Spätaffäre

Die Wortgeplänkel mit dem Obstverkäufer

Vorschläge zum Hören, Sehen, Lesen. Wochentags um 17 Uhr
19.02.2014. Für die Ohren: ein Feature über das Darknet. Für die Augen: eine Interview-Doku über Derek Jarman. Für den Kopf im allgemeinen: Rap in Pakistan und Simon Schama über Israel.

Für die Ohren

Auf Bayern 2 ist ein Feature von Christian Schiffer über das Darknet zu hören, jener dunklen und anonymen Tiefe des Internets, in dem sich Waffenschieber und Drogenhändler ebenso tummeln wie freitheitsliebende Hacker und Dissidenten (52 Minuten).

"Zolas Schornstein", ein Kriminalhörspiel von Christoph Prochnow: Wurde Emile Zola wegen der Affäre Dreyfuss ermordet? Hier zum Nachhören beim Deutschlandradio Kultur. (56 Min.)

"Blütenlesen im Ersten Weltkrieg - Landschaft als Schlachtfeld": Cora Stephan besucht für ein Feature des Deutschlandfunks die einstigen Kampfgebiete um Verdun und Mort Homme, wo die Natur die vom Krieg geschlagenen Lücken überwächst. Hier zum Nachhören. (30 Min.)
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Stichwörter: Stephan, Cora, Verdun, Zola, Emile

Für Sinn und Verstand

(via 3 quarks daily) Westliche Kritiker und Akademiker lieben es, Rap in islamischen Ländern als politisch, klassenbewusst und kontrovers zu beschreiben - so wie er in den Achtzigern in Amerika von Ice Cube, NWA oder Public Enemy produziert wurde. Alles Quatsch, meint der pakistanische Autor Hamzah Saif in Chapati Mystery, der mit einer Reihe von Rappern gesprochen hat. Pakistans Rapper lieben kommerziellen Rap und ihr Held heißt Eminem. Das lag vor allem an seiner direkten Sprache, glaubt Saif und verweist auf den Erfolg des ersten kommerziellen Albums von Bohemia, das 2006 erschien. Auf Punjabi! "Wenn Urdu die Sprache der Macht und Privilegien ist, dann ist Punjabi die machtvolle Sprache der Straße. Und die Straße war der Ort, wo Lyrics den Rap platzierten. Für viele Jugendliche aus der Mittelklasse, denen der mit Urdu verbundene Elitismus nichts bedeutet, ist Punjabi nicht nur die einzige Sprache, die zu Hause gesprochen wird, sondern auch der Slang unter ihren Freunden und die Wortgeplänkel mit dem Obstverkäufer und dem Busfahrer. Und diesen Teil der Bevölkerung erreichte Bohemias Punjabi, seine Lyrics eigneten sich gut für die wachsende Punjabiness-Bewegung in Pakistan, vor allem die hypermaskulinen Geschichten."

Hier ein Video von Bohemia:



Simon Schama hat für die Financial Times zwei neue Bücher über Israel gelesen: Anita Shapiras "wichtige, erschöpfende und gedankenreiche" Geschichte Israels, die leider, so Schama, in grauenvoll akademischer Prosa geschrieben ist, und Ari Shavits "My Promised Land: The Triumph and Tragedy of Israel", das Schama mit glühenden Ohren anpreist: "Selbst wenn Ihnen die Juden und die Araber bis hier stehen: dieses Buch wird Sie von den Füßen fegen mit seiner erzählerischen Kraft. Es wird Sie nicht loslassen, bis Sie es zu Ende gelesen haben. Es erinnert uns daran, dass die erste Pflicht des Historikers Selbstkritik ist und die zweite, philosophisch angereicherte Erzählkunst. Wie selten wird dieses Ziel erreicht."

Für die Augen

Heute vor zwanzig Jahren starb Derek Jarman. Schwer gezeichnet von seiner Aids-Erkrankung unterhält sich der britische Maler und Regisseur in Ken McMullens auf Youtube zu sehender Dokumentation "There We Are, John" aus dem Jahr 1993 mit John Cartwright vom British Arts Council. Gefragt, ob sein letzter Film "Blue" ihn an seine Ursprünge in der Malerei zurückgeführt habe, antwortet Jarman: "Er hat seine Wurzeln in der Malerei und ist durchaus der Film eines Malers. Dennoch ist er ein Film, und das ist interessant, denn technisch gesehen dürfte er keiner sein. Er müsste ein Experiment sein. Aber das ist er nicht, nichts an ihm ist experimentell." (30 Min.)


Nur noch heute im Online-Angebot von ZDF.Kultur: Christoph Schlingensiefs "Kirche der Angst vor dem Fremden in mir", der Mitschnitt einer Theaterperformance, in der sich der Künstler mit seiner Krebserkrankung auseinandersetzt. Hier in der Mediathek. (88 Min.)

Bei KoreanFilm auf Youtube finden wir auch Filme des Altmeisters Im Kwon-Taek, darunter auch seinen Film "Festival", den die Berlinale vor einigen Jahren in einer Hommage präsentierte. Ekkehard Knörer schwärmte damals im Perlentaucher von der "Multizentralität des Erzählens" in diesem Film. (106 Min.)

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