Susanne Klingenstein

Wege mit Martin Walser

Zauber und Wirklichkeit
Cover: Wege mit Martin Walser
Weissbooks, Frankfurt am Main 2016
ISBN 9783863371005
Gebunden, 380 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Herbst 2014. Eine Frau und ein Mann, eine Literaturwissenschaftlerin aus Boston und ein Schriftsteller vom Bodensee. Zusammen gehen Sie auf Lesereise, beobachtet vom deutschen Feuilleton. Walser, gebannt von der Sprachmacht des großen jiddischen Romanciers Abramovitsh, den Susanne Klingenstein ihm durch ihre Erzählkunst entdeckt hat. Sie, fasziniert von der Sprachkraft, dem Charme und der Virilität des großen deutschen Autors. Ihr gemeinsames Ziel: Leser für die ostjüdische Welt zu begeistern. Die Reise wurde für Susanne Klingenstein eine Reise ins Herz eines anderen Schriftstellerlebens. Wer ist dieser Martin Walser? Wie entstehen seine Romane? Warum versteckt sich der Intellektuelle hinter der Maske des Biedermanns? In diesem Buch nähert sich Klingenstein, seit 2009 mit Walser befreundet, dem Phänomen Walser - dem Fallensteller und Spieler, dem Verführer und Verkaufsgenie.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.07.2016

Rezensent Christoph Schröder weiß viel mehr über Martin Walser nach der Lektüre von Susanne Klingensteins Buch. Allerdings weiß er auch Dinge, die er lieber nicht gewusst hätte, so über Walsers Selbstinszenierung, seine Kälte. Merkwürdig erscheint ihm das Buch wegen seiner Nähe zu Walser, die einerseits aufschlussreich, andererseits aber auch kitschig wirke. Allzu nahe scheint ihm die Autorin ihrem Objekt zu kommen, dann wird der Text laut Schröder zum Gottesdienst. Immer wenn sie Walsers Texte analysiert und die Grundlagen seines Schreibens gekonnt erkundet, ist das Buch für Schröder jedoch ein Gewinn. Der Autorin attestiert er profunde Textkenntnis und einen umfassenden Bildungshorizont. Beides ermöglicht laut Schröder ein Bild Walsers in seiner geografischen und geistigen Landschaft.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.05.2016

Rezensent Friedmar Apel räsoniert über das Verhältnis zwischen Schriftstellern und der Germanistik, über allzu große Nähe und Vereinnahmung. Was Susanne Klingenstein und ihre Spaziergänge mit Martin Walser angeht, scheint Apel die Einlassung "ziemlich weit", auch wenn die Autorin den Schriftsteller "klarsichtig" porträtiert. Oder die Beschäftigung mit dem ostjüdischen Dichter Scholem Jankew Abramowitsch, über den die Autorin eine distanzierende Studie verfasst hat und Walser einen vereinnahmenden Essay. Dass Klingenstein sich über Walsers Spott, seine Taktlosigkeiten und Übergriffigkeiten ihr gegenüber erhebt und ihn "unverdrossen bewundert", kann Apel eigentlich auch nur bewundern. Allerdings geht ihm die Autorin mit ihrer Nachsicht auch mitunter zu weit. Dass sie an Walsers Verhältnis zum Judentum nichts Bereuenswertes erkennen kann, stößt Apel bitter auf. Und peinlich berührt zeigt er sich, wenn die Autorin sich von Walser abserviert sieht wie eine Geliebte.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de