Alice Schwarzer

Lebenslauf

Cover: Lebenslauf
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2011
ISBN 9783462043501
Gebunden, 512 Seiten, 22,99 EUR

Klappentext

"Was hat mich geprägt?" Und: "Was habe ich daraus gemacht?". Wie ist Alice Schwarzer die geworden, die sie ist? Und vor allem: Wer ist sie überhaupt? Die Autorin Alice Schwarzer hat zahlreiche Porträts und Biografien geschrieben, u.a. über Gräfin Dönhoff und Romy Schneider. Ein autobiografisches Buch über ihren eigenen Lebensweg jedoch gab es bisher nicht. Nun ist es soweit. In großer Offenheit schreibt sie über das, was sie geprägt hat - und was sie daraus gemacht hat. Über die politisierte Großmutter und den fürsorglichen Großvater, über ihr schwieriges Verhältnis zur Mutter. Über ihre Kindheit auf dem Dorf und die Jugend in Wuppertal. Über beste Freundinnen und den ersten Kuss. Über Ausgrenzung und Gewalt. Über Freundschaft und Liebe. Über Swinging Schwabing in den 60ern und die 68er-Jahre als Reporterin bei pardon. Über ihr Leben als Korrespondentin und den euphorischen Aufbruch der Pariser Frauenbewegung.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.11.2011

Sieglinde Geisel stellt erfreut fest, dass Alice Schwarzers Lebenserinnerungen frei von Bitterstoffen und überhaupt farbig und mit Verve geschrieben sind. Die Autorin, die in ihrem Leben mit so mancher Herabwürdigung fertig werden musste, hat dabei auch keine Probleme, eigene Peinlichkeiten einzuräumen, stellt die Rezensentin fest. Geisel kann an den vielen abgedruckten Fotos eine junge Frau erkennen, die "hübsch und sexy" ist und das auch gern zeigt, und das passt eben überhaupt nicht mit dem Bild einer frustrierten Emanze zusammen, die ihre Gegner gern von ihr zeichnen. Interessant ist für die Rezensentin auch, dass sich Schwarzer der französischen Frauenbewegung so viel näher fühlte als der deutschen, unter deren Verkniffenheit und Hang zum Dauerstricken sie litt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.10.2011

Mit großem Respekt bespricht Johan Schloemann Alice Schwarzers Autobiografie "Lebenslauf", die bis zum Ende der siebziger Jahre die Entwicklung von Deutschlands bedeutendster Feministin beschreibt. Schwarzer erzählt in laut Rezensent gut lesbarem Stil von ihrer Jugend, ihrer Zeit in Paris, die für sie grundlegend war, und den Anfängen der Emanzipationsbewegung in Deutschland. Was Schloemann daran am meisten beeindruckt, sind die Ambivalenzen, die sie ausgehalten hat: "Männerliebe/Frauenliebe; Frankreich/Deutschland; Aktivismus/Journalismus". Von den Anfeindungen die sie hier zulande erfuhr und die Schloemann im Nachhinein noch ob ihrer Bösartigkeit schockieren, ganz zu schweigen. Schloemann ist ganz froh, dass das Buch in den Siebzigern endet. Denn die Schwarzer, die heute vielen nur noch als dauerredende Talkshowkandidatin bekannt ist, hat in den Sechzigern und Siebzigern Pflöcke für die Frauen eingeschlagen, für die man ihr auch heute noch Anerkennung zollen muss, so der beeindruckte Rezensent.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.09.2011

Den Blick, den Alice Schwarzer mit dieser Autobiografie gewährt, erinnert Rezensentin Sabine Rohlf an den durch eine Glasscheibe: Es ist ein einseitiger und distanzierter. Rohlf hätte sich dagegen mehr Bekenntnis zur Ambivalenz gewünscht. Denn so gern sie die Geschichte der jungen, unerschrockenen und lebenslustigen Alice Schwarzer gelesen hat, die mit ihrem Buch "Der kleine Unterschied" zur meistgehassten Frau der Bundesrepublik wurde, so sehr hat sie vermisst, dass Schwarzer auch Zwischentöne in ihrem Buch erlaubt. Sowohl in Hinsicht auf die rigide Trennung von Männern und Frauen in Täter und Opfer als auch die eigenen Erfahrungen. Die Rezensentin tröstet sich mit der Hoffnung auf einen zweiten Band, der die Jahre nach 1977 behandelt. Sehr interessant aber Rohlfs Hinweis darauf, dass Schwarzer schon längst den Feminismus schon längst professionalisiert und kommerzialisiert hatte, als andere Frauen noch in Selbsterfahrungsgruppen steckten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.09.2011

