Friedrich Sieburg

Die Lust am Untergang

Selbstgespräche auf Bundesebene
Cover: Die Lust am Untergang
Die Andere Bibliothek/Eichborn, Frankfurt am Main 2010
ISBN 9783821862293
Gebunden, 417 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Mit einem Vorwort und einem Nachwort von Thea Dorn. Wir Deutsche malen am liebsten schwarz. Wenn uns im Augenblick keine Katastrophe heimsucht, dann sehen wir eine kommen. Wir können, so scheint es, ohne die apokalyptischen Ängste nicht existieren. Niemand durchschaute die dunklen Süchte unserer Seele genauer als der Zeitkritiker Friedrich Sieburg. Seine Bücher wurden zu Hunderttausenden verkauft. Doch in Deutschland steht sein Werk - anders als in Frankreich - unbeachtet im Schrank. Er war kein Mann der politischen Eindeutigkeit und schon gar nicht des Widerstandes gegen den Nazismus. Und dennoch - oder darum - ist er einer der wichtigsten Zeitgenossen jener Epoche, die er in seiner Polemik von 1954 Revue passieren lässt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.07.2010

Nicht ohne leises Staunen steht Rezensent Hubert Spiegel vor diesem Band, der Aufsätze und Artikel des einst viel gelesenen und durchaus gefürchteten FAZ-Feuilletonisten Friedrich Sieburg versammelt.  Teils nämlich, stellt Spiegel fest, klingen die Gegenstände und Probleme, die Sieburg verhandelt - etwa Gedanken zur Krisenwirtschaft, recht modern. Der Blick, den der Autor darauf werfe, sei das jedoch nie. Als einsamer Rufer und erklärter Konservativer in einer Gesellschaft, die seiner nicht achtete, habe sich Sieburg doch sehr in die Position einer alles Gegenwärtige ablehnenden Gekränktheit verrannt. Dass man ihm immer wieder mit seiner in der Tat unerfreulichen Haltung im Dritten Reich kam, habe da durchaus mit hereingespielt. Als Symptomatik der Probleme der deutschen Nation und ihres Verhältnisses zu den Juden findet Spiegel dann aber doch manches interessant, obwohl oder auch weil hoch problematisch. Und dass ihn "Stil und Tonfall" des Bandes "faszinieren", das will der Rezensent schon gar nicht leugnen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.06.2010

Rezensent Stephan Speicher fühlt bei der Lektüre des zeitkritischen Essays, mit dem der Journalist, Schriftsteller und Literaturkritiker Friedrich Sieburg 1958 Aufmerksamkeit erregte, "tiefes Unbehagen" und versucht diesem Gefühl in seiner Kritik des nun in der "Anderen Bibliothek" wiederaufgelegten Bandes auf den Grund zu gehen. Sieburg  beklagt in dieser Schrift die "Lust an der Unfreiheit", Konsumterror und das Verschwinden der Intellektuellen hinter den bloßen "Kulturschaffenden", teilt der Rezensent mit. Und auch wenn er Sieburgs sprachliche Eleganz, seine pointierten Formulierungen und seinen polemischen, aber dabei keineswegs wutschäumenden Ton durchaus mit Vergnügen liest, sieht er in der rhetorischen Kunst des Autors auch das Grundproblem dieses Textes. Die gut geölte Rhetorikmaschine bleibt stets im Abstrakten, bietet keine empirischen Fakten, lässt Anekdoten, Namen oder Zahlen vermissen, moniert der Rezensent. Das wirkt auf ihn somit wenig lebendig, und mitunter findet er die Urteile Sieburgs sogar eher platt. Und irgendwie, meint Speicher, könnte diese Zeitkritik, etwa wenn der Autor die Säkularisierung des Weihnachtsfestes beklagt, auch aus einer anderen Zeit als gerade aus der Epoche der frühen Bundesrepublik kommen und wirkt damit ziemlich unspezifisch, eben immer die "gleiche Nöckerei", wie der Rezensent kritisiert.
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