Colm Toibin

Long Island

Roman
Cover: Long Island
Carl Hanser Verlag, München 2024
ISBN 9783446279476
Gebunden, 320 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Ditte Bandini und Giovanni Bandini. Ein Mann und eine Frau treffen sich nach fast zwanzig Jahren wieder - und stehen noch einmal vor der Entscheidung ihres Lebens. Eilis lebt in Long Island mit ihren Kindern und Tony, für den sie ihre Jugendliebe Jim in Irland zurückließ. Als sie erfährt, dass Tony sein uneheliches Kind in der gemeinsamen Familie aufziehen will, bricht sie in ihre Heimat auf. Dort holen sie ihre alten Gefühle ein.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.06.2024

Komplett glücklich wird Rezensentin Marie Schmidt nicht mit Colm Tóibíns Roman, aber sie liest die Fortsetzung von "Brooklyn", einem älteren Buch des Autors, insgesamt doch gerne. Im Zentrum steht wieder Eilis, eine Irin, die in die USA gezogen ist und dort in eine italoamerikanische Familie eingeheiratet hat. Jetzt jedoch kehrt sie wieder in das irische Nest Enniscorthy zurück, wo ihre Mutter lebt. Aber auch Jim, ein Mann, mit dem Eilis eine unerfüllte Liebesvergangenheit verbindet, die nun wieder auflebt, erzählt Schmidt: Allerdings als Liebesdreieck, in das auch Eilis' Freundin Nancy involviert ist. Als Leser wissen wir, beschreibt die Rezensentin, stets mehr als die teils eher wortkargen Figuren, die selbst oftmals über die Gefühlsverwirrungen ihrer Nächsten im Unklaren bleiben. Die Gefühle entfalten sich Schmidt zufolge nicht so eindringlich wie in anderen Büchern des Autors, die Erzählung erscheint ihr etwas zu routiniert, auch das Cover der deutschen Ausgabe gefällt ihr nicht. Als Erzählung über eine plötzlich wieder offene Zukunft in der Mitte des Lebens gefällt der Rezensentin Tóibíns Buch allerdings schon.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.06.2024

In einem Liebesdreieck gefangen fühlt sich die sehr angetane Rezensentin Sylvia Staude bei der Lektüre dieses Buches. Hauptfigur ist Eilis, die man aus einem älteren Buch Colm Tóibíns, "Brooklyn", kennt. Inzwischen, erfahren wir, lebt sie in den USA, wo sie in eine italoamerikanische Familie eingeheiratet hat, kehrt nun aber nach Irland zurück, in das Nest, in dem ihre Mutter lebt. Und freilich auch Jim, mit dem sie eine Liebe verbindet, von der immer noch nicht klar ist, ob sie eine Zukunft hat, erläutert Staude, unter anderem, weil da noch Jims neue Flamme und Eilis beste Freundin Nancy im Spiel ist, die das Dreieck vollendet. Tóibín geht mit seinen Figuren sorgfältig und sehr differenziert um, freut sich die Rezensentin, aber sie erhalten in ihrer Alltäglichkeit auch eine tragische Dimension. Staude zeichnet einige der Schwierigkeiten nach, mit denen sich Eilis, Jim und Nancy konfrontiert sehen und überlegt sich, ob sie in Zukunft mehr über das Leben dieser schön gezeichneten Figuren erfahren möchte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.06.2024

Ein Roman, "wie man ihn sich alle Tage wünscht" und doch nur selten in die Hände bekommt, ist für Rezensent Rainer Moritz das neue Buch von Colm Tóibín. In der Literatur begegnet einem nur selten etwas völlig Neues, meint Moritz. Doch Tóibín hat ihn sehr überrascht und Moritz lobt diesen "glänzend austarierter Roman" in höchsten Tönen. In seinem Buch erzählt der irische Autor die Geschichte von Eilis Lacey. Nachdem sie von ihrem Mann betrogen wird, der bald darauf mit der Nachbarsfrau ein Kind erwartet, flieht sie vorübergehend in die Stadt ihrer Jugend, wo sie ihre alte Liebe Jim wiedertrifft, geht Moritz der Erzählung nach. Dieser will eine Witwe heiraten, doch die Liebe zwischen ihm und Elis flammt bei ihrer Ankunft wieder auf. Daraus entwickelt sich eine Dreiecksbeziehung, und der Rezensent ist vor allem davon begeistert, wie gut es Tóibín gelingt, "Gefühlsabgründe auszuloten", ohne zu werten oder zu verurteilen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.05.2024

"Von Lügen und Ausflüchten" erzählen die Protagonisten in Colm Toibins neuem Roman, stellt Rezensent Tilman Spreckelsen fest, Tony hat seine Frau Eilis betrogen, der Betrug fliegt auf und Eilis flieht aus Amerika zurück zu ihrer Familie nach Irland. Aber auch Eilis hat etwas zu verbergen, ihre Flirts mit dem Pubbesitzer Jim, obwohl er mit ihrer früheren besten Freundin zusammen ist - eine Handlung, in der das Schweigen und Verschweigen zentral sind und sich letztlich als schwierig bis zwecklos erweisen, so der Kritiker. In dieser Fortsetzung des 2009 erschienenen Romans "Brooklyn" zeigt Toibin sein Können als Jongleur der verschiedenen Figuren und ihrer Kommunikation, lobt Spreckelsen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 18.05.2024

Rezensent Tobias Rüther ist begeistert von Colm Tóibíns neuem Buch, das wieder die Geschichte Eilis' aufgreift, einer Irin, die in die USA auswandert - und nun ein zweites Mal in ihren kleinen Herkunftsort namens Enniscorthy zurückkehrt. Da trifft sie Jim, eine alte Liebe, wieder und andere Figuren aus ihrer Vergangenheit. Freilich ist auch in ihrem neuen amerikanischen Leben einiges los, unter anderem hat sie in eine italienische Familie eingeheiratet und zwei Kinder. Rüther bejubelt die Beiläufigkeit, mit der Tóibín außergewöhnliche Sätze gelingen und stellt klar, dass wir es hier mit viel mehr zu tun haben als nur mit einer Familientragödie; vielmehr geht es um den freien Willen. Man kommt gar nicht los von den Figuren des Romans, so der Rezensent, der glaubt, dass die Geschichte um Eilis noch nicht auserzählt ist.