Tom Segev

Simon Wiesenthal

Die Biografie
Cover: Simon Wiesenthal
Siedler Verlag, München 2010
ISBN 9783886808588
Gebunden, 574 Seiten, 29,95 EUR

Klappentext

Aus dem Hebräischen von Markus Lemke. Vom Tag seiner Befreiung aus dem Konzentrationslager Mauthausen an machte Simon Wiesenthal es sich zur Lebensaufgabe, NS-Verbrecher aufzuspüren und vor Gericht zu bringen. Fünf Jahre nach seinem Tod legt nun der bekannte Historiker und Journalist Tom Segev die erste aus Originalquellen erarbeitete Biografie dieser Jahrhundertgestalt vor, enthüllt zahlreiche bisher unbekannte Tatsachen und erzählt das Leben des "Nazi-Jägers", der selbst auch zeitlebens ein Verfolgter blieb. Als Simon Wiesenthal im Alter von 97 Jahren in Wien starb, betrauerte die Welt einen unermüdlichen Kämpfer gegen das Böse. Hollywood verklärte ihn als Helden, gleichwohl hatte er zeit seines Lebens auch Ablehnung und Anfeindungen erfahren, viele sahen in ihm einen unversöhnlichen Störenfried. Er entfachte die Phantasie von Menschen auf der ganzen Welt, fesselte und beängstigte sie, belastete ihr Gewissen und verlieh ihnen doch einen tröstlichen Glauben an das Gute.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.10.2010

Differenziert und trotzdem sehr spannend findet Rezensentin Alexandra Senfft Tom Segevs Biografie, die der ambivalenten Persönlichkeit des Nazijägers Simon Wiesenthal sehr nahe kommt. Segev hat Tausende von Akten in unzähligen Archiven durchforstet und auf 500 Seiten zu einer so spannenden Lektüre verarbeitet, die "so manchen Historiker vor Neid erblassen lassen könnte", meint Senfft, die dem Autor attestiert, etliche bisherige Ungereimtheiten aus dem Weg zu räumen. So stelle Segev etwa klar, dass weniger Wiesenthal als vielmehr der Frankfurter Staatsanwalt Fritz Bauer für die Ergreifung Adolf Eichmanns gesorgt hat. Dass sich die Fehde mit Bruno Kreisky sowohl aus persönlichen wie politische gründen speiste. Aber auch dass an den Vorwürfen, Wiesenthal habe für die Nazis gearbeitet, nichts dran gewesen sei. Mit dieser nie unkritischen Biografie voller Sympathie habe Segev Wiesenthal ein "vielschichtiges und lebhaftes Denkmal" gesetzt, lobt Senfft.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.10.2010

Ausgezeichnet findet Petra Steinberger die Biografie über den ebenso widersprüchlichen wie nach Gerechtigkeit strebenden "Humanisten und kosmopolitischen Versöhner" Simon Wiesenthal, die aus der versierten Feder des israelischen Historikers Tom Segev stammt. Segev hat sich dafür durch 300.000 Papiere aus dem Nachlass Wiesenthals gearbeitet und ein Leben nachgezeichnet, das mit der Erfahrung ein Holocaust-Überlebender zu sein in zwei Teile zerfällt. Wiesenthals unermüdliche, lebenslängliche Suche nach Nazi-Verbrechern führt Segev auf ein Gefühl der Sühne gegenüber den Toten zurück. Auch die schon lange gehegte Vermutung, dass Wiesenthal bei seiner Arbeit vom israelischen Geheimdienst unterstützt wurde, kann er verifizieren. Trotz der menschlichen Schwächen, die Simon Wiesenthal auch ausgezeichnet haben, steht Segev fest an seiner Seite und zollt ihm "Wohlwollen und Respekt" für seine mutige und einsame Haltung den Holocaust nicht nur als eine "jüdische, sondern eine menschliche Tragödie" zu begreifen, so Steinberger.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.09.2010

Ohne Makel erscheint Renate Wiggershaus diese Biografie Simon Wiesenthals, verfasst von dem israelischen Historiker Tom Segev. Besonders hebt Wiggershaus, die uns hier noch einmal kursorisch die bewegte Lebensgeschichte Wiesenthals in Erinnerung ruft, die Differenziertheit und Einfühlsamkeit des Autors hervor, wenn dieser zwischen den zahlreichen Verdiensten Wiesenthals im Kampf um Gerechtigkeit für die Opfer des Nationalsozialismus und dessen Schwächen, etwa im Umgang mit den Medien und mit Widersachern wie Bruno Kreisky, eine Balance findet. Weitere Pluspunkte der Biografie laut Wiggershaus: Informationsreichtum (durch die Auswertung Tausender Briefe und privater Aufzeichnungen sowie Geheimdienst- und Gerichtsakten), klare Darstellung, Präsentation dokumentarischer Belege.