Pia Reinacher

Je suisse

Zur aktuellen Lage der Schweizer Literatur
Cover: Je suisse
Nagel und Kimche Verlag, Zürich 2003
ISBN 9783312003280
Kartoniert, 184 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Früher haben sich die Autoren noch mit der Schweiz gestritten. Die Generation der 68er schrieb die politische Auseinandersetzung auf ihr Banner, der Vaterlands-Diskurs gehörte zwingend zum Repertoire. Angeführt vom kämpferischen Niklaus Meienberg lebt die Generation der heute 60- und 70jährigen - Adolf Muschg, Peter Bichsel, Jörg Steiner, Paul Nizon - in einer stürmischen Hassliebe zum Vaterland. Während etwa Thomas Hürlimann als Vertreter der mittleren Generation noch mit archaischer Gewalt die Väter vom Sockel stürzt, wenden sich die jüngeren Schriftsteller gelassen von den Vätern ab und gehen freundlich eigene Wege - Zoe Jenny, Peter Weber, Ruth Schweikert, Peter Stamm, Aglaja Veteranyi und Silvio Huonder erkunden neue Welten oder wenden sich zurück auf das, was ihnen am nächsten liegt: das eigene Leben.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.10.2003

Gieri Cavelty findet, dass dieser Band über Deutschschweizer Literatur von "eigentümlichen Unschärfen geprägt" ist, die er schon am Titel moniert. Denn nicht die Literatur der gesamten Schweiz nimmt Pia Reinacher in ihrem Buch in den Blick, sondern lediglich die der deutschsprachigen Schweizer Literatur, präzisiert der Rezensent. Auch die Hauptthese der Autorin, dass die Schweizer Schriftsteller um 1968 vor allem politisch engagiert geschrieben hätten, die neuere Literatur sich dagegen "fast ausschließlich mit sich selbst" beschäftige, findet er weder überzeugend noch mit hinreichenden Argumenten belegt. Die "Glaubwürdigkeit" von Reinacher werde vor allem deshalb untergraben, weil sie alle Aspekte, die ihrer These widersprechen, "ausblendet", kritisiert der Rezensent. Die so gescholtene Autorin wird allerdings für den zweiten Teil des Buches, der in verschiedenen Zeitungen veröffentlichte Rezensionen enthält, wieder rehabilitiert. Jetzt findet der erfreute Cavelty die "unverstellten Einsichten" in die Schweizer Literatur, die er im ersten Teil des Buches so vermisst hat. Vor allem verzichtet die Autorin hier darauf, die verschiedenen Schriftsteller mit einer "simplen These" auf einen Nenner bringen zu wollen, so der Rezensent versöhnt.