Emmanuele Bernheim

Stallone

Roman
Cover: Stallone
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2003
ISBN 9783608933871
Gebunden, 95 Seiten, 9,50 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Renate Nentwig. Lise und ihre Freunde haben sich "Rocky III" angesehen. Die Stimmung ist gut. Nur Lise ist stiller als sonst. Und in der Nacht reift ein Entschluss: Sie wird ihr unterbrochenes Medizinstudium wieder aufnehmen. Sie arbeitet hart, aber sie hält durch. Eines Tages führt sie der Zufall in eine Boxschule. Sie meldet sich an, sie wird gut. Und hier trifft sie Jean, einen großen blonden Mann. Er wird das Glück ihres Lebens, er und ihre beiden Söhne. Immer ist Lise ehrlich, nur eine Sache verschweigt sie Jean: Heimlich sieht sie sich jeden Film mit Sylvester Stallone an. Und mit wachsender Besorgnis beobachtet sie, wie dessen Karriere offenbar zu Ende geht - immer weniger Zuschauer sitzen im Kino. Da fasst sie einen Entschluß ?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.03.2003

Bei den schmalen Bändchen, die Emmanuele Bernheim in großen Abständen vorlegt, kann man schon mal an der Bezeichnung "Romanciere" zweifeln, meint die Rezensentin Barbara Villiger Heilig. Doch auch wenn der jüngste Prosatext nach 95 sparsam bedruckten Seiten schon zuende ist, sei er doch "komplett". Dass man in der deutschen Ausgabe allerdings den Vergleich mit Flauberts "Madame Bovary" herangezogen habe, findet die Rezensentin weniger vermessen als unpassend angesichts der doch sehr unterschiedlichen Erzähltechnik. Flaubert habe ein "Kunstwerk" geschaffen, während Bernheims Text eher ein "Kunststück" sei. Den - im Unterschied zu Flauberts Emma - gelungenen Ausbruch ihrer Protagonistin Lise "skizziere" Bernheim "meisterhaft": "selten eine ausgemalte Figur, vereinzelt eine ganze Szene mit Kulissen und Dekorelementen; manchmal eine - ausdrückliche - Emotion". Doch bei aller Meisterschaft bleibt für die Rezensentin nach der kurzen Lektüre wenig zurück. Nicht nur wegen der knappen Erzählung, sondern weil Bernheim ihre "federleicht unaufdringliche Schriftstellerei" zuweilen mit "übergewichtigen dramaturgischen Tricks" störe. Doch vielleicht, schließt die Rezensentin, sind es ja gerade die "augenzwinkernde Ironie" dieser Artifizialität, die Bernheims Schreiben seinen besonderen, nicht-kanonischen "Charme" verleihen.
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