Karl-Markus Gauß

Von nah, von fern

Ein Jahresbuch
Cover: Von nah, von fern
Zsolnay Verlag, Wien 2003
ISBN 9783552052864
Gebunden, 263 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Karl-Markus Gauß' Themen sind vielfältig: österreichische Wahlkämpfe, deutsches Theater, transatlantische Verwerfungen oder ein kroatischer Fluss, der eines Tages in die andere Richtung zu fließen beginnt, die mythische Gestalt des eigenen Großvaters oder der greise Nobelpreisträger, dem das Zollpostamt Salzburg die Herausgabe seiner Bücher verweigert. "Von nah, von fern" ist die Chronik eines Jahres und eine europäische Kulturgeschichte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.12.2003

Immerhin: Ein ganzes Jahresfeuilleton kann dieses Buch zwar nicht ersetzen, aber aufwiegen sehr wohl, schreibt ein schier überwältigter Volker Breidecker über Karl-Markus Gauß' Jahreschronik "Von nah, von fern". Aus eher mittlerer Distanz folgt Gauß in seinen "Meisterstücken der kleinen Form" dem Gang des Jahres 2002; von Gunther von Hagens Eventschächtungen über den neudeutschen Denkmalkult bis in die Abgründe des Literaturbetriebs hinab reichen Gauß' Polemiken. Zu den Glanzstücken des Buches gehören für Breidecker aber die biografischen Skizzen und Porträts oder die dichten Beschreibungen, die den Rezensenten dann auch veranlassen, Gauß nicht nur als "kratzbürstigen Streithammel" zu würdigen, sondern auch als "dickköpfigen, aber feinsinnigen Kritiker". Zum Beispiel Gauß' wunderbare Bemerkung zur Beschleunigung, die Breidecker zitiert: "Das seltsame an der Beschleunigung ist doch, ... dass das, was wir gestern fürchteten - oder ersehnten -, gar nichts besonderes mehr ist: nichts besonders Schreckliches und nichts besonders Schönes. Keine Katastrophe und kein wirklicher Gewinn."
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.10.2003

Franz Haas macht keinen Hehl daraus, dass er sich reich beschenkt fühlt von dieser Jahresbesichtigung Karl-Markus Gauß', den er in die Phalanx der "großen Weltbeobachter" vom Schlage Canettis einreiht. Als scharfer und scharfsinniger Kritiker sei er ja längst bekannt, und das Schimpfen habe er auch heuer nicht verlernt: "Böse und tief geht der Blick in die Tagespolitik" und auf die "Günstlinge der Welt". Doch auch wenn sich Gauß brillant wie eh und je an seinen Feinden aus Literaturbetrieb und Politik abarbeite, so mache doch "die zornige Polemik zusehends Platz für ruhig erzählende Prosa von schlichter Größe, über das Leben von Käuzen, den Tod von Freunden, den Alltag mit Kindern". Gauß singt ein zartes "Lied des Herkommens" über seine Familie, widmet sich in zahlreichen Miniaturen den "Gestrandeten", denen er in seinem Alltag begegnet ist, denkt erzählend nach über Geschichte und Gegenwart und schafft so einen Text, "in dem sich Erzählkunst mit der Moral liiert, ohne moralisierend oder gekünstelt zu sein", lobt unser Rezensent.