Xavier Tilliette

Schelling

Biografie
Cover: Schelling
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2004
ISBN 9783608942255
Gebunden, 595 Seiten, 29,50 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Susanne Schaper. Am 20. August 1854 stirbt der letzte große Philosoph und eigentliche Vollender des Deutschen Idealismus, Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling (1775 - 1854), in Bad Ragaz in der Schweiz. Schelling ist eine der erstaunlichsten Begabungen der Goethezeit: Alles fliegt ihm zu, immer und überall ist er der jüngste, der erste, der beste: Mit 15 wird er in das Tübinger Stift aufgenommen, teilt mit Hölderlin und Hegel die Stube, beginnt mit 19 Jahren erste selbständige philosophische Entwürfe niederzuschreiben und wird als Götterjüngling gefeiert. Schelling hebt den Deutschen Idealismus aus der Taufe und mitbegründet seinen einzigartigen Ruhm.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.09.2004

Xavier Tilliette, bis 1988 Professor am "Institut Catholique" in Paris und der päpstlichen "Gregoriana" in Rom, ist, so Ludger Lütkehaus, der "Nestor der Schelling-Forschung" und diese Biografie deshalb beinahe ein Ereignis. Und zwar nicht zuletzt deshalb, weil sie nicht nur mit ihren 1644 Anmerkungen und "durch philosophiehistorische Gelehrsamkeit und präzise Werkkenntnis" beeindruckt, sondern tatsächlich beträchtlichen Ehrgeiz in die Lebensbeschreibung des Philosophen setzt. Nur so komme dann etwa die durchaus auch philosophiehistorische Bedeutung des frühen Tods von Schellings geliebter Ehefrau Caroline in den Blick, auch wenn Tilliette zuletzt dazu neige, nicht die harschen Brüche in Schellings Denken, sondern die "unveränderlichen Ideen, die wie herzynische Berge über die Welt herrschen" zu betonen. Etwas bedauerlich findet es der Rezensent, dass die Vorläuferrolle Schellings für die Psychoanalyse zu wenig herausgearbeitet, dass Tilliette etwa Odo Marquards Habilitation zu Schelling kaum beachtet hat. Der herausragenden Leistung des Verfassers scheint das für Lütkehaus aber kaum Abbruch zu tun.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.09.2004

Diese Biografie des Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph Schelling "erfüllt wirklich jeden Wunsch", freut sich ein beglückter Thomas Meyer. Die bereits 1999 im französischen Original erschienene Lebensbeschreibung liegt nun in einer überarbeiteten und mit einer ergänzten Bibliografie versehenen deutschen Übersetzung vor, freut sich der Rezensent. Er beschreibt das "Zusammentreffen" von Schelling mit seinem Biografen, dem französischen Jesuiten Xavier Tilliette, als echten "Glücksfall", nicht zuletzt deshalb, weil sich der Autor bereits in zahlreichen Veröffentlichungen als Schelling-Kenner ausgewiesen habe. Das Buch zeichnet die "Denkbewegungen" des Philosophen ausführlich nach und schildert eindrucksvoll die "bis heute nachwirkenden intellektuellen Abenteuer" dieser Zeit, so der Rezensent begeistert. "Kompetent übersetzt", mit vielen Abbildungen und Zeittafeln bestückt und zudem mit "schöner Typografie" ist dieser Band für Meyer ein rundum geglücktes Lektüreerlebnis.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.08.2004

Auch wenn sie es dem Leser nicht leicht macht, viel voraussetzt und den Einstieg oft erschwert - endlich ist sie auf Deutsch zu haben, Xavier Tilliettes "große Lebensbeschreibung" des deutschen Philosophen Schelling! Jens Bisky gibt sich als Bewunderer des letzteren zu erkennen, den doch Mitte des 19. Jahrhunderts schon alle progressiven Geister abgeschrieben hatten als Abtrünnigen des Freiheitsgedankens, als Reaktionär. "Eisenbahn und großer Maschinerie, Pauperismus, Demokratie und Nationalstaat, dem modernen Riss durch die Zeit und das Herz schien mit Natur, Identität und Offenbarung nicht mehr beizukommen." Doch auch wenn Hegel damals die Oberhand behielt - Schellings Zeit, so Bisky, war noch lange nicht vorbei, denn "das Interesse an der Natur, an Anthropologie, Existenz und metaphysischer Unbehaustheit" habe dem umstrittenen Philosophen im 20. Jahrhundert viele Leser zugeführt. Darüber hinaus ist es eine der Thesen von Tilliette, dass Schelling sich im Laufe seiner Karriere keineswegs so sehr gewandelt habe, wie seine Zeitgenossen es ihm vorwarfen. Es habe allerdings, nach der beispielslosen Erfolglaufbahn des jungen Schelling, Einschnitte gegeben, zum Beispiel den Tod seiner Frau, die seine gedankliche Entschlossenheit bremsten. Doch da ist immer noch Schellings einzigartige Sprache, von der Autor und Rezensent einhellig schwärmen - elegant, fließend und so ganz anders als bei Kant oder Hegel. Schelling werde "groß in der Verlebendigung des Gedankenflusses, in dem er Wirbel zu erzeugen vermag, Wirbel von solchem Sog, dass sich dem leichtfertig raschen Leser der Kopf verwirrt. Hier scheint alles lebendig, und so muss es sein in einer Philosophie, deren Grundmotiv die Freiheit war."
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.08.2004

Heinz Dieter Kittsteiner referiert im Wesentlichen Xavier Tilliettes Biografie von Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, von den Anfängen als Wunderkind im Tübinger Stift bis zum letzten großen Auftritt in Berlin, bis zu jener Vorlesung im Jahre 1841, an der unter anderem Sören Kierkegaard und Friedrich Engels teilnahmen. Die Highlights von Schellings Erdenweg werden getreulich nachgezeichnet - sowohl von der Lebensbeschreibung als auch von der Rezension -, von der enttäuschenden Begegnung mit Friedrich Schiller über die gewittrige Liaison mit Caroline Schlegel bis zum langsamen philosophiegeschichtlichen Verblassen in Berlin. Dabei ist die Darstellung von Schellings Werk immer in die Beschreibung seines Lebens eingebunden. Der Biograf ist Theologe und Philosoph, und damit kann er der Spannung gerecht werden, in der Schellings Leben stand, von einem durch Fichte geprägten Idealismus bis hin zu denkerischen Bahnungen, die zu Freud und Heidegger hinführen. Ein bisschen sehr generös wirkt es, wenn Kittsteiner befindet, die Biografie lade "generös" ein zur Erinnerung an Schellings Versuche, sich als Mann des Idealismus aus den geistesgeschichtlichen Strudeln des 19. Jahrhunderts zu erretten. Eine schärfere Akzentuierung des Urteils hätte man sich gewünscht, aber so muss man, wieder einmal, die Ausführlichkeit des Referats als Zustimmung werten.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de