Johannes Paul II.

Auf, lasst uns gehen!

Erinnerungen und Gedanken
Cover: Auf, lasst uns gehen!
Weltbild Verlag, Augsburg 2004
ISBN 9783898970457
Gebunden, 224 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

"Auf, lasst uns gehen!" Dieses Jesus-Wort stellt Johannes Paul II. als Motto über seine Erinnerungen aus den zwanzig Jahren seines Lebens als Bischof von Krakau - eine Zeit des Umbruchs und des Aufbruchs. Er berichtet von den Schwierigkeiten, die die polnische Kirche nach der Unterdrückung durch die Nationalsozialisten unter der kommunistischen Herrschaft zu bestehen hatte, gibt Einblicke in die Arbeiten des Zweiten Vatikanischen Konzils, an dem er vom ersten bis zum letzten Tag teilnehmen konnte, berichtet von vielen Begegnungen und lässt dabei immer wieder allgemeine Reflexionen einfließen, die den Leser in die spirituellen Hintergründe des Geschilderten einführen und ihm eine unmittelbare Freude am gelebten Glauben vermitteln.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.07.2004

Leidlich zufrieden liest sich Hanno Helblings Schilderung seiner Lektüre der päpstlichen Erinnerungen. Johannes Paul II. benutze die Erinnerung als "Folie" für die Gedanken und Überlegungen, aus denen das Buch aufgebaut ist. So erinnert sich Johannes Paul an seine Zeit als Bischof, um die Arbeit des Bischofs insgesamt zu beleuchten. Auch die Prägung durch die polnische Geschichte werde spürbar; die vielen Reisen als Papst aber werden für Helbling zur Chiffre eines "emotionalen und spirituellen Ausgreifens". So werde auch deutlich, dass Johannes Paul II. in seiner großen Wirkung auf Jugendliche den Erfolg seines apostolischen Wirkens bestätigt findet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.06.2004

Als insgesamt recht nüchtern bezeichnet Alexander Kissler die "Erinnerungen und Gedanken" des Papstes, die selbiger im Untertitel eine "Meditation über die bischöfliche Berufung" nennt. Einzige Extravaganz des Autors sei die Ich-Form, die er gewählt habe. "Welches Ich aber kann ein Mensch sein eigen nennen, der aufgehoben ist in den Traditionen, die er aktualisiert," fragt Kissler und meint, das Buch beziehe seinen literarischen Reiz genau aus "diesem vorliterarischen Dilemma". Denn einerseits sei Johannes Paul II. ein Mann der Öffentlichkeit, wie keiner seiner Vorgänger, auf der anderen Seite wüßte er genau um die Gefährdung, die aus solcher Öffentlichkeit entspringt. Und darum drängt der Papst auf Nüchternheit und die Rückbindung ans bischöfliche Amt. Der Papst, so Kissler, entwerfe einen Leistungskatalog, der extrem anspruchsvoll sei und eine gleichzeitige Erhöhung wie Erniedrigung des Ichs beinhalte. Er sei einerseits der Erste und andererseits habe er sich vollkommen den Sakramenten unterzuordnen. Zu theologischen Fragen äußere sich der Papst wenig, bedauert Kissler. Der Rezensent bemängelt außerdem die ausgesprochen lieblose und schludrige Übersetzung des Weltbild-Verlages, der pikanterweise den zwölf deutschen Bistümern gehört.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.05.2004

Beeindruckt zeigt sich Lorenz Jäger von diesem Buch, in dem Papst Johannes Paul II. sein Leben erzählt. Um eine "profane Autobiografie" handelt es sich nach Jäger freilich nicht. Er sieht darin vielmehr eine "fortgesetzte, von Stufe zu Stufe schreitende Meditation über das Amt des Bischofs, deren Logik sich im Laufe der Lektüre erschließt". Johannes Paul II. verwebe den eigenen Lebensfaden in die größere Geschichte der Kirche. Energischer als irgendeiner seiner Vorgänger hat er dieses Ineinandergreifen des Persönlichen und des Allgemeinen betrieben - "ohne Scheu vor Unmittelbarkeit", berichtet Jäger. Auch die Form des Buches erscheint dem Rezensenten "ungemein durchdacht". Neben dem Hauptthema des Buches, dem Bischofsamt, sieht Jäger noch einen zweiten Erzählstrang: den eines "gar nicht unsympathischen kräftigen polnischen Patriotismus". Hier zeige sich, dass der Papst unter den führenden Männern der letzte sei, der nicht nur den Krieg, sondern auch die Vorkriegszeit noch in "lebendiger Erinnerung" habe.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.05.2004

In Italien kommen die Erinnerungen des Papstes mit einer Startauflage von einer halben Million auf den Markt, pikanterweise auch noch in einem Berlusconi-Verlag, meldet Markus Brauck. In Deutschland wagt sich der katholische Weltbild-Verlag nur an 75.000 Exemplare in der Erstauflage. Erinnerungen an das durchaus spannende Lebens Karol Wojtylas dürfe aber niemand erwarten, warnt Brauck, und auch an Selbstreflexionen sei das Werk nicht gerade reich, selbst wenn im Untertitel "Gedanken" angekündigt werden. Für Brauck ist das Buch keineswegs als Rechenschaftsbericht für die Amtszeit des Papstes zu betrachten, sondern mehr eine "Art Erbauungsbüchlein für Bischöfe" - und damit rechtfertigt sich die vorsichtige deutsche Startauflage vielleicht doch. Denn eigentlich sei es ja egal, was der Papst schreibe, sinniert Brauck; weder könne es sein Ansehen noch groß steigern noch schmälern. Da Johannes Paul II. aber ein echter Missionar und unermüdlicher Prediger vor dem Herrn sei, nutze er seine Popularität, um seine Botschaft unter die Menschen zu bringen. Einblicke in die Arbeit des zweiten Vatikanischen Konzils gewähre das Buch dagegen kaum, hält Brauck fest. Aber eins müsse man dem Oberhaupt der katholischen Kirche zumindest lassen: er habe wenigstens eine Botschaft.

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