Vorgeblättert

Götz Aly: Im Tunnel

Ausgewählte Leseproben.
21.04.2004. Der Historiker Götz Aly zeichnet die Konturen des kurzen Lebens von Marion Samuel nach, die 1943 im Alter von elf Jahren in Auschwitz ermordet wurde. Aly zeigt in seinem Buch "Der Tunnel", wie sich die deutsche Verfolgungspolitik in der Biografie von Marion Samuel und ihrer Familie widerspiegelt. Ein Auszug.
Götz Aly: "Im Tunnel".
Das kurze Leben der Marion Samuel 1931 - 1943
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2004
150 Seiten, Taschenbuch, 7,90 Euro.

Erscheint am 28. April 2004

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Mehr Informationen zu Buch und Autor beim S. Fischer Verlag.

Klappentext:
Marion Samuel starb im Alter von elf Jahren in Auschwitz. Die "Stiftung Erinnerung" benannte nach ihr einen Preis, um dieses junge Mädchen stellvertretend für die vielen Tausend im Holocaust untergegangenen Kinder vor dem Vergessen zu bewahren. Im vergangenen Jahr wurde dieser Preis dem Historiker Götz Aly für seine wissenschaftliche und publizistische Tätigkeit verliehen. Für seine Dankesrede recherchierte er in zahlreichen Archiven und fand dort zunächst nur kalte Behördendokumente. Doch schließlich gelang es ihm, zwei überlebende Mitglieder der Familie zu finden, die ihm wichtige Dokumente und sogar Familienfotos anvertrauten.

Eine ehemalige Mitschülerin, die Aly über eine Anzeige ausfindig machte, erzählte ihm von einer Begegnung mit Marion Samuel im Jahre 1938: "Plötzlich fing Marion an zu weinen und erzählte, sie hätte Angst. Ich war verwundert, denn sie sagte: 'Da gehen Menschen durch einen Tunnel im Berg, und da ist auf dem Weg ein großes Loch, und alle werden hineinfallen und sind weg.' Welche Angst muss Marion gehabt haben?"

Götz Aly zeigt in seinem detailgenauen Buch, wie sich die deutsche Verfolgungspolitik in der Biografie von Marion Samuel und ihrer Familie widerspiegelt.


Zum Autor:
Götz Aly, geboren 1947, besuchte die Deutsche Journalistenschule in München, studierte Geschichte und Politische Wissenschaften (Dr. rer. pol.) in Berlin, Promotion und Habilitation. Er war Redakteur bei der taz und bei der Berliner Zeitung. Heute arbeitet er als freier Autor und gelegentlich als Gastprofessor. Götz Aly hat wichtige Veröffentlichungen zur Sozialpolitik und zur Geschichte des Nationalsozialismus vorgelegt. Er gab neun Bände der "Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik" heraus. 2002 wurde Aly mit dem Heinrich-Mann-Preis ausgezeichnet. (Hier Götz Alys Rede zur Verleihung des Preises, und hier die Laudatio von Gustav Seibt).