Vorgeblättert

Leseprobe Kapka Kassabova: Die letzte Grenze, Teil 3

15.08.2018.
---  Thrakien ---

Thrakien umfasst heute auf der Landkarte ein großes geografisches Gebiet. Aber Thrakien ist auch eine ausgestorbene Kultur, Zeitgenosse des antiken Griechenland, Makedonien und Persien. Die Thraker, die nie ein Reich gebildet haben und denen wir bereits in Strandscha begegneten, sind eines der vielleicht am wenigsten bekannten Völker des alten Europa.
     Das alte Thrakien erstreckte sich quer über das Gebiet, das heute das nordöstliche Griechenland einnimmt, eingeschlossen die Inseln Samothrake und Thassos sowie den europäischen Teil der Türkei und ganz Bulgarien; jenseits der Donau gehörte Rumänien bis zu den Karpaten dazu, einiges von Serbien und die heutige Republik Mazedonien. Die Thraker hinterließen keine schriftlichen Spuren, aber zahlreiche materielle. Ihre in Stein gehauenen Kultstätten, bemalten Grabmäler und goldenen Arte fakte stehen nichts Bekanntem aus der antiken Welt nach, aber von ihrem Leben weiß man wenig. Bis ins 20. Jahrhundert forschte man nicht über die Thraker, und jetzt, da dies der Fall ist (vor allem in Bulgarien und Griechenland, in jüngerer Zeit auch in der Türkei), werden alle paar Jahre von Archäologen neue Grabmäler und Schätze ausgegraben. Der längste bis jetzt freigelegte Grab-Korridor ist jener von Mezek im gleichnamigen bulgarischen Dorf. Er wurde von Dorfbewohnern in den 1930er Jahren gefunden, war bereits nach den Balkankriegen von Schatzjägern gründlich ausgeplündert worden und enthält unter anderem einen lebensgroßen Eber aus Bronze; angeblich war es die Gruft eines Königs der Odryser, eines thrakischen Volksstamms, aus dem 5. vorchristlichen Jahrhundert.
     Wenn man die von gigantischen Steinplatten gesäumten dreißig Meter entlanggeht und die eigenen einsamen Schritte vor und hinter einem hohl nachhallen, fühlt man den eisigen Schauer von 25 Jahrhunderten in den Knochen. Und man blickt zurück, um sicherzugehen, dass einen der gelangweilte Führer nicht eingeschlossen hat.
     Herodot, unsere wichtigste Quelle über die Thraker, beschrieb sie als den an Menschen reichsten und mächtigsten Stammesverbund seiner Zeit. Könnten sie nur politisch vereint sein, schrieb er, würden sie die Welt beherrschen – aber sie hatten einfach keine Lust. Wenn die Schrift ein Anzeichen der Zivilisation ist, dann waren die Thraker literarische Barbaren, denn sie gaben sich stattdessen sinnlichen und mystischen Freuden hin, Singen und Kunsthandwerk, Festlichkeiten, chthonischen und Sonnenkulten. Anders als die Makedonier, Perser und so gut wie alle Übrigen hatten sie keine besonderen Eroberungsambitionen. Vielleicht waren sie einfach politisch faul, die erste hedonistische Gesamtgesellschaft. Sie schockierten ihre griechischen Nachbarn, weil sie unverdünnten Wein tranken, waren aber auch als furchterregende Krieger und als Pferdezüchter bekannt und für andere wegen ihrer Zersplitterung und ihrer Laissez-faire-Attitüde als Nachschubbasis für Söldner. Der Gladiator Spartacus, der die größte Revolte gegen Rom anführte, war ein Thraker aus einem Ort nahe der heutigen griechisch-bulgarischen Grenze. Die Halbinsel wurde von Römern, Slawen, Walachen, Griechen, asiatischen Bulgaren, Tataren und anderen Völkerschaften besiedelt, sodass das thrakische Blut zu der Zeit Ende des 14. Jahrhunderts, als die seldschukischen Türken auftauchten, ordentlich durchmischt gewesen sein muss.
