Jeremy Narby

Die kosmische Schlange

Auf den Pfaden der Schamanen zu den Ursprüngen modernen Wissens
Cover: Die kosmische Schlange
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2001
ISBN 9783608935189
Gebunden, 268 Seiten, 20,20 EUR

Klappentext

Seine visionären Erfahrungen bei Schamanen im südamerikanischen Urwald schildert Jeremy Narby, ein kanadischer Anthropologe. Unter dem Einfluss von Drogen eröffnet sich ihm das Wissen der Indianer: Imaginativ, phantastisch, ganzheitlich symbolisiert als Schlange...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.07.2001

Hermann Wallmann bespricht zwei Bücher, die ein gemeinsames Thema haben: Es geht um die Bedeutung der Schlange für das menschliche Leben und Bewusstsein. Und auch wenn der Rezensent den Ausführungen in beiden Bänden nicht gänzlich zustimmt, rühmt er doch die Freiheit des Lesens, auch im Spekulativen dem Geheimnis des Lebens auf die Schliche zu kommen.
1) Jeremy Narby: "Die kosmische Schlange" (Klett-Cotta)
Der 1959 in Kanada geborene Ökologe und Anthropologe hat 1985 im peruanischen Regenwald eine interessante Entdeckung gemacht: Bei den Ashaninca lernte er einen Schamanen kennen, der sein Wissen über Heilpflanzen unter dem Einfluss von Halluzinogenen erworben hat. Narby habe das so beeindruckt, dass er einen erkenntnistheoretischen Bewusstseinswandel vollzogen hat, schreibt Wallmann. Wissenschaft sei für Narby seither nicht länger nur das, was in der westlichen Welt erforscht wird, sondern sie zeige sich auch in sämtlichen anderen Kulturen. So könne etwa die Doppelschlange als Sinnbild der DANN stehen. Für Wallmann ist Narbys Interpretation schon interessant, aber doch kühn und "pataphysisch-poetisch" ausgearbeitete Esoterik. Im Zweifel, meint der Rezensent, sei Narby ein begnadeter Erzähler, der mit seinem Buch Impulse setze, "rationale Wissenschaften" auf ihren Absolutheitsanspruch hin zu überprüfen.
2) Robert Twigger: "Schlangenfieber" (Argon)
Twiggers Buch ist für Wallmann ein aberwitziger Bericht über die Suche nach der längsten Schlange der Welt, die der Autor in sich selbst gefunden hat. Er hat zwar auch eine Interpretation für die Schlange gefunden, doch die sei ganz anders ausgefallen als die von Narby. Weniger esoterisch komme Twigger zu dem Schluss, der auch das Ende seiner Suche nach der Superschlange markiere: dass sie das sei, was man daraus mache. Sie zu fangen, beweise für Twigger alles - und eben auch nichts.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.06.2001

Was der Autor da aus der Welt der Halluzinationen und Mythen indianischer Schamanen zu berichten weiß, erscheint der Rezensentin dann doch etwas fremdartig. Die DNS gesegnet mit Bewusstsein und fähig zu zielgerichtetem Handeln? Das Makromolekül als Urheber visionärer Einsichten und Quell "erstaunlichen botanischen und medizinischen Wissens"? Die Doppelhelix? Hm. Doppelhm. "Darüber kann man geteilter Meinung sein", findet Diemut Klarner. Doch, kann man. Das Engagement des Autors dagegen für das Wohlergehen seiner Schamanen und ein Copyright ihres naturkundlichen Wissens stößt bei Klarner auf uneingeschränkte Zustimmung.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.06.2001

Das Buch findet Uwe Justus Wenzel schon hochinteressant, wenn er auch nicht so recht weiß, was er davon halten soll. 1995 erschien die Studie des Anthropologen Jeremy Narby zunächst in französischer Sprache, informiert der Rezensent. Verschlungene Pfade haben den Autor von der Ethnologie zur Molekularbiologie geführt. In Peru machte er die Beobachtung, dass Schamanen im Amazonas darüber berichteten, dass sie in ihren Visionen immer wieder kosmischen Doppelschlangen begegneten, die eine augenfällige Ähnlichkeit mit der von der Molekulargenetik beschriebenen Struktur der DNA aufweisen, berichtet der Rezensent. Und auch ihre Gesänge bildeten in ihrer bizarren Bildersprache dieses Bild ab. Der Autor nun sei zu dem Schluss gekommen, dass diese Parallelität zwischen Naturreligion und Genetik darauf verweise, dass die DNA in diesen "Zuständen erweiterten Bewusstseins" wahrnehmbar werde. Und hier wird es dem Rezensenten etwas zu mystisch, auch wenn die Biophotonen-Theorie, die Bewusstsein als elektromagnetisches Feld bezeichnet, als Erklärung für dieses Phänomen herangezogen werden könne. Wenzel fragt sich da schon, ob man es hier nicht mit parawissenschaftlichem Spiritismus zu tun hat. Einer Antwort enthält er sich und stellt stattdessen die weiterführende Frage, ob eine Verbindung zwischen Wissenschaft und Glauben nicht dazu führen könne, die Doppelhelix der DNA zur Ikone zu erheben. Eine Annahme, bei der Wenzel nicht sicher ist, ob sie ihn zur Verzweiflung führen oder Anlass zu Hoffnung für ein neues Denken geben wird.