Dieter Henrich

Denken und Selbstsein

Vorlesungen über Subjektivität
Cover: Denken und Selbstsein
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007
ISBN 9783518584811
Gebunden, 380 Seiten, 24,80 EUR

Klappentext

Menschen haben ihr Leben aus dem Wissen von sich zu führen. Dieses Selbstbewusstsein im elementaren Sinne lässt sich auf keine andere Tatsache zurückführen. Es ist aber mit zahlreichen intelligenten Leistungen verbunden, die in ihm wie in einem Zentralpunkt miteinander verflochten sind. Darum kann die Philosophie aus dem Selbstverhältnis eine Perspektive auf viele ihrer Grundprobleme gewinnen. Dieter Henrich, der wie kein anderer Philosoph der Gegenwart das Selbstbewusstsein systematisch und historisch zu seinem Leitthema gemacht hat, hat diese grundlegende Fragestellung in seinen Weimarer Vorlesungen entfaltet, die ebenso konzise wie anschaulich ein Spektrum der eröffneten Fragehorizonte entwickeln. Entstanden ist ein Buch, das deutlich werden lässt, inwiefern das Selbstbewusstsein überraschende Perspektiven auf zentrale philosophische Fragen eröffnet, und das wichtige Teilbereiche von Dieter Henrichs Philosophie enthält.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.01.2008

Dieter Heinrich führt in seinem jüngsten Buch den Gedankengang fort, den er mit seiner Habilitationsschrift 1956 erstmals aufgegriffen hat und seither eigentlich nicht mehr abreißen lässt, konstatiert ein interessierter Thomas Meyer. Heinrich geht es um das Selbstbewusstsein eines autonomen Subjekts, das voraussetzungslos eine "interne Vertrautheit" mit sich selbst hat, ohne dass diese erst entstehen müsste, erklärt der Rezensent. In "Denken und Selbstsein" schreitet er noch einmal die ganze Linie dieses Gedankens ab, und so lässt es sich wie eine "Einführung" lesen, die zudem dankenswert "klar" geschrieben ist, lobt Meyer. Der Rezensent verschweigt nicht, dass es auch Einwände gegen die Grundannahmen des Autors gibt, insbesondere das Ignorieren anderer Denkansätze findet Meyer etwas unbefriedigend. Trotzdem gefällt ihm, dass Heinrich in seinem systematischen Ansatz die "prekäre Stellung" sowohl des Individuums als auch der Welt in einem grundlegenden Zusammenhang adäquat reflektiert.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.11.2007

Rezensent Uwe Justus Wenzel beschreibt das neue Buch des emeritierten Philosophieprofessors als Skizze zu einer Theorie der Subjektivität, die seinen Informationen zufolge auf eine Reihe von Vorlesungen zurück gehen, die Dieter Henrich vor einigen Jahren in Weimar gehalten hat. Auch diesmal kreise Henrichs Denken - ausgehend von Descartes - um die Leitgestirne der klassischen deutschen Philosophie von Kant über Hegel bis Schelling. Doch im Gegensatz zu früheren Büchern aus diesem Themenspektrum versuche Henrich hier eben nun, zur Skizze einer Theoriebilanz zu gelangen. Der Rezensent wirkt vor allem durch von der Bedächtigkeit beeindruckt, mit der hier die Argumente und Thesen abgewogen werden - auch ihre Toleranz der materialistischen Sichtweise gegenüber wird anerkennend notiert und letztlich als Nachweis gewertet, das jede Theorie der Subjektivität eben immer auch eine Theorie der Freiheit ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.10.2007

Dieter Henrich steht mit seiner ambitionierten und streckenweise auch spannenden Untersuchung über das Verhältnis des Menschen zu sich selbst, das sich als Selbstbewusstsein oder Selbstvergewisserung artikuliert, unverkennbar in der Tradition des Deutschen Idealismus, so Rezensent Christian Schlüter. In der formalontologischen Herleitung, dass das Selbstbewusstsein der fundamentale und zweifelsfreie Grund für alle menschlichen Beziehungen und das Wissen um sich selbst ist, bleibt für den Rezensenten aber eine Leerstelle. Zwar geht Henrich noch weiter und sieht das selbstbewusste Subjekt erst "in der Evidenz der Selbstbegegnung" erfüllt, aber genau hier meint der Rezensent eine Unentschlossenheit aufzuspüren: Wie oder wem kann das Subjekt sich selbst entgegenkommen und verstehen, wenn doch der basale Grund der Selbstvergewisserung in ihm selbst liegt? Weil Henrich auf "die Perspektive eines Anderen" verzichtet, bleibt sein Subjekt "asozial", resümiert Christian Schlüter und bedauert, dass der Autor zugleich die Chance verpasst habe, eine "Alternative zu den von ihm kritisierten Kommunikationstheorien" zu beschreiben.