     Kein Nationalstaat wurde je nach Thrakien benannt (Mazedonien reicht, danke), aber ein geografisches und kulturelles Thrakien ist geblieben: An drei Seiten an die Ägäis, das Mittelmeer und das Schwarze Meer grenzend, besteht es von Norden nach Süden aus dem südlichen Bulgarien, beginnend beim Balkangebirge (Nord-Thrakien), dann der euro päischen Türkei (Ost-Thrakien) und Nordost-Griechenland (West-Thrakien).
     Seltsamerund vielleicht symbolischerweise konnte ich auf der Karte kein Zentral-Thrakien finden, aber genau dort wollte ich hin: in eine von drei Staatsgrenzen durchschnittene fruchtbare Region mit mildem Klima. Während des Kalten Krieges waren hier die Armeen von Griechenland, Bulgarien und der Türkei konzentriert gewesen, da das niedrig 136 gelegene Hinterland offenkundig einen militärischen Korridor für eine Invasion bildete. Die Türken waren nervös wegen der Sowjets und der Griechen, die Griechen waren nervös wegen der Sowjets und der Türken und die Bulgaren nervös wegen allen. An diesem Ort, der ein halbes Jahrhundert lang militärische Pufferzone gewesen war, hatte eine Ideologie geendet und eine andere begonnen. Ideologien kommen und gehen, aber eines ist geblieben: Einige Tausend Jahre, nachdem die Thraker ihren unverdünnten Wein tranken, ist dies immer noch ein Land der Weinreben.
     Nach dem Sommer in Strandscha herrschte ein spät blühender Frühling, als ich zu den Zwillings-Grenzstädten von Zentral-Thrakien fuhr. Das Land war fahl und erschöpft vom Winter. Flüsse donnerten unter den Brücken hindurch und manchmal darüber. Obstgärten standen in rosafarbener Blüte, Abfall lag an den Seiten der von West nach Ost führenden Autobahn, als hätte jeder Autofahrer als Rache für irgendeine alte Kränkung eine Plastikflasche aus dem Fenster geworfen. Lastzüge mit internationalen Kennzeichen und mysteriösen Ladungen ließen die Straße erbeben. Drei Alphabete, drei Währungen, drei Versionen der Geschichte. Ich war noch nie zuvor hier gewesen und hatte gehört, dass die thrakische Ebene seit der relativen Aufweichung der Grenzen ein Brennpunkt der Unternehmer, Desperados und Schmuggler geworden war.
     Am Kontrollpunkt zwischen Europa und Asien fand der gefallene Leviathan einer Fabrik aus der kommunistischen Ära sein Pendant in einer glänzenden riesigen Moschee.

DER FREUND
MIT DEN TAUBEN

Ich hatte die letzte Woche in der grünbelaubten Umgebung der bulgarischen Grenzstadt Svilengrad verbracht, in einem kleinen Hotel, der Villa Columbina. In der Villa Columbina gab es drei Arten Gäste: Türken und Griechen beiderlei Geschlechts, auf Besuch in der Stadt, um ihre Süchte zu befriedigen; Ingenieure, die in der gasreichen Gegend schürften; und die seltenen Touristen, die gekommen waren, um die nahe gelegene Gruft und mittelalterliche Burganlage von Mezek zu besichtigen.
     Die Spieler besuchten nie historische Sehenswürdigkeiten, und die Kulturbeflissenen hatten keine Lust am Spiel. Der einzige Ort, wo sich die beiden Spezies trafen, war beim Frühstück im Garten, wo die Luft dick war von Fliederduft und Taubengegurre. Jeden Morgen beobachtete ich vom Garten aus die Luftpromenade einer Schar Tauben. Etwa hundert von ihnen flogen im Uhrzeigersinn über uns und warfen rasche, flirrende Schatten auf das Land, wo die Merlot-Trauben reiften. In der Rezeption stand eine Glasvitrine, aus der man vergoldete Zippo-Feuerzeuge und Kondome kaufen konnte. Alle waren willkommen, Fragen wurden keine gestellt, und die Touristensaison dauerte das ganze Jahr, außer August, wo die thrakische Ebene so ausgedörrt war, dass alle, die es sich leisten konnten, zur Abkühlung an eines der drei verfügbaren Meere fuhren: die Ägäis, das Marmaraoder das Schwarze Meer.
