Annette Mingels

Romantiker

Geschichten von der Liebe
Cover: Romantiker
DuMont Verlag, Köln 2007
ISBN 9783832180140
Gebunden, 195 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Simon und Simone sind Zwillinge, doch sie haben einander nie kennen gelernt. Als Simon die verlorene Schwester ausfindig macht, treffen sie sich in London und werden vom Gefühl überwältigt, zueinander zu gehören. Es fühlt sich an wie Liebe oder wie Begehren. Simone reist ab, doch bald darauf steht ihr Bruder vor der Tür und verlangt, hereingelassen zu werden. Soll sie öffnen? Annette Mingels erzählt von der Liebe und ihrer Unmöglichkeit. Sie erzählt vom Chaos der Geschlechter, von Lüge und Geheimnis, vom Verlangen und von dem, was Liebe anrichtet illusionslos, fesselnd, verführerisch. Für ihre Erzählungen erhielt Annette Mingels zahlreiche Auszeichnungen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.09.2007

Wolfgang Schneider ist von diesen Erzählungen über die Liebe zwischen Menschen in den Dreißigern sehr beeindruckt und er glaubt, dass die Autorin Annette Mingels in der 10-seitigen Kurzgeschichte ihre ideale "Form" gefunden hat. Im Mittelpunkt der Geschichten stehen die "inneren Vorbehalte" und die "gemischten Gefühle" erklärt der Rezensent, den besonders die Erzählung über die Beziehung von James und Nora Joyce fasziniert hat. Als eigentliches Glanzstück des Bandes aber preist er die letzte Erzählung "Nachbeben", in der ein Fast-Seitensprung geschildert wird. Nicht nur hier erweist sich Mingels' großes Geschick für gelungene Einstiege und kunstvolle Zäsuren, die zur Spannung beitragen, lobt Schneider. Er preist das psychologische Gespür der Autorin, die dennoch darauf verzichtet, ihre Protagonisten zu "psychologisieren" und bewundert ihr Talent, Figuren und ihre Umgebung konkret und facettenreich zu schildern. Und wenn man die Erzählungen ein zweites Mal liest, dann kann man auch die vielen gelungenen Einzelheiten bewundern, die man beim ersten Lesen vielleicht nicht bemerkt hat, so Schneider begeistert.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.07.2007

In dreiviertel der Liebesgeschichten aus Annette Mingels Band "Romantiker" umschifft die Autorin die Gefahr der Spannungslosigkeit trotz oft wenig vorwärts drängenden Handlungsabläufen, stellt Joseph Hanimann anerkennend fest. Wenn er also kritisiert, dass die Titelgeschichte ein bisschen ins Leere läuft, so fasziniert ihn beispielsweise eine Erzählung von inzestuös verstrickten Zwillingen als psychologisch äußerst treffend. Besonders beeindruckt zeigt sich der Rezensent von einer Geschichte, in der ein Mädchen ihre ertrunkene Schwester im Gartenteich findet und anhand dieser Schrecksekunde die ganze Historie von Liebe, Schuld und Eifersucht der Schwestern Gestalt gewinnt. Auch beim Einfangen zartester innerer Momente bewahrt die Trockenheit des Tons die Autorin vor allzu romantischen Klängen, bemerkt der Rezensent zufrieden, der versichert, dass mit Mingels, die bereits mit einem Roman positiv hervorgetreten ist, nun auch in der kürzeren Prosa "zu rechnen ist".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.03.2007

Lobend äußert sich Alexandra Kedves über Annette Mingels' nun vorliegenden Band mit Kurzgeschichten. Sie bescheinigt Mingels, die sie bisher nur als Roman-Autorin kannte "immer besser" zu werden. Ihre Entscheidung, das Genre zu wechseln, betrachtet Kedves geradezu als "Glücksgriff". Andres als Mingels' Romane kranken ihre Kurzgeschichten nach Ansicht der Rezensentin nämlich weder unter "Umstandskrämereien" noch unter angestrengten Dramaturgien. Die Figuren, die in den vorliegenden Geschichten auftreten, sind ihr aus den Romanen vertraut: Es sind Gestalten, die aneinander vorbei leben oder deren Miteinander die Hölle ist, die zwischen "klammheimlichen Hoffnungen" und "kultivierter Abgebrühtheit", zwischen Anziehung und Abstoßung pendeln. Sie lobt die klugen Beobachtungen der Autorin und ihr Sensorium für Details. Besonders beeindruckt das "Glanzstück des Buches", die Geschichte "Nachbeben", ein "souverän, unaufgeregt durchgespieltes Ehedramolett".