Nathaniel Rich

King Zeno

Roman
Cover: King Zeno
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783737100915
Gebunden, 448 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Henning Ahrens. New Orleans nach dem Ersten Weltkrieg. Jazz, die Spanische Grippe, Rassismus, Prostitution, Mafia, dazu ein Axtmörder, der sein Unwesen treibt - eine Stadt wie ein Hexenkessel. Mittendrin der Ermittler Bill Bastrop, der traumatisiert aus dem Krieg in Europa zurückgekehrt ist und auf der Suche nach dem Axtmörder das verruchte French Quarter durchkämmt; die italienische Mafiapatin Beatrice Vizzini, die nicht ahnt, dass sie den Mörder gut kennt, und mit allen Mitteln den Bau eines gigantischen Kanals zwischen Mississippi und Lake Pontchartrain vorantreibt; schließlich der junge schwarze Trompeter Izzy Zeno, der beim Bau des Kanals schuftet, um Frau und Tochter durchzubringen. Bei den Kanalarbeiten aber wird nicht nur Erde zutage gefördert - in New Orleans, das auf Schlamm gebaut ist, bleibt nichts und niemand lange begraben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.01.2021

Angesichts eines furiosen Romanendes ist Rezensent Jörg Häntzschel bereit, Nathaniel Rich für dick aufgetragenes Mentalitäts- und Sozialgeschichtliches in der Story um einen Axtmörder im New Orleans von 1918 zu verzeihen. Die drei Hauptfiguren, ein Jazzmusiker, ein Polizist und eine Mafia-Chefin, und die düstere Atmosphäre im Text ziehen Häntzschel auch schnell in ihren Bann. Wie Rich in diesem historischen Krimi geduldig nach den Ursachen komplexer Prozesse gräbt, die den Figuren schließlich zum Verhängnis werden, scheint dem Rezensenten lesenswert.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.11.2020

"Brilliant komponiert" nennt Rezensent Kai Spanke Nathaniel Richs Roman. Eine Komposition ist das, so Spanke, die neben detailreichen, gelassen und präzise strukturierten Prosa-Passagen auch Raum für frei geäußerte Reflexionen und Eindrücke lässt. Diese Reflexionen betreffen zum einen die Vergangenheit, wenn beispielsweise ein Polizist seiner Ehefrau von traumatischen Kriegserfahrungen in Frankreich erzählt und sich dabei mental in die Vergangenheit zurückversetzt fühlt. Zum anderen richten sie sich auf die Zukunft, genauer gesagt: auf die Unendlichkeit, denn unsterblich zu werden, das ist das Ziel der Mafia-Patin und Bauleiterin Beatrice. Ihre Hoffnungen unter anderem nutzt der Autor, um den Erfahrungen der Roman-Vergangenheit immer wieder die Gegebenheiten der Gegenwart gegenüber zu stellen, und den Erwartungen der Roman-Realität die Wirklichkeit unserer Leser-Gegenwart. So wird mit jeder weiteren gefundenen Leiche, jedem weiteren Opfer der spanischen Grippe, und jedem weiteren rassistisch diskriminierten Menschen deutlicher: Die strukturellen Probleme von damals sind die strukturellen Probleme von heute. "King Zeno" wird Spanke zufolge damit zur "Absage" an jede teleologische Geschichtsauffassung.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de