Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
12.08.2003. Diese Woche lesen Sie: Welcher Bestseller-Autor sein Lieblingsbuch zwei Mal schreiben musste, wo Ostalgiker nach Büchern schmökern können, und wie wichtig die Größe eines Verlags ist. Von Sandra Evertz.

Börsenblatt

Das macht den Profi-Verlegern Angst: Dass wissenschaftliches Publizieren auch ohne sie, schneller und billiger sogar, gehen könnte, wenn die Hochschulen in Eigenregie veröffentlichen. "Die Initiative GAP (German Academic Publishers) will den Aufbau und die Vernetzung solcher Universitätsverlage vorantreiben", berichtet das Börsenblatt. Es gibt sie bereits an sechs Standorten.

Die erste Ausgabe der Literaturrevue Wagnis hat die Innsbrucker Buchhändlerin Sabine Brenner herausgegeben. Zu Wort kommen "alle, die am Prozess des Schreibens und des Lesens beteiligt sind: Schriftsteller, Journalisten, Professoren, Buchhändler und Leser." Die Zeitschrift soll halbjährlich mit einer Auflage von 12.000 Exemplaren erscheinen. Im Interview mit dem Börsenblatt widerspricht Brenner der nahe liegenden Vermutung, dass es sich um ein PR-Produkt handle und definiert die Zeitschrift als "überregionale, nicht kommerzorientierte, politisch unabhängige Plattform für das Buch."

Porträtiert wird der Franzose Eric-Emmanuel Schmitt, der "innerhalb von zehn Jahren der weltweit meistgespielte Theaterautor wurde." Seine Prosa ("Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran", "Oskar und die Dame in Rosa", Ammann) findet sich auf den internationalen Bestsellerlisten wieder. Dem Börsenblatt verriet Schmitt, dass ihn all der Erfolg, der über ihn gekommen sei, manchmal eher beklommen als glücklich mache. Sein liebstes Buch werde gerade in die deutsche Sprache übersetzt: "Das Evangelium nach Pilatus". Das musste Schmitt sogar zwei Mal schreiben. Als er die erste Fassung fertig gehabt hätte, sei sein Computer gestohlen worden.

Auf der Meinungsseite schreibt Tanja Kinkel, die mit ihrem neuen Roman "Götterdämmerung" vom Verlagsriesen Random House zur kleinen aber feinen Frankfurter Verlagsanstalt wechselte, über die Qual der Verlagswahl. Ihr Fazit: "So lange es in den großen Verlagen nicht mehr Zeit füreinander und für den Inhalt der Bücher gibt, so lange glaube ich, dass Spitzenleistungen eher in der Partnerschaft mit kleinen möglich werden."

Personalien: Ralph Giordano erhält den mit 10.000 Euro dotierten Leo-Baeck-Preis 2003 des Zentralrats der Juden. Dr. Torsten-Jörn Klein übergibt die Geschäftsführung des Berliner Verlags an Ove Saffe, seinen bisherigen Stellvertreter. Und: Der Programmchef des Berliner Taschenbuchverlags, Peter Mathews, hat das Haus verlassen. Verleger Arnulf Conradi wird dessen Geschäfte zunächst weiterführen. Er verspricht eine Aufstockung der Titel, nicht zuletzt auch auf der Grundlage der Lizenzen des neuen Mutterhauses Bloomsbury.
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

Weitere KulturKaufhäuser nach dem Berliner Modell will die Dussmann-Gruppe eröffnen. Gegen den Branchentrend hat das Medien-Kaufhaus in 2002 nach eigenen Angaben ein sattes Umsatzplus von elf Prozent erwirtschaftet, im Buchbereich sogar noch mehr. Über Wien und München sei in der Vergangenheit als mögliche Standorte nachgedacht worden, konnte der Buchreport der KulturKaufhaus-Sprecherin entlocken. Voraussetzungen für die Filialen müssten sein: 1A-Lage in einer interessanten Großstadt und Öffnungszeiten bis 22 Uhr. Wir sehen uns beim nächtlichen Bücherbummel am Marienplatz und am Prater...

Es tut sich was bei den Verhandlungen über die Übersetzer-Vergütung. Der neue Vorschlag der Verleger will den Übersetzern bei Hardcovern, zuzüglich zum Mindesthonorar pro übersetzter Seite, eine Absatzbeteiligung von einem Prozent des Netto-Ladenpreises bieten. Die Gegenseite bleibt trotzdem erst mal bei der Forderung nach drei Prozent.

Die Staatlichen Museen Berlin und der DuMont Literatur und Kunst Verlag kooperieren und bringen im Herbst unter dem Namen "SMB DuMont" zwölf Titel auf den Markt, weitere Publikationen sind geplant. "Die Kölner haben sich in ein ehrgeiziges Großprojekt eingeklinkt", kommentiert der Buchreport. Über eine Milliarde Euro seien für die auf zehn Jahre angelegte Gesamt-Instandsetzung der Museen veranschlagt. DuMont wolle die Umsetzung aller Pläne mit Publikationen begleiten, heißt es.

Das dürfte auch Ostalgiker aus dem Westen begeistern: "Die ddr-box ist ein neuer Online-Shop, der Bücher und Nonbooks rund um die DDR im Sortiment führt und eine Warenkunde zu typischen Produkten anbietet." Initiatoren sind der Eulenspiegel-Verlag, das Versandhaus Kolibri und die Werbeagentur TXT.

Weitere Meldung: Das Land Hessen, dem 40 Prozent der Frankfurter Messe GmbH gehören, will seinen Anteil verkaufen - am liebsten an einen international agierenden Investor. Die restlichen 60 Prozent der Stadt Frankfurt stehen nicht zur Disposition.

Zum Schluss: die Bestsellerlisten.