Ghassan Kanafani

Rückkehr nach Haifa

Roman aus Palästina
Cover: Rückkehr nach Haifa
Lenos Verlag, Basel 2018
ISBN 9783857878008
Gebunden, 96 Seiten, 9,90 EUR

Klappentext

Aus dem Arabischen von Hartmut Fähndrich. 1948 ergreifen während gewaltsamer Auseinandersetzungen in Haifa Tausende Palästinenser die Flucht. Ein Ehepaar wird durch unglückliche Umstände von ihrem fünf Monate alten Sohn getrennt. Sie versuchen erfolglos, zu ihrem Haus und dem Kind zurückzukehren, und bald wird die Grenze zum neu ausgerufenen Staat Israel geschlossen. Erst zwanzig Jahre später betreten sie Haifa wieder. Ihr Sohn Chaled lebt noch in ihrem Haus, doch er trägt eine israelische Uniform und heißt Dov. Er wurde von jüdischen Einwanderern adoptiert. Eine Rückkehr zu seinen leiblichen Eltern lehnt er ab, da er sich seinen Adoptiveltern und Israel mehr verpflichtet fühlt als Blutsbanden. Ghassan Kanafani wirft existentielle Fragen auf: Hat die Abstammung oder die Erziehung größere Bedeutung? Was bedeutet Heimat? Ähnlich wie in Brechts "Kaukasischem Kreidekreis" geht es darum, wem das Kind gehört. Und nicht zuletzt zeigt er beide Seiten als Betrogene und Opfer der israelischen und der internationalen Politik.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.04.2019

Ghassan Kanafani gehört trotz seines frühen Todes im Jahre 1972 im Alter von 36 Jahren zu den bedeutendsten Schriftstellern Palästinas, weiß Rezensent Ulrich Rüdenauer, der zunächst die Lebensgeschichte des Autors, Journalisten und Mitglieds der Volksfront zur Befreiung Palästinas kurz resümiert. Es ist nicht das erste Mal, dass der vor knapp fünfzig Jahren erstmals veröffentlichte Roman in vorzüglicher deutscher Übersetzung von Hartmut Fähndrich erscheint, fährt der Kritiker fort, der das neu aufgelegte Buch als eindringliches Werk über die Unwahrscheinlichkeit einer Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern empfiehlt. Erzählt wird die Geschichte von Chaldun, der während des Unabhängigkeitskrieges 1948 von seinen palästinensischen Eltern getrennt wird, unter dem Namen Dov bei jüdischen Holocaust-Überlebenden aufwächst und sich auch nach der Zusammenkunft mit seinen leiblichen Eltern zwanzig Jahre später für die israelische Identität entscheidet. Dass Kanafani in seinem "intimen Drama" Anteilnahme für beide Seiten aufbringt, auch wenn er klar macht, dass ein Unrecht das andere nicht rechtfertigt, erkennt der Kritiker an.
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