Hannah Arendt, Dolf Sternberger

"Ich bin Dir halt ein bißchen zu revolutionär"

Briefwechsel 1946 bis 1975
Cover: "Ich bin Dir halt ein bißchen zu revolutionär"
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783737100632
Gebunden, 480 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Udo Bermbach. Hannah Arendt war zeit ihres Lebens eine begeisterte Briefschreiberin, die mit ihren Weggefährten in intensivem Austausch stand. Einer dieser Briefwechsel ist erst jetzt entdeckt worden: der mit dem Politologen und Publizisten Dolf Sternberger, dessen Trauzeugin sie - noch als "Hannah Stern, berufslos" - war. Nach dem Krieg begannen die beiden, sich zu schreiben, jetzt zwischen New York, wo die Emigrantin bald zu Weltruhm gelangte, und Heidelberg, wo Dolf Sternberger einen Weg in die bundesrepublikanische Nachkriegsgesellschaft suchte. Ihre Briefe sind voller überraschender Einsichten, sprühen vor Geist und Wortwitz. Kann man die restaurative Bundesrepublik schöner charakterisieren als Arendt: "Mir hat die gute alte Zeit schon nicht gefallen, als sie noch 25 Jahre jünger war"?

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.01.2020

Klaus Bittermann versteht nicht ganz, wieso der Briefwechsel zwischen Hannah Arendt und dem Politikwissenschaftler Dolf Sternberger veröffentlicht werden musste. Die Korrespondenz der beiden liest sich für ihn wie ein Terminkalender, in dem Treffen arrangiert, Reisen und Auftritte besprochen werden. Der enorme Fußnotenapparat steht dazu laut Bittermann in einem erstaunlichen Missverhältnis. Was lernt Bittermann also? Dass Sternberger nicht eben der aufregendste Briefpartner war, der sich lieber mit seiner akademischen Karriere befasste als mit dem Weltgeschehen. Und dass Arendt sich dem Niveau ihres jeweiligen Briefpartners überraschend gut anpassen konnte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.10.2019

Alexander Gallus erfährt aus dem Briefwechsel zwischen Hannah Arendt und Dolf Sternberger aus den Jahren 1946-1975, was er schon wusste: dass Arendt den sie umwerbenden Sternberger eher kühl von oben betrachtete. Nachvollziehen kann er hier den Streit der beiden um Heidegger und Karl Jaspers' "Wohin treibt die Bundesrepublik". Die Biografien der Briefeschreiber gewinnen durch die Lektüre, meint er, Zeithistorisches und geistesgeschichtliche Traditionen werden sichtbar. Anders als die informative Einleitung verärgern Gallus die vielen Sach- und Tippfehler im Band. Udo Bermbachs Erläuterungen erscheinen ihm zudem allzu willkürlich.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.10.2019

Rezensent Gustav Seibt hat die Briefe der beiden Schwergewichte sehr gerne gelesen, ihre Streits und gegenseitigen Anerkennung sogar mit Begeisterung verfolgt. Er zeigt sich angerührt von Dolf Sternbergers immer etwas leicht unterlegene Bitten um Mitarbeit an die in den USA lebende, ehemalige Mitstudentin an seiner Zeitschrift "Die Wandlung", nimmt Arendt ihre manchmal etwas "hochfahrende" Art nicht wirklich übel, und versteht, wie deutlich die Abfuhren der vertriebenen Jüdin aussehen müssen. Er findet den Briefwechsel dieser beiden starken Charaktere als "lebhaft, schön, geistvoll". Aber die "Schlampigkeit der Edition" hat ihn wahrhaftig empört und er verweist auf einen doppelt abgedruckten Brief ebenso wie wenig hilfreiche bis überflüssige Kommentare und Erläuterungen. Dennoch empfiehlt er die Briefe, weil sie zum Wiederlesen auffordern - auch die Arbeiten des die Nachkriegszeit der BRD prägenden Politologen Dolf Sternberger. 
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