Niels Fredrik Dahl

Auf dem Weg zu einem Freund

Roman
Cover: Auf dem Weg zu einem Freund
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2004
ISBN 9783462034097
Gebunden, 224 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Aus dem Norwegischen von Ina Kronenberger. Die bezaubernde und traurige Geschichte des Jungen Vilgot, der durch die Straßen Oslos streift, auf dem Weg zu einem Freund, und dem dabei Schreckliches widerfährt. Und des Erwachsenen Vilgot, der die Ereignisse von damals wie einen Elefanten loszuwerden versucht. Es beginnt spektakulär. Am 15. Juli 2001 blockiert ein erschöpfter Elefant den Verkehr auf einer Ausfallstraße in Oslo. Ein Fernsehteam begleitet die Fluchtroute des Elefanten und zeigt, welche Verwüstungen das Tier hinterlassen hat. Wo die Nachrichten enden, übernimmt ein Mann das Erzählen der Geschichte. Es ist nämlich sein Elefant, der den Verkehr blockiert hat, sein Elefant, der geflohen ist. Und damit wir verstehen, wie ein Elefant auf einem ehemaligen Bauernhof in Oslo landen konnte, erzählt uns Vilgot seine Geschichte, die in den Sechziger Jahren in einer der Trabantenstädte Oslos beginnt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.02.2005

Niels Fredrik Dahls Roman gehört zu der Art von Kunstwerken, "die unmerklich Besitz von einem ergreifen", urteilt Rezensent Uwe Stolzmann. Die lauten Töne sind Dahls Sache nicht; der norwegische Autor, von dem nun erstmals ein Buch in deutscher Sprache vorliegt, zeichnet vielmehr "unauffällig elegant" das Bild einer "zerstörten Biografie". In zwei Strängen schildert er das trostlose Leben eines Norwegers; erst nach und nach folgt auf Andeutungen die "Aufklärung", gleichsam mit "durchscheinendem, präzisem Strich" gezeichnet. Für den Kritiker ist der Roman in vielerlei Hinsicht ein "starkes Buch": Starke Gefühle wie Trauer, Sehnsucht und Liebe bringt Dahl dem Leser ohne jede "Rührseligkeit" nahe. Und auch wenn die Lektüre "traurig" macht - am Ende fühlt sich zumindest der Rezensent angesichts dieses "Meisterstücks" seltsam "erfrischt".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.01.2005

Sehr gut gefallen hat Rezensentin Katharina Granzin dieser Roman über einen 11-jährigen Jungen, der langsam die "existenzielle Einsamkeit" des Menschen entdeckt. Vom etwas reißerisch anmutenden Anfang der Geschichte und der zunächst ungewöhnlichen Erzählperspektive (das Buch hat einen Ich- und einen Er-Erzähler, beide sind dieselbe Person) sollte man sich jedenfalls nach Granzins Meinung auf keinen Fall abschrecken lassen, denn es braucht ihrer Ansicht nach tatsächlich den Elefanten in der Scheune, um Emotionen wie "Angst, Sehnsucht, Macht-  und zugleich Ohnmachtsgefühle" und damit auch die Geschichte des mittlerweile erwachsenen Mannes an die Oberfläche zu bringen. Wie das umgesetzt wird, findet die Rezensentin "hellsichtig". Zudem sei der Roman bei aller Traurigkeit eine "poetische Studie über die heilende Kraft der Fantasie". Und auch mit der Übersetzung aus dem Norwegischen von Ina Kronenberger ist Granzin sehr zufrieden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.11.2004

Niels Fredrik Dahls Roman von einer Kindesmisshandlung und deren später Vergeltung ließ Sabine Brand "zwiespältig" zurück. Die im Grunde sehr "einfache Geschichte", die die Rezensentin sehr anschaulich als die Erfahrungen eines kleinen norwegischen Jungen im Oslo der 60er Jahre schildert, bestehe lange Zeit nur aus Andeutungen. Man ahne als Leser zwar, dass dem Kleinen etwas zustoßen werde, aber der Missbrauch selbst werde nur indirekt, in der Beschreibung desselben, erwachsenen und offenbar "geschädigten" Mannes sichtbar, die die Autorin zwischen die Kindergeschichten schiebt. Man gewinnt den Eindruck, Brand mache der Geschichte vor allem ihre Vagheit zum Vorwurf, als deren Höhepunkt sie einen höchst skurrilen und nur angedeuteten Racheakt mittels eines Zirkuselefanten am Ende des Romans beschreibt. Doch andererseits, so gesteht die Rezensentin abschließend ein, war sie doch beeindruckt von der "feinen Zeichnung der Persönlichkeiten", durch die es der Autor schaffe, sich mit "zarten Fingerspitzen durch Wahrheiten zu tasten", denen man sich wahrscheinlich ohnehin nur "träumend hingeben" könne, statt sie "in Besitz" nehmen zu wollen.
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