Nell Zink

Das Hohe Lied

Roman
Cover: Das Hohe Lied
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2020
ISBN 9783498076719
Gebunden, 512 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Tobias Schnettler. Pam, Daniel und Joe sind die wahrscheinlich schlechteste Punk-Band auf der Lower East Side. Doch dann widerfahren ihnen zwei Wunder - eine Tochter für Pam und Daniel, eine überraschende Hit-Single für Joe. Zusammen kämpfen sich die drei durch die ausgehenden Neunziger, teilen sich ihre wachsenden Erfolge, arbeiten zusammen, um Joe zum Superstar zu machen und der kleinen Flora eine glückliche Kindheit zu bescheren. Doch am 11. September 2001 fällt der terroristische Angriff auf die Stadt mit einem vernichtenden persönlichen Verlust für das Trio zusammen. Danach wächst Flora in einer stark veränderten, zunehmend gespannten politischen Großwetterlage heran. Sie beginnt sich für Umweltthemen zu engagieren und die sich weitende Kluft zwischen der politischen Klasse und dem einfachen Bürger zu überbrücken. Doch als das junge Jahrhundert mit der Kandidatur von Donald Trump eine weitere neue Bedrohung erfährt, sieht sich ihre Familie gezwungen, längst verloren geglaubte Kräfte zu mobilisieren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.11.2020

Nicht Spaß, sondern Erleuchtung verspricht Nell Zinks neuer Roman, versichert Rezensent Christoph Schröder, der das "Hohe Lied" auch als "Parodie" auf die Romane Sally Rooneys liest. Der Kritiker begleitet hier zunächst die drei Eighties-Hipster Pam, Joe und Daniel durch das New York der Achtziger und Neunziger inklusive Drogen, Partys und Musikkarrieren bis der elfte September dem hedonistischen Dasein der Freunde ein Ende setzt. Joe stirbt an einer Überdosis Heroin, Zink konzentriert sich von nun an auf Pam und Daniels Tochter Flora, die als Klimaschutzaktivistin und schließlich Wahlkämpferin in der Kampagne der grünen Präsidentschaftskandidatin Jill Stein den typischen Millennial repräsentiert, meint der Rezensent. Essayistische Passagen zum Zeitgeist der jeweiligen Epochen, Zinks Witz und ihre erkenntnisreichen Erklärungen für den Trump-Erfolg lassen den Kritiker eine klare Leseempfehlung aussprechen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.11.2020

Rezensent Tobias Lehmkuhl kann die Songs aus dem Buch von Nell Zink schon auswendig, er pfeift sie unter der Dusche. Der Roman nimmt ihn mit in die New Yorker Musikszene der 90er bis 2000er und erzählt ihm von der Härte des Business und der Liebe und Treue zu den eigenen Wünschen. Die Figuren im Text sind Lehmkuhl gleich sympathisch, einige sterben früh, andere machen weiter. Ironisch, rasant, cool liest sich das laut Rezensent, kurzweilig vor allem. Und über Musik und die Leidenschaft dafür lässt sich auch was lernen, verspricht er.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 05.11.2020

Rezensentin Ursula März dankt der in Deutschland lebenden amerikanischen Autorin Nell Zink für eine wunderbar "schnoddrige" und zugleich einfühlsame Chronik der neueren US-Geschichte. Die Kritikerin folgt hier den drei Punkrockern Joe, Daniel und Pam vom Beginn der Achtziger bis zur Wahl Trumps, genießt mit diesen Drogen, Sex und Musik bis zum Wendepunkt durch den 11. September, erlebt Joes Drogentod und staunt, wie Zink ihren 500-Seiten Roman zu einem Drei-Generationenporträt ausbaut und zugleich den "politischen Absolutismus" seziert. Tempo und Ton des Romans lassen März eine klare Leseempfehlung aussprechen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.10.2020

Wiebke Porombka mag nicht entscheiden, ob Nell Zink nun einen Lob- oder einen Abgesang auf die USA verfasst hat, wahrscheinlich beides, ahnt sie. Bemerkenswert an Zinks Roman findet sie zum einen den lässigen Humor, mit dem die Autorin das Leben in Manhattan Ende der achtziger schildert, in dem ihre Protagonisten als reichlich unaufgeregte Slacker und Künstler unterwegs sind, so dass die Rezensentin ganz wehmütig wird. Zum anderen gefällt Porombka Zinks überrumpelnde Art, Figuren recht rasant einzuführen, als stünde man als Leserin plötzlich in einem "wildfremden Schlafzimmer". Der Schwung jedenfalls dieser Erzählung, die spätestens mit dem 11. September in eine neue Weltordnung einbiegt und so manche der Figuren hinter sich lässt, scheint Porombka berückend.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 29.09.2020

Yannic Han Biao Federer hätte sich gewünscht, dass Nell Zinks Roman über driftende junge Musiker im New York der 1990er und 2000er Jahre ungefähr auf Seite 250 endet. Bis dahin unterhält ihn die Autorin fabelhaft mit kunstvoll angedeuteten Familiengeschichten, "subkulturellen Abgrenzungsmechanismen" und pointierten Insiderdialogen prall mit Bandnamen, Fanzine-Titeln etc. Was dann folgt, die Verwandlung der Protagonistin zur Öko-Aktivistin, findet der Rezensent eher lahm und uninspiriert, leider.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 11.09.2020

Rezensent Carsten Otte empfiehlt den neuen Roman von Nell Zink als Mix aus abwechslungsreicher Heldenreise und genauer Milieustudie des US-Musikbusiness in den späten 80er Jahren, der ab dem zweiten Drittel noch einmal eine ganz neue Wendung nimmt, hin zum Familienroman und den Lebenslügen dreier Generationen. Tempo- und pointenreich findet Otte die sich über ein Vierteljahrhundert erstreckenden Episoden, die schließlich sogar noch Trumps Präsidentschaftswahl 2016 thematisieren. Für Otte Zinks stärkster Roman, der mit genauer Figurenzeichnung, vielschichtiger Themenbehandlung und Humor überzeugt.