Otto A. Böhmer

Der Zuwender

Historischer Roman aus der jüngsten Zeit
Cover: Der Zuwender
Weidle Verlag, Bonn 2006
ISBN 9783931135973
Gebunden, 412 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Der Roman erzählt die Geschichte eines Politikers, der eine Erfahrung macht, die ansonsten dem Wahlvolk vorbehalten bleibt: Alexander Pocke-Pückler, Staatsminister für Kultur, wird von massiver Politikverdrossenheit heimgesucht. Er sieht sich in einen Betrieb eingespannt, in dem es von Wichtigtuern nur so wimmelt. Die Symptome spürt Pocke-Pückler am eigenen Leibe: Er ist müde und fahrig, geheime Sehnsüchte rumoren in ihm. Er ahnt, dass es eine Wahrheit gibt, die mit seinem bisherigen Leben nichts zu schaffen hat. Als er während einer öffentlichen Veranstaltung einen Kollaps erleidet, wird er in eine Rehaklinik im Schwarzwald gebracht. Dort erlebt Pocke-Pückler eine wundersame Genesung: Seine bisherigen Beschwernisse fallen von ihm ab, er sieht die Welt mit anderen Augen. In der Berliner Politik vermisst man ihn nicht, zumal seine Frau Ann-Kathrin, auf Wunsch des Kanzlers, für ihren kranken Mann weitermacht und sein Ministeramt übernimmt. In der Klinik begegnet er dem namenlosen Ich-Erzähler des Romans, der seine besten Tage hinter sich hat. Aus einer Betreuungsanstalt in die Freiheit entlassen, macht dieser sich in einem fremdgewordenen Leben kundig, auf die für ihn bewährte Weise, nämlich als Verlierer, der seine Niederlagen ins Gegenteil verkehrt. Bei einer Generalswitwe in Freiburg nimmt er Quartier und findet Gefallen an ihrer Tochter. Später bekommt er einen Job als Zuwender in jener Rehaklinik - Zuwendung nämlich sei das, was den Patienten fehle. Pocke-Pückler und er finden zueinander - und zu sich selbst.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.02.2007

Bestens unterhalten hat sich Stephen Reinhardt bei der Lektüre von Otto A. Böhmers satirischem Roman "Der Zuwender", der für ihn das Vorurteil widerlegt, Politik eigne sich nicht als Romansujet. Die Handlung um einen deutschen Kulturstaatsminister, der auf einem Nietzsche-Symposion einen Schlaganfall erleidet und sich in einer Klinik im Schwarzwald wieder regeneriert, scheint ihm zwar reichlich konstruiert. Aber durch die gekonnten, treffenden und höchst komischen Satiren auf den Medien-, Kultur- und Politikbetrieb, die Böhmer zu bieten hat, fühlt er sich mehr als entschädigt. Besonders gefallen haben ihm zudem die eingestreuten Geschichten, die Böhmer den namenlosen Ich-Erzähler, den auch in der Klinik tätigen Zuwender, erzählen lässt - etwa über den jungen Eichendorff in Heidelberg, den jungen Goethe in Frankfurt oder auch über seine Erlebnisse als Autor und Regisseur eines Films über Friedrich Nietzsche.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.10.2006

Ganz hingerissen ist Rezensentin Brigitte Kronauer von diesem Roman Otto A. Böhmers um einen Kulturstaatsminister, der nach einem Schlaganfall in einer Schwarzwälder Reha-Klinik wieder auf die Beine zu kommen versucht. Sie versteht den Roman durchaus politisch, liest ihn als gediegene Satire auf die bundesrepublikanische Kulturpolitik sowie den aufgeblasenen Medien- und Kulturbetrieb. Besonders komisch findet Kronauer dabei die brillanten Parodien von Politikerreden. Aber mehr noch sieht sie in dem Buch ein Werk über die Suche nach dem Glück, das bei allem ausufernden Witz, aller Komik und Ironie von einer Melancholie über die Hinfälligkeit und die unstillbare Sehnsucht menschlicher Existenz geprägt ist. Zugleich unterstreicht Kronauer das Tröstliche dieses Buchs, das sie eben deshalb für ein eminent bedeutendes Werk hält.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de
Stichwörter