Vorgeblättert

Leseprobe zu Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945, Bd. 3. Teil 1

07.05.2012.
Der Schriftsteller Walter Tausk notiert am 1. September 1939, wie er in Breslau den Kriegsbeginn erlebt(1)

Tagebuch von Walter Tausk,(2) Eintrag vom 1.9.1939(3)


Freitag, den 1.9.1939.
Keinerlei Zweifel, daß es losgeht. Gestern ist u.a. das gesamte jüdische Krankenhaus, bis auf die Gynäkologie, Siechenhaus und Altersheim, Knall und Fall evakuiert worden, um 380 Betten freizumachen; hat man schon in der vergangenen Woche in anderen hiesigen Krankenhäusern rigoros gewirtschaftet, hier machte Gestapo und Militär eine "negative Ausnahme", d.h.: sie überbot sich in der Unmenschlichkeit; was kein Fieber hatte, wurde nach Hause entlassen, auf die Straße gesetzt oder sonstwie "umgelegt" (teils privat, teils in leere Zimmer des Gemeindehauses, Wallstraße, schwere und schwerste Fälle kamen auf die Gynäkologie); man evakuierte Frischoperierte (z.B. Blinddärme), die kaum transportfähig waren; man warf alte Leute, über 80, die in ausgebauten Mansarden des Krankenhauses ihre Tage beschließen sollten, mit Sack und Pack raus und brachte sie bei den Siechen mit unter: alles wahllos durcheinandergemengt, hierzu kamen Irre und Halbirre. Und nachmittags ein langer Gewitter-Platzregen, als die Evakuierung mitten im Gange war. Eine Vorstudie, wie es in [den] nächsten Tagen aussehen wird, und was dieser "Schittelhuberkrieg"(4) der ahnungslosen Menschheit bringen wird.
Meine Auswanderung ist auf Null. Ich habe am 17.8. das wichtigste, das Fahrgeld, nicht ausgezahlt bekommen (siehe Anlage)(5) und bin also wirklich das Opfer meiner "lieben Glaubensgenossen" (vor denen mich der Himmel weiter bewahren möge) und der eigenen Mittellosigkeit.(6) Mit England ist kein Postverkehr mehr möglich.(7)
Heute morgen von zirka ¾ 5 bis 7 zog es pausenlos über die Stadt gen Osten; Bombenflieger, Jagd- u.a. Flieger. Um ½ 9 erschien die Hausmeisterin mit einem Runderlaß der Polizei: "Alles fertigmachen für plötzliche Verdunkelung und gegen Flieger-Angriffe. Wasser bereitstellen, vor allem Luftschutzkeller instand halten" usw.(8)
11 Uhr vorm.: von 10 - jetzt hörte man durch die Lautsprecher in unserer Nähe die Redeübertragung von "ihm" im Reichstag. Seit Jahren nichts Neues: kein Volk und kein Staatsmann ist so unschuldig, so mißverstanden, verraten und verlästert als "er" und "sein Volk", kein Volk und Staatsmann so ausschließlich friedliebend usw. Die Stimme: gurgelnd, röchelnd, sich verschluckend, dröhnend, jammernd, betend, Mitleid erregend, dann wieder lostobend, um bald wieder zu ersticken. Und an allem hat der Pole natürlich schuld.(9) Dann sang man natürlich auch das Horst-Wessel-Lied: "Kameraden, die Rotfront … erschossen, marschier'n im Geist in unseren Reihen mit."(10) Dies trotz des Russenpaktes.(11) Schittelhuber legte auch für das "festgezimmerte 1000jährige Reich" die Dynastiefolge fest, "falls mir etwas zustößt" (er will nämlich "als einfacher Gefreiter mit hinaus ziehen"). Nach ihm, dem Gefreiten, käme der Generalfeldmarschall Göring, nach diesem (im Falle einer "Zustoßung") der ehemalige Heilgehilfe Hess. Das Haus dröhnte, wie üblich, vor Beifall. - Gleichzeitig marschierten die Truppen bereits überall nach Polen ein.

