Siri Hustvedt

Eine Frau schaut auf Männer, die auf Frauen schauen

Essays über Kunst, Geschlecht und Geist
Cover: Eine Frau schaut auf Männer, die auf Frauen schauen
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2019
ISBN 9783498030315
Gebunden, 528 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Ulli Aumüller und Grete Osterwald. Siri Hustvedt war schon immer fasziniert von der Biologie und der Theorie der menschlichen Wahrnehmung. Sie liebt die Kunst, die Geistes- und die Naturwissenschaften gleichermaßen. Sie ist Romanautorin und Feministin. Die im vorliegenden Band versammelten, ebenso klarsichtigen wie radikalen Essays legen eindrucksvoll Zeugnis von ihren vielfältigen Talenten ab. Der erste Teil untersucht die Fragen, die mitbeeinflussen, wie wir Kunst und die Welt im Allgemeinen sehen und beurteilen: Fragen der Wahrnehmung, Fragen des Geschlechts. Grundlagen dieser Diskussion sind etwa Werke von Picasso, de Kooning, Jeff Koons, Louise Bourgeois, Anselm Kiefer, Robert Mapplethorpe, Susan Sontag und Karl Ove Knausgard. Der zweite Teil befasst sich mit neurologischen Störungen und, unter anderem, mit den Rätseln von Hysterie und Synästhesie sowie mit der Selbsttötung. In letzter Zeit wird oft gefordert, man müsste eine neue, stabile Brücke zwischen Geistes- und Naturwissenschaften bauen. Im Moment existiert nur eine behelfsmäßige, aber Siri Hustvedt fühlt sich ermutigt von den Reisenden, die sie in beide Richtungen überquert haben.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 20.03.2019

Mit großem Interesse hat Rezensentin Marlen Hobrack den neuen Band von Siri Hustvedt gelesen, die in diesen Essays auf männliche Künstler, etwa Kiefer, Wenders oder Picasso und deren Blick auf Weiblichkeit schaut. Wie Hustvedt Susan Sontags Betrachtungen zur Pornografie auseinandernimmt oder eine Begegnung mit Karl-Ove Knausgard schildert, der ihr erklärt, warum er zwischen unzähligen männlichen Autoren in seinem Band "Kämpfen" einzig Julia Kristeva als Referenz nennt, findet die Kritikerin "spannend". Origineller noch erscheinen ihr allerdings Hustvedts Essays über Neurologie und Psychiatrie, in denen die Autorin unter anderem am Beispiel von Spiegelneuronen die Bedeutung von Intersubjektivität herausarbeitet.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.03.2019

Interessanter als Siri Hustvedts neuer Roman erscheinen Rezensentin Andrea Köhler die Essays der Autorin zum männlichen Blick in Kunst und Literatur. Es geht in ihnen um Kunstbetrachtung und Menschenbetrachtung gleichermaßen, um abschätzige Blicke und um verweigerte. In Köhlers Augen hat sich Hustvedt zu einer echte Kapazität der Wahrnehmungspsychologie entwickelt und so folgt sie gefesselt ihren Ausführungen zu Picasso oder Knausgard, die mal poetischer, mal wissenschaftlicher ausfallen, aber immer mit tiefen Einsichten in die Komplexität menschliche Existenz einhergehen.