     Der Besitzer des Etablissements war ein gutgelaunter Unternehmer namens Ventsi, und Ventsi hatte sich erbötig gemacht, mich hinüber in die Türkei zu chauffieren. Ich wies darauf hin, dass ich meinen eigenen Wagen hatte, aber er insistierte, dass ich die orientalischen Straßen von Edirne nicht schaffen und dass er mich dort, nur um sicherzugehen, in gute Hände legen würde. Natürlich, eine Frau allein in einem Mietwagen war in diesen Gegenden im besten Fall verwirrend und im schlimmsten verdächtig (der typische am Kontrollpunkt festgenommene Drogenkurier war eine jüngere Frau aus einem Balkanstaat, oft in einem Mietauto). Nervös wegen meines ersten Grenzübertritts, ließ ich mein Auto in der schattigen Straße vor der Villa Columbina stehen und machte mich in Ventsis Land Rover auf nach Edirne.
     Es war noch ein Passagier im Wagen: Emel, Gast in der Villa Columbina wie ich, kehrte nach einem Besuch bei Freunden in Svilengrad nach Edirne zurück. Beim Frühstück im Garten hatten wir Begrüßungen und unsere Lebensgeschichten ausgetauscht. Emel war seit langem geschieden und arbeitete als Beamtin. Sie war groß, schön und makellos gepflegt, wie die Immobilie eines Reichen. Ihre Augen glänzten, ihre Nägel und Lippen, als würde sie pausenlos vom Leben naschen, sogar ihr Name bedeutete Verlangen. Wenn sie zum Frühstück in den Hof der Villa Columbina ging, brachte sie ein Gefühl der Opulenz mit – man wollte sich einfach hinlegen und schnurren. Wenn sie lachte, ihr fleischiger Hals wie der einer Taube, war es unmöglich, nicht mitzulachen.
     »Süße, Sie sehen jung aus für Ihr Alter«, sagte sie eines Morgens zu mir. »Aber wenn Sie nicht zu rauchen aufhören, gebe ich Ihnen zwei Jahre, bis Sie plötzlich aussehen wie eine Hexe.«
     Ich drückte die Zigarette aus. Emel hatte nie geraucht oder Alkohol getrunken und einen Teint wie eine taubedeckte Wiese.
     »Es ist interessant, nicht wahr, Süße«, sagte sie jetzt und legte am Rücksitz des Land Rover den Sicherheitsgurt an, sehr zu Ventsis Unmut – was, sie traute seinem Fahrstil nicht? »Ich habe einen Mann in meinem Leben, aber er braucht mich nicht mehr.« Sie zwinkerte mir zu und genoss Ventsis erschreckten Blick. Ihr Mann war ihr erwachsener Sohn. »Gott, da draußen ist eine Männerwüste! Können Sie sich vorstellen, was es heißt, in der Türkei Single zu sein?«
     »Was ist der Unterschied zwischen dem türkischen Mann und dem griechischen Mann?«, mischte sich Ventsi ein. »Der Grieche heiratet seine Frau. Der Türke heiratet die Familie seiner Frau.«
     Emel lachte aus ihrer fleischigen Kehle und sagte: »Was ist der Unterschied zwischen einem bulgarischen Mann und seinem griechischen und türkischen Pendant?«
     Es herrschte gespannte Stille.
     »Die Griechen und Türken sind romantisch, zumindest am Anfang.«
     Ventsi wirkte verärgert.
     »Das ist, weil die Frauen alles nach dem Geldwert bemessen und das Romantik nennen«, sagte er. »Und der Bulgare ist arm.«
     Emel beendete das Gespräch:
     »Bringen Sie mir einen Schotten, Süße, wenn Sie einen passenden finden«, sagte sie. »Er kann einen Rock tragen, falls er möchte, das macht mir nichts aus.«
     Von Ventsis Armaturenbrett baumelten ein silbernes Kruzifix und ein nazar, das türkische blaue Auge gegen den bösen Blick. Wie Emel stand Ventsi mit dem Checkpoint und den Zwillingsstädten auf beiden Seiten auf freundschaftlichem Fuß.