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Aufbau: Artikel vom 15. September 1939 über die Bedeutung dieses Kriegs für die Zukunft des Judentums


"Auserwählt-" auch in diesem Kampf!
Des ganzen Judentums Schicksal steht auf dem Spiel



m.g.(13) Nun hat die Welt ihren Krieg. Den Krieg, den sie verhüten wollte und den zu verhüten sie nichts tat. Egoistisch-soziale Interessen und eine fast unbegreifliche Stupidität im Begreifen der Situation auf der einen Seite, Größenwahn, Blutdurst und ein manischer Imperialismus auf der anderen haben es zuwege gebracht, daß Europa in ein Schlachtfeld verwandelt wurde. Über den ganzen Erdteil spannt sich ein blutiger Himmel. Und er weint blutige Tränen über sein verlorenes Kind Erde.
Zwischen den Völkern stehen wir Juden. So fern stehen wir diesem Geschehen, daß nicht einmal ein Hitler uns mehr als durch ein paar herausgebrüllte Gewohnheitsphrasen in Berührung zu dem gesetzt hat, was an Grauenhaftem nun geschieht. So fern stehen wir und so nah zugleich, daß der Körper unseres Volkes nicht weniger zerrissen und zerschmettert, gequält und geschändet wird von Feuer und Blei als der anderer Nationen.
Wenn einer vor diesem Krieg hat zittern müssen, weil er um seine Brüder bangte, so war es der Jude. Es mag ein paar unter uns geben, die aus unbeherrschtem Haß und natürlicher Rachsucht freudig erregt die Weltbrandstifter von Berlin in ihre furchtbarste Probe hineintaumeln sahen, aber wer über sich und die Grenzen seiner unreinen und unklaren Gefühle hinaussah, der wußte von vornherein, daß, wenn auch der Jude nichts mit dem Krieg zu tun hat, er von seinem Ausgang abhängt. Diesem Krieg wird und kann niemand entgehen. Die meisten Menschen stehen erst am Anfang des Begreifens. Er ist des Weltkriegs zweiter Teil und wird in seinen Folgen weiterhin die uns gewohnten Lebensformen zerstören. In unreparierbarer Breite und Tiefe. Was an Scheußlichem bereits geschehen ist, ist ein freundliches Kinderspiel gegen das, was noch kommen wird. Die Plätze, auf denen gekämpft wird, sind kleine und enge Bezirke gegen das Ausmaß der Felder, auf denen das Ende entschieden werden wird. Wer mit biblischen Worten sprechen will, kann ruhig sagen, daß hier eine letzte und äußerste Prüfung von höllischen Ausmaßen gekommen ist und daß auf weiten Strecken der Erde kein Stein auf dem anderen bleiben wird.(14)
Niemand von uns weiß, wie die Welt am Ende dessen aussehen wird, was jetzt begonnen hat. Manche Staatsmänner sprechen vom Kampf bis zum "bitteren Ende".(15) Sie stellen sich darunter noch etwas vor. Alles, was jetzt geschieht, ist vorläufig noch faßbar. Aber bald wird alles unfaßbar sein! Was jetzt in Polen vorgeht, diese Zerstampfung eines ganzen Landes, in dem das Kind im Mutterleib bereits nicht mehr sicher ist und Hospitäler für tuberkulöse Mädchen bereits zum Bombenobjekt entmenschter Flieger werden, was in diesem Land geschieht, dessen Felder und Bewohner in einen roten Saftbrei aus zersplittertem Menschenfleisch und zerwühlter Erde zusammengekocht werden, das ist erst der Anfang. Noch sind die Gase nicht losgelassen, noch brach das Feuer nicht aus den Flammenwerfern, noch hat die Vergiftung der Ströme und die Entfesslung des Bazillentodes nicht begonnen.
Dieser Krieg wird das scheußlichste und umfassendste Morden werden, das die Welt gesehen hat. Er muß es werden, weil er von den scheußlichsten und gründlichsten Mördern begonnen wurde, die sich je zu Volksführern aufgeworfen haben. Nicht umsonst hat Hitler den barbarischen Dschingis Khan zum nordischen Arier ernannt. Er brauchte für sein Vorbild den Rassentitel.
Auf solch einen Krieg müssen wir Juden uns einstellen. Wir sind ohnmächtig und schwächer denn je. Drei Millionen allein von uns in Polen sind im Augenblick vor den Gewehren ihrer Todfeinde. Millionen sind behaftet mit dem Aussatz elenden Flüchtlingstums in aller Welt, nicht wissend, über welche Grenzen sie morgen gejagt werden. Nur ein kleiner Bruchteil lebt unter einem günstigeren Himmel. Ja, auch das Land der Zukunft jüdischer Jugend, Palästina, starrt in Waffen, und diese Waffen werden von Juden getragen.
Und deshalb ist dieser Krieg, zu dem wir nichts getan haben in seinen Ursachen und Zielen, auch unser Krieg. Weil es um unser Leben geht. In diesem Krieg entscheidet sich noch viel gründlicher als das Schicksal anderer Völker das Schicksal des jüdischen. Von dem Ausgang dieses Krieges hängt die Zukunft jedes Einzelnen von uns ab. Man kann sich nicht früh und rechtzeitig genug, nicht tief und ernsthaft genug dieser entscheidenden Wahrheit bewußt werden. Denn durch die Kräfte, die diesen Krieg gewinnen werden - und niemand weiß, welche Kräfte das sein werden -, wird wesentlich die gesamte Zukunft des Judentums mitbestimmt werden.
Dieser Krieg ist ja nicht nur ein Krieg der Leiber, sondern auch grundsätzlicher, moralischer Haltungen, so sehr er auch aus den Gasen einer Jauchegrube voll Unmoral in diesen sonnendurchwärmten Herbst hineinexplodiert ist. Und so müssen wir zur Sympathie und zur Tat, die wir im Kampf gegen das Böse stellen, noch eines hinzufügen: den Glauben an den Wert, den wir als ein in einer göttlichen Moral zusammengehaltenes Volk für diese Welt darstellen, in der alle Begriffe schwanken. Wenn der so oft töricht ausgelegte Begriff "auserwählt" einen zeitlichen Sinn in diesen Tagen des beginnenden Chaos hat, so den, daß uns neben dem äußersten Einsatz der Kampfbereitschaft mit allem, was wir sind und haben, noch die tausendfach schwerere Aufgabe zufällt, unseren Menschheitsglauben an Recht und Moral aus dem Tumult zu retten. Nicht nur für uns, sondern für die Welt.
Das ist der Sinn der großen Schicksalsstunde, die mit furchtbar donnerndem Schlag sich für uns angekündigt hat.

