Warum diese
Fixierung auf Israel,
fragt Armin Nassehi in einem Essay für
Zeit online. Warum solidarisieren sich "
linke" Professoren mit Studenten, die
offen antisemitische Parolen brüllen? Dafür muss man tiefer gehen, fürchtet Nassehi: "Die semantischen Figuren des Antisemitischen scheinen stärker zu sein als manche Selbstbilder - und wem es beim Denken hilft: Eines der Standardargumente von Rassismuskritikern besteht darin, Leuten Rassismus nachzuweisen, die
explizit keine sein wollen." Dummerweise, so Nassehi, funktioniert das beim Antisemitismus eher noch besser. Und letztlich leitet sich auch der heutige "strukturelle" Antisemitismus respekektabler Professoren aus der
Kontinuität christlichen Antisemitismus her, meint Nassehi: "Man hasst mit den Juden etwas Fremdes, das zugleich das Eigene ist - und gerade deshalb kann
das Jüdische als Projektionsfläche dienen, als Sündenbock, als der Stachel im eigenen Fleisch, den man nicht loswerden kann, als innere Störung, als innerer Feind. Für den Antijudaismus ist das größte Verbrechen des Jüdischen
seine Ähnlichkeit, nicht seine Verschiedenheit. Die Verschiedenheit des Juden musste dann erst strategisch hergestellt werden - und die Sozialgeschichte des Ausschlusses der Juden ist voll davon, Nischen zu entwickeln, in denen sie sich dann als 'das Andere' etablieren mussten."
Hans Ulrich Gumbrecht, einst Professor in Stanford, denkt in der
Welt über die Studentenproteste an amerikanischen Unis nach. Er kommt nicht ohne einen umständlichen Vergleich mit 1968 aus und rät zur Gelassenheit: "Offenbar entsteht
nur wenig Aggression, wenn die Verwaltung einer Hochschule solche langfristigen Demonstrationen unter der
Prämisse von Redefreiheit toleriert. Umso mehr drängt sich die Frage auf, warum so erstaunlich viele andere Rektorate - etwa an der Columbia University in New York oder an der University of Southern California in Los Angeles -
die Polizei mit der Aufhebung von Protest-Lagern beauftragt und damit Gewaltsituationen provoziert haben, zu denen es in den Sechzigerjahren kaum je kam."
Dass nicht erst
die Studenten den Antisemitismus an den amerikanischen Unis produzieren, zeigt ausgerechnet die mutige philippinische Journalistin und Friedensnobelpreisträgerin
Maria Ressa, die die "Commencement Speech" in
Harvard hielt und folgenden antisemitischen Topos zum besten gab:
Die ganze Passage aus Ressas Rede lautet so: "Weil ich Ihrer Einladung gefolgt bin, heute hier zu sein, wurde ich online angegriffen und als antisemitisch bezeichnet. Von Macht und Geld. Weil sie Macht und Geld wollen. Während die
andere Seite mich bereits angriff, weil ich mit Hillary Clinton auf der Bühne gestanden hatte. Schwer zu gewinnen, oder?" Hier das
komplette Video der Rede.