     Zwillinge waren sie, weil man das, was man in Edirne nicht bekam (Alkohol, Sex, Spielcasinos), in Svilengrad fand und vice versa (gute Einkaufsmöglichkeiten, Infrastruktur, familiäre Werte). In Svilengrad konnte man beinahe den Gesang der Imame in Edirne hören und in Edirne den Beat aus den Svilengrader Nachtclubs. Svilengrad bedeutet Seidenstadt, obwohl die Seidenindustrie zusammen mit der Planwirtschaft 1990 untergegangen war, um durch eine Vergnügungsindustrie ersetzt zu werden. Nun kamen Griechen und Türken über die Grenze, um das ganze Wochenende über zu spielen, guten, billigen Raki zu trinken und ihre Körper mit ätherischen Ölen einreiben zu lassen.
     In dieser Stadt versuchte Ventsi ein ehrliches Geschäft zu betreiben.
     »Ich habe gehofft, dass die Gourmets ins Restaurant kommen würden, aber es ist zu fein für den Geschmack der Leute. Ich stelle jetzt Spielautomaten auf. Man muss überleben.«
     Ventsi war einmal fett und verheiratet gewesen, sagte er als eine Art Vorstellung, als ich ihn in seiner eigenen Bar kennenlernte. So fett, dass er in Istanbul, wo er sich Levis-Jeans kaufen wollte, keine fand, die groß genug waren.
     »Ich war so angepisst, dass ich sofort eine Diät anfing.«
     Er nannte sie Trennkost, ich war mir aber nicht sicher, ob wegen der Trennung zwischen Proteinen und Kohlenhydraten oder wegen der bald darauf erfolgten Scheidung. Nun aß Ventsi zarte Lammzunge, mit Olivenöl besprühte Salate und tellerweise schwarze türkische Oliven, kein Brot. Deswegen fuhr er nach Edirne: um im Großhandel Vorräte für sein Gourmetrestaurant zu kaufen, weil jenseits der Grenze alles billiger war.
     »Hm, die Grenze«, meinte er und zündete sich eine weitere Marlboro an, Silberkettchen klingelten an Hals und Handgelenken, während sein Land Rover das kurze Straßenstück bis zur Grenze entlangraste, vorbei an stillgelegten Fabriken und noch im Winterschlaf liegenden Feldern. »Es wird Zeit, dass man die Grenzen abschafft. Sie machen es bloß schwieriger für die Leute, das zu tun, was sie tun müssen.«
     »Das ist wahr, Süßer«, stimmte Emel von hinten zu und wedelte mit einer plumpen Hand den Zigarettenrauch von ihrem Gesicht weg. »Das einzig Gute an einer Grenze ist, dass man sie überqueren kann.«
     Es war der erste warme Tag im April, und Ventsi trug Flipflops. An seinem schmalen Fuß, keinesfalls der Fuß eines ehemals Dicken, sah ich die Tätowierung eines fliegenden Vogels, aber Tattoos und Füße sind etwas Persönliches, und so fragte ich nicht nach.
     Zu Emels Erleichterung drückte Ventsi seine Zigarette im bereits vollen Auto-Aschenbecher aus, denn wir hatten, zehn Minuten nach der Abfahrt aus Svilengrad, die Kontrollstelle erreicht, und ein gewisses Maß an Ernsthaftigkeit war angezeigt. Ventsi und Emel plauderten mit den Beamten in ihren Häuschen, die sie arkadaş nannten, das türkische Wort für Freund.