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Rica Neuburger nimmt sich im Oktober 1939 aufgrund der Schikanen gegen Juden das Leben (16)

Meldung (ungez.) über den Selbstmord von Rica Neuburger(17) vom 13.10.1939(18)


Frau Rica Neuburger, 72 Jahre alt, war seit längerer Zeit herzleidend. Sie wohnte zusammen mit ihrer Schwester(19) in der Zeppelinstr. 161. Große Sorge und Unruhe bereitete ihr die Wohnungsfrage.(20) Sie fürchtete, kein geeignetes Unterkommen zu finden und soll öfters gesagt haben: "Ich lasse mich nicht so herumstoßen."
Die Abgabe des Rundfunkgeräts am höchsten jüdischen Feiertag(21) hat sie sehr mitgenommen.
Die letzten 4 Wochen mußte sie meistens im Bett verbringen. Da die Kranke sich kaum selbst helfen konnte, ließ sie die Schwester fast nie allein zu Hause. Am 1. Tag, als es etwas besser ging, und sie, auf den Stock gestützt, einige Schritte allein gehen konnte, drängte sie die Schwester, einige Besorgungen in der Stadt zu machen. Als diese gegen 6 Uhr abends nach Hause kam und die Kranke weder auf dem Sofa noch im Bett fand, öffnete sie die Küchentüre. Dort saß die Kranke auf einem Stuhl, den Kopf über den Gasherd geneigt. Der Gashahn war geöffnet. Der sofort herbeigerufene Arzt konnte nur noch den Tod feststellen.
Man fand an ihrem Kleid einen Zettel mit einer Stecknadel angeheftet. Der Zettel hatte folgenden Inhalt:
Die Wohnungsfrage und alles, was man uns antut und über uns verhängt, ist zu grausam und schwer und kann ich nicht überleben. Liebe Rosa, habe vielen Dank für Deine Pflege, leb wohl mit allen Lieben. Dort ist man besser wie hier. Ich halte es nicht mehr aus, wie man uns bedrückt. Verzeihe mir den Schritt!
Rica

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Josef Löwenherz berichtet der Gestapo in Wien am 20. November 1939 von Todesfällen in Buchenwald und bittet darum, Juden mit Auswanderungsmöglichkeiten freizulassen(22)

Schreiben des Leiters der IKG Wien, Dr. Josef Israel Löwenherz,(23) an die Geheime Staatspolizei Wien vom 20.11.1939