Fast hymnisch liest sich die Kritik von Alice Schwarzers "Lebenslauf" von Petra Gehring, und sie preist es mit Nachdruck als lohnenswerte Lektüre. Geschichte der Frauenbewegung, geschlechtersoziologische Studie, Rückblick auf die Nachkriegszeit in Deutschland, das alles und mehr findet sich für die begeisterte Rezensentin in den 15 Kapiteln, in denen Schwarzer ihre persönliche Entwicklung und die (frauen-)politischen Grabenkämpfe Revue passieren lässt. Die in Darmstadt Philosophie lehrende Gehring stellt sehr eingehend die Lebensstationen und die wichtigsten Entwicklungslinien der Autorin dar und zeigt sich besonders von der Darstellung ihrer Hinwendung zum politischen Journalismus eingenommen. Auch die Schilderungen aus den 1970er Jahren, in denen die Frauenbewegung mit der Autorin als "feministischer Ikone" in Deutschland an Fahrt aufnimmt und sich Schwarzer zur extrem "polarisierenden Figur" entwickelt, findet sie "atemberaubend". Eins macht für sie dieses Buch völlig klar: die "frustrierte Emanze", als die man Schwarzer immer wieder diffamierte, "hat es nie gegeben", dafür eine engagierte, humorvolle und mitunter auch etwas bittere Journalistin, so Gehrke mit Emphase.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.09.2011

Rezensentin Heide Oestreich erkennt Alice Scharzer nicht wieder in diesem ersten Teil ihrer Autobiografie. Da werde eine Minirock-liebende Person geschildert, die Make-Up auftrage, James Dean verehre und Diäten erwäge. Eine ideale Identifikationsfigur für "deutsche Mädchen und Postpostpostfeministinnen", meint Oestreich. Dass die junge Schwarzer der heutigen so unähnlich sehe, begründet die Rezensentin mit der Tatsache, dass der vorliegende Band mit der Gründung der "Emma" abschließt. Was sich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt habe - Schwarzers radikale Auffassungen bezüglich Pornografie, Prostitution und Islam ebenso wie ihre berühmten Wutausbrüche - seien hier (noch) nicht Thema. Allerdings konnte Oestreich bereits diesem ersten Teil entnehmen, dass die Autorin schon mit Erscheinen des "Kleinen Unterschieds" den Hass von Männern und Frauen gleichermaßen auf sich zu ziehen begann. Mitgefühl lässt die Rezensentin, die zudem an der Fähigkeit Schwarzers zur Selbstkritik zweifelt, allerdings kaum durchblicken.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.09.2011

Eigentlich sehr sympathisch die Alice Schwarzer, der Chris Köver in dieser Autobiografie begegnet, und das wundert die rezensierende Kulturwissenschaftlerin sehr. Köver ist Mitbegründerin des Frauenmagazins Missy und scheint mit Schwarzer in etlichen Punkten feministischer Politik über Kreuz zu liegen, so attestiert sie ihr etwa genau jene Spießigkeit, gegen die die junge Schwarzer so stürmisch opponierte. Aber von den mutigen, abenteuerhungrigen Anfängen der Alice Schwarzer zu lesen, diesen "Hunger auf alles" zu erleben und dazu diese umwerfenden Bilder der privaten Alice Schwarzer - das hat Köver gefallen. Doch auch wenn sie hier nachlesen kann, welche Flut von Hohn und Spott Schwarzer über sich ergehen lassen musste, als sie "Den kleinen Unterschied" veröffentlichte, bleibt ihr doch ein wenig rätselhaft, wie Schwarzer zu der Konservativen und "hermetischen Bastion" wurde, als die Köver sie heute erlebt.

Themengebiete