Moritz von Uslar

Nochmal Deutschboden

Meine Rückkehr in die brandenburgische Provinz
Cover: Nochmal Deutschboden
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2020
ISBN 9783462053258
Gebunden, 336 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Deutschland im Frühjahr und Sommer 2019: Die AfD wird zur Volkspartei im Osten. Merkel hat Zitteranfälle. Vor zehn Jahren stattete der Reporter Moritz von Uslar der Kleinstadt Zehdenick im Landkreis Oberhavel in der brandenburgischen Provinz einen Besuch ab. Nun kehrt er zurück, er bleibt vier Monate und - wie schon in seinem damaligen Buch "Deutschboden" - lässt er die Geschichte und die Einwohner des Städtchens auf sich zukommen. Er sitzt in illegalen Kneipen, in Wohnzimmern und in Getränkemärkten. Er notiert mit oder lässt das Aufnahmegerät laufen. Das Urgestein Blocky, der Kneipenmann Heiko Schröder und die tätowierten Punks Raul und Eric tauchen wieder auf, neues Personal tritt nach vorne: die Bäckersfrau Katharina, das Barmädchen Pretty Baby, ein linker Skinhead, der in den 1990er-Jahren vor den rechten Glatzen fliehen musste.
Anders als vor zehn Jahren ist der Reporter in der Kleinstadt aber kein Fremder mehr, und sehr schnell wird klar: Das ist hier nicht mehr das Deutschland, das es vor zehn Jahren war. Der Ton zwischen den Bewohnern hat sich verschärft. "Wenn du noch mal in unsere Stadt kommst, dann musst du ein politisches Buch schreiben", hatte Raul, einer der Protagonisten, dem Reporter erklärt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.04.2020

Cornelius Pollmer ist nicht allzu kritisch mit Moritz von Uslars Fortsetzungs-Titel. Allein zu dokumentieren, wie in Zehdenick dieser Tage gesprochen und gesoffen wird, hält er für ein Verdienst, weil Zeitdokument. Gewinnträchtig erscheint ihm außerdem die Realitätsfixierung des Textes, dessen Kleinstadtpersonal nach wie vor Pollmers Interesse weckt, auch wenn im Vergleich zum Vorgängertext so viel Neues gar nicht geschieht. Uslars "Großkompetenz" des Fragens kommt auch in diesem Buch wieder zum Tragen, versichert der Rezensent, die dramaturgische Unordnung im Text leider auch.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 28.03.2020

Rezensentin Marlen Hobrack findet Moritz von Uslars Fortsetzungsgeschichte aus Zehdenick überflüssig. Wenn der "berufsjugendliche" Autor alte Freunde wiedertrifft, sich an ihrem nun fast bürgerlichen Leben freut und ansonsten viel zu oft seine eigene ekstatisch ethnografische Methode kommentiert, die für die Rezensentin zudem eher klingt wie der exotisierende Bericht von Südostasien-Touris, muss Hobrack nicht unbedingt dabeisein. Die politische Dimension bestimmter "soziokultureller" Verhältnisse entgeht dem Autor auch diesmal, bedauert Hobrack.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 11.03.2020

Thomas Winkler konnte schon Moritz von Uslars vor zehn Jahren erschienenes Buch "Deutschboden" nicht leiden, und auch dem Nachfolgeband kann er wenig abgewinnen. Wenn der Reporter jetzt noch einmal nach Zehdenick reist, um die Untiefen der Brandenburger Provinz auszuloten, dann achtet er nach Winklers Darstellung zwar mehr darauf, nicht nur mit coolen Typen abzuhängen, sondern seine Schilderungen auch abzusichern ("Hier musste also - wie hießt das gleich? Ach ja - recherchiert werden"). Aber selbst wenn Uslar jetzt dezidiert Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus zur Sprache bringe, stört den Rezensenten, wie toll der Autor seine Erlebnisse findet.