Hans Rudolf Vaget

Seelenzauber

Thomas Mann und die Musik
Cover: Seelenzauber
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783100870032
Gebunden, 512 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Die privilegierte Stellung der Musik im Werk Thomas Manns erschließt sich erst durch eine prismatische Betrachtungsweise, die in vielfältigen Brechungen ihre schlüsselhafte Bedeutung für das Verständnis der deutschen Katastrophe in den Blick zu rücken vermag. Dieser Ansatz erfordert separate Kapitel nicht nur zu den dominanten Gattungen des Kunstlieds und des Musikdramas, sondern auch zu dem Dreigestirn der maßgebenden Komponisten: Wagner, Strauss und Pfitzner. Als ebenso gewichtig und erhellend erweist sich das jeweils sehr unterschiedliche Verhältnis zu den großen Dirigenten Bruno Walter und Wilhelm Furtwängler sowie zu den führenden Wagnerianern seiner Zeit: Franz W. Beidler, Ernest Newman und Theodor W. Adorno.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.02.2007

Jens Malte Fischer beschäftigt sich in einer Doppelrezension mit zwei Büchern zu Thomas Manns Verhältnis zur Musik. Hans Rudolf Vagets "Seelenzauber - Thomas Mann und die Musik" begeistert ihn als kenntnisreiche und in dieser Genauigkeit noch nicht da gewesene Darstellung, und er schätzt im Autor einen ausgewiesenen Kenner sowohl des Werks Thomas Manns als auch Richard Wagners, der bekanntermaßen für den Schriftsteller eine so herausragende Rolle spielte. Vor allem die Verbindung Manns zum Dirigenten Bruno Walter sei bisher kaum je untersucht worden, wofür dem Autor besonderes Lob gebührt, wie Fischer betont. Selbst aus dem schon häufig beackerten Feld des "Doktor Faustus"-Romans gelangt Vaget zu neuen Erkenntnissen und so preist der Rezensent diese Studie als bisher umfassendste Darstellung zu Thomas Manns Musikleidenschaft.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.02.2007

Großes Lob spendet Andreas Kuhlmann dieser Arbeit des in den USA lehrenden Germanisten Hans Rudolf Vaget, die nicht nur dem Verhältnis Thomas Manns zur deutschen Musik nachspürt, sondern darüber hinaus viel aufschlussreiche Erkenntnisse zum deutschen Bildungsbürgertum aufzuweisen hat. Vor allem in seinem Essay "Deutschland und die Deutschen" hat Mann dargestellt, dass es vor allem der ästhetische Innerlichkeitskult gewesen ist, der das deutsche Bürgertum von einem politischen oder gesellschaftlichen Engagement abgehalten habe. Vaget deutet Manns Vorbehalte noch weiter, nämlich dass es die (behauptete) Hegemonie deutscher Musik auch immer Deutschlands Streben nach politisch-militärischer Vorherrschaft legitimierte. Ihm sei also eine potenziell aggressive Mentalität zu eigen gewesen, der Mann zutiefst misstraut habe. Gänzlich belegt sieht Rezensent Kuhlmann diese Generalthese Vagets nicht, dennoch sieht er in diesem Buch ein "gehaltvolles Kompendium" vieler "brillanter philologischer Detailstudien".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.12.2006

Alles in allem sehr aufschlussreich findet der Rezensent Manfred Koch diese Studie, die sich mit dem Verhältnis Thomas Manns zur Musik auseinandersetzt. Ja, mehr noch, in diesem Verhältnis eine Auseinandersetzung mit der verhängnisvollen Nationalprojektion der Deutschen erkennt. Thomas Mann kannte den Rausch der Musik - in Wagner am eindrucksvollsten verkörpert - und erkannte spät, aber dann umso deutlicher die Gefahr, die darin liegt, sich kollektiven Verschmelzungsorgien zu überlassen. Vagets mentalitätsgeschichtliche Lesart des "Doktor Faustus", die den Roman eher als Antizipation denn als schlichte Allegorie der Barbarei begreift, kann den Rezensenten überzeugen. Umso erstaunlicher findet er freilich die Tatsache, dass etwa die mentalitätsgeschichtlich so bedeutende Rolle des Protestantismus im Vergleich dazu viel zu wenig beleuchtet wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.12.2006

Hans Rudolf Vaget würdigt der Rezensent als ausgewiesenen Kenner der Thomas-Mann-Forschung, mit seinem Buch kann er sich dennoch nicht gänzlich anfreunden. In dem Sammelband, der ältere, allerdings überarbeitet und neu kommentierte Aufsätze neben vielen hier erstmals publizierten Texten bietet, geht es dem Autor um die Beweisführung einer einzigen These, meint der Rezensent. Vaget möchte nämlich mit Thomas Manns Musikverehrung, die höchst problematische politische Auswirkungen hatte, wie der Autor argumentiert, ein Stück deutsche "Mentalitätsgeschichte" ausfindig machen, erklärt der Rezensent. Thomas Mann einzig als "Großmeister" dieser deutschen Mentalitätsgeschichte zu lesen, erfordert allerdings einige mutwillige Zitatverkürzungen, zum Teil gar rigorose Umdeutungen der Texte, moniert der Rezensent. Auch wenn er sich der Grundthese der Vagetschen Argumentation nicht unbedingt anschließen möchte, so betont Heftrich dennoch, dass es sich bei diesem Sammelband um eines der wichtigsten Thomas-Mann-Bücher der vergangenen zehn Jahre handelt. "Anregungen und Provokationen" enthält es auf jedenfalls genug, um zu fesseln, lobt der Rezensent.
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