     Aber ich verspürte einen Anflug von Angst, als ich meinen Pass hinreichte. Ich hatte diese Grenze nie zuvor überquert. Als ich zuletzt in Bulgarien gelebt hatte, war dieser Checkpoint für alle außer für die Privilegierten und die zum Unheil Verurteilten geschlossen gewesen. Privilegierte gab es wenige, darunter die Zollbeamten, so korrupt, dass Svilengrad seit damals eine wohlhabende Stadt ist. Die Verdammten waren zahlreicher. Im Besonderen waren es 1989 300 000 von ihnen, die über Nacht Exilierte in Flüchtlingslagern in den Außenbezirken türkischer Städte wurden. Es waren die ethnischen Türken Bulgariens, die letzten Opfer des europäischen Kommunismus; eine von ihnen war Emel. Kurz, ein halbes Jahrhundert lang war dies eine Kontrollstelle, die man in einer Mischung aus Furcht und Abscheu passierte. Aber diese Tage waren lange vorüber, oder?
     Dann sah ich sie. Eine Gruppe junger Männer, hager, verwahrlost, mit Rucksäcken, in die herbe Aprilsonne blinzelnd, bereits in Handschellen. Sie waren gerade auf der EU -Seite aus einem Lastauto ausgeschwemmt worden.
     Auch der Lastwagenfahrer war zugegen, reckte seine Arme verzweifelt vor den Soldaten in die Luft. Er war ein schwerer, müder Mann, dem Weinen nahe.
     »Was werden sie mit ihm machen?«, fragte ich.
     »Ihn festnehmen, was sonst«, sagte Emel.
     »Schöne Sonnenbrille.« Der türkische Zollbeamte reichte mir meinen Pass zurück.
     »Danke, arkadaş«, sagte Ventsi, und bumms waren wir in der Türkei.
     »Was fällt Ihnen an der nichteuropäischen Seite der Grenze auf?«, fragte Ventsi.
     Über uns flatterte eine rote Fahne mit einem Halbmond, zwei massive Gebäude ragten in die Höhe: eine Moschee und ein Einkaufszentrum. Die Straße war breiter und besser.
     »Genau«, sagte Ventsi. »Was ist das für eine Grenze? Soll die Türken aufhalten, nach Europa zu kommen mit ihrem merak und ihrem Geld.«
     »Merak ist ein türkisches Wort«, sagte Emel und schmatzte mit den Lippen. Merak: Eifer, Leidenschaft, Interesse. Aber die Türken brauchten ein Visum für die Einreise in EU -Staaten, und Visa waren Mangelware.
     Wir fuhren in Richtung Edirne, vorbei an den seit einem Tag angesammelten Lastwagenschlangen mit ihren versiegelten Massenwaren. Die gelangweilten Fahrer campierten mit kleinen Öfchen am Straßenrand und schlurften auf und ab, die Seelen im Transit zwischen Bagdad und Hamburg, Istanbul und Calais. Ich hatte ihre Tränken an der Autobahn passiert, ihre einsamen Speiselokale an den Straßenrändern, die Parkplätze, wo sie schlafen, die Geschäfte, die ihnen Joghurt und Bier verkaufen. Sind sie einmal in Bulgarien, warten die mageren Prostituierten auf sie, im Dunst der Autobahn schwankend wie Schilfrohr.
     »Ein arkadaş von mir betreibt diese Schuppen an der Straße für Last wagenfahrer.« Ventsi zündete sich wieder eine an. »Die Art, wo Frauen nur hingehen, wenn sie was zu verkaufen haben. Er sagt, die Fahrer jammern, es sei ein Hundeleben, aber sie wollen es um alles in der Welt nicht aufgeben.«
     Ich fragte mich, ob ich transkontinentale Lastwagenchauffeurin werden könnte. Irgendetwas daran fand ich anziehend – die offene Straße, um genau zu sein. Ventsi höhnte, und Emel lachte.
     »In dem ganzen Gewerbe gibt es zwei Frauen, Süße«, sagte sie. »Eine Deutsche und eine Engländerin. Die Engländerin hat ein Jahr durchgehalten. Und ich mache ihr keinen Vorwurf.«
     »Willkommen in Edirne, meine Damen!«, strahlte Ventsi, als wir uns der Stadt näherten.

Mit freundlicher Genehmigung des Zsolnay Verlags

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