf andere so genannte "U-Boote", sprich Untergetauchte, trifft. Irritierend, wie naiv sich dort eine Widerstandsgruppe formiert und verhält, die glaubt, allein mit Flugblättern gegen Hitler vorgehen zu können. Das Versteckspiel geht nicht lange gut, Eugen und seine Familie werden entdeckt, doch er entgeht "wie durch ein Wunder" dem Tod und überlebt den Krieg, um Kindheit und Jugend betrogen, resümiert Günter Kunert.