Im Zuge des Monates September 1939 wurde eine Reihe von staatenlosen Personen, die vormals im Besitze der polnischen Staatsbürgerschaft waren, in Schutzhaft genommen und nach einem vorübergehenden Aufenthalt in verschiedenen Wiener Gefängnissen nach dem Konzentrationslager in Buchenwald bei Weimar gebracht.(24)
Die Israelitische Kultusgemeinde Wien wird seither von den Angehörigen dieser Personen bestürmt, die zuständige Behörde um deren Enthaftung zu bitten. Inzwischen hat eine Anzahl von Familien von der Leitung des Konzentrationslagers Buchenwald die Verständigung erhalten, daß ihre dort in Schutzhaft befindlichen Verwandten verstorben sind; die Urnen sind nach Wien zur Bestattung übersendet worden. Aus den Aufzeichnungen des Friedhofsamtes der Israelitischen Kultusgemeinde Wien - die selbstverständlich für jeden Außenstehenden unzugänglich sind - ist zu ersehen, daß bisher insgesamt 199 Urnen aus Buchenwald in Wien bestattet wurden. Diese hohe Sterblichkeitsziffer ist darauf zurückzuführen, daß sich unter den in Schutzhaft Genommenen eine größere Anzahl von Personen befindet, für welche wegen hohen Alters oder aus sonstigen Gründen die Haft mit schwerer Schädigung ihrer Gesundheit verbunden ist.
Aus dem Bericht der Israelitischen Kultusgemeinde Wien vom 16. November l.J.(25) ist zu ersehen, daß ein großer Teil dieser Schutzhäftlinge im Besitze von Einreisen(26) ist, die es ihnen sowie ihren Familienangehörigen ermöglichen würden, das Reichsgebiet innerhalb verhältnismäßig kurzer Zeit zu verlassen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß auch andere im Falle ihrer Enthaftung in der Lage wären, sich Einreisebewilligungen zu verschaffen, um dann mit ihren Familienangehörigen auszuwandern. Diese Tatsache würde eine wesentliche Erhöhung der Auswanderungszahlen ergeben und die Tätigkeit der Israelitischen Kultusgemeinde Wien erleichtern.
Es wird daher gebeten, die Überprüfung der einzelnen Schutzhaftfälle sowie die Enthaftung der Schutzhäftlinge veranlassen zu wollen.(27)

