Gert Loschütz

Das erleuchtete Fenster

Erzählungen
Cover: Das erleuchtete Fenster
Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2007
ISBN 9783627001452
Gebunden, 223 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Ein Vergleich mit seinen Lebensdaten legt es nahe, die eigene Biografie ist Ausgangsbasis der Geschichten von Gert Loschütz; und doch geht das literarische Ergebnis weit darüber hinaus. Mit wenigen Strichen skizziert er überraschende Begebenheiten, fängt scheinbar alltägliche Momente und grotesk-humorvolle Situationen ein und erzeugt dabei durch unerwartete Wendepunkte Spannung. Loschütz schafft in seinem Werk einen Raum des Unheimlichen, Unerwarteten und rätselhaft Dunklen. Nicht die lauten und offensichtlichen Gefahren lauern seinen Protagonisten auf, sondern vielmehr jene des Alltags: Geschichten mit unerwartetem Ausgang.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.01.2008

Zwiespältig fällt Roman Buchelis Urteil über diesen Erzählungsband aus. Einmal, zweimal sei das ja schon ganz aufregend, zu erleben, wie einem der Erzähler hier den Boden unter den Füßen wegziehe - indem er die Auflösung der in den Erzählungen angedeuteten Rätsel einfach verweigere. Da verschwindet etwa eine Frau im Garten, den sie in der eigenen Wohnung angelegt hat - und kehrt nicht wieder, weiß der Teufel warum. Wenn sich diese Formen der nie enträtselten Verrätselung aber zu häufen beginnen, wird das ganze doch zu sehr zur Masche, um Bucheli noch wirklich erfreuen zu können. Da hält er sich lieber an die wenigen anders funktioniertenden Texte dieses Bandes. Die Erzählung "Tirana" etwa, in der ein Festessen im Bunker des albanischen Diktators Enver Hodscha auf wirklich "gespenstische" Weise geschildert wird. Überhaupt seien die Beschreibungskünste von Loschütz nicht zu unterschätzen, da attestiert ihm der Rezensent "beachtliche Talente".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.2007

Friedmar Apel reißt das in diesem Buch ausgestellte Eklige und Absurde nicht vom Hocker. Das Erzählen von der Existenz als Qual hat er satt und findet es "sterbenslangweilig". Zwar lobt er Gert Loschütz als "passagenweise" scharfen Beobachter des Absurden. Allerdings enttäuscht ihn die Behandlung des Beobachteten mittels "überdrehtem Stil" und "krampfhafter Ironie". So etwas liest Apel lieber bei Ror Wolf. Lieber auch, als sich durch "erzähltechnische Geheimnistuerei" und "vage politische Anspielungen" die verhandelten Neurosen als typisch deutsch verkaufen zu lassen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.10.2007

Dass Gert Loschütz in seinen Erzählungen von Eindeutigkeit nichts wissen will, gefällt Ulrich Baron ganz gut. In ihrem Oszillieren zwischen Wirklichkeit und gedanklicher Unschärfe, zwischen verschiedenen Perspektiven und zwischen "schmerzhafter Intensität" und Dunkelheit erscheinen die Texte ihm als "erzählerisches Pendant zum Helldunkel" bei Rembrandt. Für Baron eine Gelegenheit, das Alltagsbewusstsein in Richtung Traum zu erweitern.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.10.2007

Wohliges Schaudern auf höchstem literarischen Niveau gibt Rezensent Ulrich Rüdenauer nach der Lektüre von Ulrich Loschütz' neuestem Erzählband zu Protokoll. Darin führen seiner Beschreibung nach nicht nur die Gegenstände ein höchst aktives Eigenleben, auch sonst ereignen sich die seltsamsten Dinge. Dabei sind die Texte dieses, von ihm als "wunderbarer Fantast" gefeierten Autors, aus seiner Sicht so vielgestaltig, dass sie eigentlich auf keinen gemeinsamen Nenner zu bringen sind. Obwohl sie in drei Kapitel geordnet seien, hält der Rezensent daher Loschütz' "lockende und geheimnisvolle Sprache" für den wirklich einenden Faktor dieses Bandes, in dessen Erzählungen das Gewöhnliche gelegentlich ins Groteske kippt, das Schaurige meist mit gespenstischer Beiläufigkeit daher kommt und meist eine raffinierte, filigrane Atmosphäre des Verschworenen über allem liegt. Aber der Rezensent hat auch vergleichsweise realistische Erzählungen gefunden, in einer kommt zum Beispiel Ulrike Meinhof zu Besuch.