Helen Wolff

Hintergrund für Liebe

Roman
Cover: Hintergrund für Liebe
Weidle Verlag, Bonn 2020
ISBN 9783938803967
Gebunden, 216 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Mit einem Essay  von Marion Detjen. Mit Illustrationen von Kat Menschik. "Hintergrund für Liebe", der Roman eines Sommers, entstanden 1932/33, erzählt die Geschichte des Beginns einer großen Liebe während einer Flucht auf Zeit aus den kippenden Verhältnissen in Deutschland: "Hie Cointreau, hie Pernod rufen die Plakate - Hitler und Hindenburg sind weit". Der zwanzig Jahre ältere Mann, ein Bonvivant und Ladies' Man, muss von der jungen Frau, die mit ihm im Auto nach Südfrankreich reist, erst verlassen werden, damit er begreift, was in dieser Beziehung - und im Leben - wirklich zählt. Sie verzichtet auf ihn, zieht sich nach Saint-Tropez in ein winziges Häuschen im Schilf zurück, lebt ihr eigenes Leben, findet neue Freundschaften und Ruhe in sich selbst. Der Mann trifft sie zufällig wieder und ist beeindruckt von ihrer Kraft und Unabhängigkeit. Doch leicht macht sie ihm den Beginn eines gemeinsamen Lebens nicht. Sie fordert von ihm grundsätzliche Veränderungen in seiner Haltung zu sich und der Welt und eine Rückkehr zur Einfachheit. Am Schluss hat die junge, mittellose, unerfahrene Frau dem älteren, wohlhabenden, erfahrenen Mann den Hintergrund für Liebe, den er ihr zum Geschenk machen wollte, einfach aus der Hand genommen, radikal verändert und ihm zurückgeschenkt.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 29.08.2020

Rezensent Sebastian Fuchs taucht ein ins Himmelblau des immerwährenden Südens mit dem Genuss von Langusten, allerhand Liebesabenteuern und Ausflügen an den Roulettetisch . Helen Wolffs aus dem Nachlass veröffentlichter Roman ist für ihn aber mehr, ist Reflexion einer jungen Frau in den 1930ern über alternative Liebesmodelle und Schlüsselroman der Migrantenszene Südfrankreichs und der Wolff'schen Ehe. Nicht zuletzt geht es im Text derart wollüstig zu, dass Fuchs am liebsten sofort an die Cote reisen möchte.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 02.07.2020

Ganz bezaubert ist Rezensentin Maike Albath von diesem im Nachlass gefundenen "Sommerroman" der als Verlegerin bekannt gewordenen Autorin. Dass sie schrieb, habe man nicht gewusst. Und dass man im Gewand eines Romans im "neusachlich-hauptstädtischen Ton" am Beginn der 1930er Jahre die Geschichte des Anfangs ihrer Liebesgeschichte mit Kurt Wolff erfahren würde, war wohl noch viel unwahrscheinlicher. Der beigegebene Essay der Herausgeberin Marion Detjen, einer Großnichte von Helen Wolff, der uns über die Hintergründe des gemeinsamen Exils und ihres Lebens aufklärt, sei daher eben so "spannend und mitreißend" wie der Roman selbst.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.06.2020

Maria Frisé bedauert, dass das erzählerische Talent der Verlegerin Helen Wolff so wenig Gelegenheit hatte, sich zu entfalten. Der vorliegende autobiografische Text entführt Frisé in die prickelnde Atmosphäre einer Sommerliebesgeschichte in Südfrankreich in den 1930er Jahren. Dass es sich bei dem sich trennenden und wiederfindenden Paar im Text um Helen und Kurt Wolff handelt, steht für die Rezensentin fest. Wie Wolff von einer selbstbewussten Frau erzählt, märchenhaft zuweilen, "zwischen Kitsch und Kunst", aber in sinnlicher Sprache und nicht ohne Ironie, findet Frisé auf jeden Fall lesenswert.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.05.2020

Rezensent Ulrich Rüdenauer muss schwer schlucken, wenn er in den Nachrufen auf die große Verlegerin Helen Wolff nachliest, dass sie gestorben sei, ohne eine Zeile Poesie oder Prosa geschrieben zu haben. Sie schrieb, nur veröffentlicht hat sie ihre Texte nicht! Rüdenauer ist für diese Klarstellung sehr froh, wenn er nun ihren ersten, bislang nie publizierten Roman "Hintergrund für Liebe" lesen kann. Wolff erzählt darin von einer jungen Frau, die mit einem älteren, verheirateten Mann nach Südfrankreich durchbrennt, sich dort aber erst einmal von ihm emanzipieren muss, bevor sie mit ihm glücklich werden kann. Es ist eine "Sommerromanze", erklärt der Rezensent, aber Wolff zeigt ihm nicht nur Talent für das Leichtfüßige, sondern stellt ihm auch ein neues Frauenbild vor und das freigeistige Frankreich dem "piefigen Deutschland" gegenüber. Wenn der Roman Anfang der dreißiger Jahre veröffentlicht worden wäre, stünde Helen Wolff als Autorin heute neben Irmgard Keun, Gabriele Tergit oder Marieluise Fleißer, ist Rüdenauer überzeugt.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 26.05.2020

Julia Schröder lernt die vergessene Schriftstellerin Helen Wolff kennen mit dieser Erzählung um eine Sommerliebe anno 1932 in Südfrankreich, von ihrer Großnichte Mario Detjen herausgegeben und um einen Essay über das Verlegerpaar Helen und Kurt Wolff bereichert. Der Text taugt laut Schröder zwar nicht als Muster feministischer Literatur, vermittelt aber anhand der Hauptfiguren die jugendliche Lust am Erwachsenwerden unter südlicher Sonne. Erzählerisch überzeugend in der Figurenzeichnung, den Dialogen und den Landschaftsbeschreibungen scheint Schröder die autobiografisch inspirierte, "zauberhaft leichte" Geschichte vor dem Hintergrund politischen Unheils allemal lesenswert.