Yasmina Reza

Frühmorgens, abends oder nachts

Cover: Frühmorgens, abends oder nachts
Carl Hanser Verlag, München 2008
ISBN 9783446230293
Gebunden, 208 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel. Ob sie ihn auf seiner Wahlkampftour begleiten dürfe, hat Yasmina Reza im Frühjahr 2006 den damaligen französischen Innenminister Nicolas Sarkozy gefragt, und er hat sofort zugestimmt: Ein Jahr lang ist sie ihm gefolgt, von Paris bis in die tiefste Provinz, nach New York, London und Berlin, in Stahlfabriken, Schulen und Krankenhäuser und zu internen Besprechungen, bei denen kein Journalist zugelassen war. Reza erlebt den heutigen Präsidenten von Frankreich hinter den Kulissen aus nächster Nähe. Scharfsichtig, distanziert und bisweilen ironisch erzählt sie vom Leben Sarkozys, vom Pathos des politischen Alltags und seiner Monotonie. Zugleich beschreibt die meistgespielte Autorin des Gegenwartstheaters die Politik als suggestive Inszenierung. Rezas Wahlkampf-Tagebuch ist voller brillanter Beobachtungen und Details - eine Begegnung von Literatur und Politik auf höchstem Niveau.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.05.2008

Als eine "Figur auf der Bühne" sieht Georg M. Oswald Präsidentschaftskandidat Nicolas Sarkozy von Yasmina Reza beschrieben. Die Theaterautorin durfte Sarkozy als "literarische Beobachterin" während seines Wahlkampfes begleiten und ihre Eindrücke festhalten. Das Bild, das sie von diesem Politiker vermittelt, scheint Oswald geradezu anrührend, zeichnet sie doch eine Figur, die einsam, ehrgeizig, erfolgsbesessen, leicht kränkbar und unfreiwillig komisch ist. Ein wenig fühlt er sich an Robert Harris Roman "Ghost" erinnert, insbesondere im Blick auf die Leere, die um Sarkozy herrscht, der zugleich selbst völlig leer erscheine.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.03.2008

Schwer zu sagen, wie Rezensentin Gabrielle Killert Yasmina Rezas Sarkozy-Buch wirklich findet. So richtig rückt sie nicht damit raus. Man spürt allerdings, dass ihr weder das Ansinnen der Autorin, einen wie Nicolas Sarkozy zu porträtieren, noch die Autorin und Sarkozy selbst so ganz geheuer sind. Ein wenig zu distanzlos und unkritisch scheint ihr Rezas Buch auch zu sein, jedenfalls was Person und Politik des späteren französischen Präsidenten betrifft. Auch scheinen sich der Ansicht der Rezensentin nach mit Reza und Sarkozy zwei vergleichbare Kaliber gegenüberzustehen: Spezialisten nämlich für "Glanz, Glamour und große Worte". Zumindest eins aber macht die Rezensentin dann doch unmissverständlich klar: Nicolas Sarkozy ist keine typische Reza-Figur.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2008

Brandaktuell war dieser Band, als er in Frankreich knapp drei Monate nach Amtseinführung des neuen Präsidenten Nicolas Sarkozy erschien. Die Erfolgsdramatikerin Yasmina Reza hatte Sarkozy während seines Wahlkampfs aus nächster Nähe begleitet, sich mit dem Gegenstand ihrer Betrachtung so weit jedenfalls angefreundet, dass sie vom Sie zum Du übergingen. Der Genauigkeit der Beschreibung aber hat das kein bisschen geschadet, stellt ein begeisterter Jochen Hieber fest. Deshalb ist das Buch auch angesichts neuer Umtriebe des Präsidenten keineswegs überholt. Mit der schonungslosen Genauigkeit einer "Vivisekteurin", mit "glänzendem Beobachtungs- und Sprachvermögen" nähert sich Reza dem stets ruhelosen "Präsidenten des 21. Jahrhunderts" (Selbstschreibung Sarkozys). Und darum lässt sich nicht nur über dies rastlose Figur, sondern auch über die Gesellschaft, die er auf Wahlkampfreisen durchrast, in diesem Band, so Hieber, viel lernen.
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