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(1) Biblioteka Uniwersytecka we Wroclawiu, Ako. 1949 KN 1351-1354. Abdruck in: Walter Tausk, Breslauer Tagebuch 1933-1940, hrsg. von Ryszard Kincel, Berlin (Ost) 1975, S. 229 f.
(2) Walter Tausk (1890-1941), Handelsvertreter und Schriftsteller; trat 1917 vom Judentum zum Buddhismus über, verfasste Beiträge für buddhistische Zeitschriften, seit 1933 Gelegenheitsarbeiter, am 25.11.1941 von Breslau nach Kaunas deportiert und dort ermordet; Autor von "Olaf Höris Tod. Skizze zu einer Vollmondphantasie" (1924).
(3) Im maschinenschriftl. Original verzichtet der Autor auf Großschreibung.
(4) Gemeint ist: Schicklgruber. Diese Anspielung auf den Geburtsnamen von Hitlers Vater war unter Hitlers Gegnern geläufig, um auf die sowohl kleinbäuerliche als auch uneheliche Herkunft seines Vaters hinzuweisen; Letztere gab zudem zu Vermutungen über jüdische Vorfahren Anlass.
(5) Liegt nicht in der Akte.
(6) Walter Tausk hatte sich seit 1936 um seine Auswanderung bemüht. Am 17.7.1939 erhielt er eine Einreiseerlaubnis für Großbritannien, die Fahrtkosten sollte der Hilfsverein der deutschen Juden, der die Auswanderung in das nicht-palästinensische Ausland organisierte, übernehmen.
(7) Der Postverkehr nach Großbritannien wurde zum 1.9.1939 für die gesamte Kriegsdauer ausgesetzt; Mitte bzw. Ende Sept. 1939 folgte die offizielle Einstellung des Telegraphen- und Fernsprechdienstes.
(8) 10. DVO zum Luftschutzgesetz vom 1.9.1939, RGBl., 1939 I, S. 1570-1572.
(9) In seiner Reichstagsrede vom 1.9.1939 machte Hitler Polen wegen angeblicher Grenzverletzungen für den Kriegsausbruch verantwortlich; Abdruck in: VB (Berliner Ausg.), Nr. 245 vom 2.9.1939, S. 1 f.
(10) Die Zeile lautet vollständig: "Kameraden, die Rotfront und Reaktion erschossen/Marschieren im Geist in unseren Reihen mit." Horst Wessel hatte den Text "Die Fahne hoch!" 1929 in der NSDAP-Zeitung Der Angriff veröffentlicht; nach Wessels gewaltsamem Tod im Febr. 1930 avancierte das vertonte Gedicht zu einer Art Parteihymne der NSDAP.
(11) Gemeint ist der deutsch-sowjet. Nichtangriffspakt vom 23.8.1939.
(12) Aufbau, Nr. 17 vom 15.9.1939, S. 1 f. Der Aufbau erschien von Dez. 1934 an in New York und wurde vom German-Jewish Club herausgegeben - bis 1939 14-tägig, danach wöchentlich. Die Auflage stieg von 500 auf 8000 im Jahr 1938.
(13) Vermutlich Dr. Manfred George, geb. als Manfred Georg Cohn (1893-1965), Jurist, Journalist, Schriftsteller; 1917-1923 Mitarbeiter des Ullstein Verlags, 1923-1928 des Mosse-Verlags; 1924 Mitbegründer der Republikanischen Partei Deutschlands (RPD); 1928-1933 Feuilletonchef der Zeitung Tempo, emigrierte 1933 in die Tschechoslowakei, 1938 in die USA, 1939-1965 Chefredakteur des Aufbaus; Autor von "Theodor Herzl: Sein Leben und sein Vermächtnis" (1932).
(14) Die Anspielung zielt auf Jesu Ankündigung der Zerstörung Jerusalems: "Denn es wird die Zeit über dich kommen, daß deine Feinde werden […] dich belagern und an allen Orten ängsten; und werden dich schleifen und keinen Stein auf dem andern lassen, darum daß du nicht erkannt hast die Zeit, darin du heimgesucht bist" (Lukas, Kap. 19, Vers 42-44).
(15) Der brit. Minister für die Dominions Anthony Eden (1897-1977) hatte am 11.9.1939 in einer Radioansprache verkündet, der Commonwealth werde, wenn nötig, bis zum bitteren Ende kämpfen, um die Welt von Hitler zu befreien; The Times, Nr. 48408 vom 12.9.1939, S. 8: Nazi leaders' illusions. Mr. Eden on British determination, sowie NYT, Nr. 29816 vom 12.9.1939, S. 18: Text of Anthony Eden's Address.
(16) LBI JMB, Karl Adler Collection, MF 572, reel 2, box 3, folder 1.
(17) Vermutlich Rica Neuburger, geb. Metzger (1867-1939).
(18) Aus dem Original ist nicht ersichtlich, wer die Meldung verfasst hat.
(19) Vermutlich Rosa Adler, geb. Metzger (*1874); am 22.8.1942 nach Theresienstadt und von dort am 29.9.1942 nach Treblinka deportiert; für tot erklärt.
(20) Infolge des Gesetzes über Mietverhältnisse mit Juden vom 30.4.1939 waren viele Juden gezwungen, ihre Wohnungen zu verlassen; RGBl., 1939 I, S. 864 f., siehe auch VEJ 2/277.
(21) Die Radiogeräte mussten an Jom Kippur, der 1939 auf den 23. Sept. fiel, abgegeben werden; siehe auch Dok. 15 vom 28.9.1939, Anm. 5.
(22) Original in Privatbesitz, Kopie: DÖW, 8496. Abdruck in: Widerstand und Verfolgung in Wien 1934-1945. Eine Dokumentation, Band 3: 1938-1945, hrsg. vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Wien 1984, S. 266.
(23) Dr. Josef Löwenherz (1884-1960), Jurist; 1911-1915 Delegierter auf dem 10.-15. Zionistenkongresse, von 1918 an Rechtsanwalt in Wien, 1924-1937 Vizepräsident, 1937-1942 Amtsdirektor der IKG Wien, im Mai 1938 von Eichmann mit der Neuorganisation der Jüdischen Gemeinde Wien beauftragt, nach deren Auflösung am 1.1.1943 offiziell zum Judenältesten in Wien ernannt; 1945 von sowjet. Soldaten wegen Kollaboration verhaftet, nach drei Monaten entlassen, lebte nach 1945 in New York.
(24) Am 7.9.1939 hatte Heydrich die Verhaftung aller männlichen Juden poln. Staatsangehörigkeit sowie die Sicherstellung ihres Vermögens angeordnet. In Wien wurden 1038 Männer verhaftet und ins KZ Buchenwald gebracht. Bis zum Sommer 1940 kamen zwei Drittel von ihnen um.
(25) Nicht aufgefunden.
(26) Gemeint sind Visa bzw. Einreisebewilligungen.

(27) Eine Reaktion auf dieses Schreiben ist nicht bekannt.

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