Werner Hofmann

Goya

Vom Himmel durch die Welt zur Hölle
Cover: Goya
C.H. Beck Verlag, München 2003
ISBN 9783406486197
Gebunden, 340 Seiten, 78,00 EUR

Klappentext

Mit seinen über 200 weitgehend farbigen Abbildungen gibt der Band einen umfassenden Überblick über das einzigartige malerische und grafische Werk Francisco Goyas. Werner Hofmann erschließt dem Leser darüber hinaus den rätselvollen Doppelsinn der Bildwelt des spanischen Malers.diesseitige und jenseitige Hölle sich verschränken. Auch die religiösen Bilder geraten Goya zum Traditionsbruch: "... in der Malerei gibt es keine Regeln." Folgt man den hellsichtigen Visionen des Malers, so erfüllen Absurdes und Irrationales die Welt. Goya benennt deren Abgründe in ihrer teuflischen Schönheit. Aber er zügelt die barbarischen Schrecknisse nicht, sondern bannt sie und steigert sie formal. In diesem rationalen Gestaltungsakt einer absurden Welt liegt die unerhörte und verstörende, bis heute andauernde Modernität seiner Schöpfungen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.01.2004

Eine "faszinierende" Darstellung von Goyas Schaffen ist Werner Hofmann gelungen, schreibt Rezensent Martin Meyer. Der Leser glaubt es angesichts dieser ausführlichen Kritik sofort: Das Buch hat Meyer sichtlich inspiriert. Er geht in seiner Besprechung in erster Linie chronologisch vor, von den vergleichsweise konventionellen Anfängen des Mengs-Schülers über erste Abweichungen ins Düstere in den Teppichvorlagen der frühen 1790er Jahre bis hin zu den Blicken in die finsteren Abgründe, als die sich die "Caprichos" präsentieren - im Zentrum das Bild von einem Mann, dessen Schlaf (oder Traum) Monster gebiert. Hofmann stellt hier die These von der "negativen Idealität" auf, schreibt Meyer. Sie bedeute, dass "das Böse und Quere 'in der Welt' ins Kunstwahre übergegangen ist, das Abstruse der figürlichen Erscheinung plötzlich Lebensfähigkeit beweist". Meyer scheint damit einverstanden zu sein, fragt sich allerdings, ob Hofmann Recht hat, wenn er Goya als Aufklärer beschreibt, der mit seiner Kunst die Monster "bannen" wollte. Selbst wenn Goya seine Kunst vollkommen unter Kontrolle hatte, entwickelt sie nicht doch eine "Eigenkraft, die alles Gedachte und Gewollte sprengt?", fragt sich Meyer. Aber das ist nur ein kleiner Einwand am Rande. Unser Rezensent ist von diesem Buch sichtlich hingerissen. Es beweist, lobt er, "einen zugleich gedanklichen und philologischen Schwung, der durch alle Phasen des Werks und des Mannes trägt, um jene Obsession zu dokumentieren, zu ordnen und zu deuten".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.11.2003

"Noch nie", beschwört der Kunsthistoriker Martin Warnke diese Goya-Monografie von Werner Hofmann, "ist die deutende Sprache diesen eigentlich unbeschreiblichen Bilderwelten und den ihnen zugrunde liegenden Angst- und Schreckenserfahrungen so nahe gekommen." Gelegentlich, gesteht Warnke, habe er sich sogar bei dem Eindruck ertappt, die - brillant reproduzierten - Bilder in dem Band seien für diesen so eindringlichen Text in Auftrag gegeben. Im Mittelpunkt der Monografie, erläutert Warnke, stehen nicht die Familienbildnisse, mit denen Goya die spanischen Adelskreise bediente, sondern die Radierungen der "Caprichos" und der "Desastres de la Guerra". Hofmann gehe es also nicht um den Goya, der sich um adlige Salons und höfische Privilegien bemühte, sondern um den Goya, der den Schrecken nachspürte, denen die menschliche Kreatur ausgeliefert ist. Es geht Hofmann aber auch um Goya als "Prototypen des modernen Künstlers", der "Ordnung mit Regie" verwechselt und "mit plakathaften, bravourösen Effekten auf sich aufmerksam machen muss".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.10.2003

Dieses mit "kaum verborgener Leidenschaft" geschriebene Werk von Werner Hofmann ist für den sehr beeindruckten Rezensenten Willibald Sauerländer nicht nur ein "wissenschaftliches Buch", sondern ein "Bekenntnis". Es sei Hofmanns erklärtes Ziel, "sich gegen die räsonierende und moralisierende Vorstellung von Goya als Aufklärer zu wenden". Sich dagegen zu wenden heiße jedoch nicht, Goya einseitig darzustellen, sondern im Gegenteil seine faszinierende "Janusköpfigkeit" aufzuzeigen, die von einem "nie aufzulösenden Wechsel zwischen Vernunft und Traum, Maskierung und Wahrheit" bestimmt sei. Die "Entfaltung von Goyas Werk auf seinem Weg vom Himmel durch die Welt zur Hölle" setze Hofmann gekonnt in den Kontext einer Zeit, in der der Künstler im Zuge der "Verweltlichung" zum "neuen Heiler" wurde. Dazu, so der Rezensent, dient dem Autor das berühmte Capricho Nummer 43 als "Schlüsselwerk und Symbol" für das Verständnis von Goya. Besonders das Kapitel, in dem Goya zu sich selbst spricht, hat es dem Rezensenten angetan: In "ruhigem" und "einfühlsamen" Ton lasse sich Hofmann auf Goyas späte Zeichnungen geschundener Menschen ein. Für den Rezensenten ist dieses Buch "keine Künstler-Monografie im konventionelle Sinne", sondern die "innere Geschichte" von Goyas Werk. Hofmann folge keiner "geraden Linie", keinem "System" und keinem "Schema". Er lasse sich furchtlos auf "dunkle Metaphorik" und "ausschweifende Digressionen" ein, tue dies aber auf eine "präzis-unprätentiöse" Art, die den Rezensenten ins Schwärmen bringt: "Ein solches Buch kann man nur im Alter schreiben."
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