Riccardo Bavaj

Von links gegen Weimar

Linkes antiparlamentarisches Denken in der Weimarer Republik
Cover: Von links gegen Weimar
J. H. W. Dietz Nachf. Verlag, Bonn 2005
ISBN 9783801241551
Gebunden, 535 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Wie konnte Hitler an die Macht kommen? Was war der Grund für die Schwäche der Demokratie zwischen den Weltkriegen? Eine neue Studie ergänzt Kurt Sontheimers bekannte Untersuchung über antidemokratisches Denken von rechts: In seiner geistes- und kulturgeschichtlichen Analyse macht Riccardo Bavaj die Stimmen aus Politik und Kultur hörbar, die das Weimarer "System" von links überwinden wollten. Dazu zählten unter anderem Max Adler, Karl Korsch, Georg Lukacs, Johannes R. Becher, Erich Mühsam, B. Traven, Ernst Toller, George Grosz, Kurt Tucholsky und Carl von Ossietzky sowie Organisationen wie KPD, Levi-Gruppe und Leninbund. Die ungezügelte Kritik am Parlamentarismus von rechts und links untergrub die Fundamente der jungen Demokratie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.03.2006

Verdienstvoll, aber nicht unproblematisch sei Riccardo Bavajs Studie über 'linke' Feinde der Weimarer Republik, befindet Rezensent Alexander Gallus. Der Autor ergänze Kurt Sontheimers 40 Jahre alte Arbeit über das demokratiefeindliche rechtsintellektuelle Milieu der Weimarer Zeit, ohne dabei in Frage zu stellen, dass Weimar "von rechts zerstört" worden sei. Ausgehend von einer Darstellung der Weimarer Parteienlandschaft, referiert Gallus, unterscheide der Autor drei linke antiparlamentarische Hauptströmungen, die sowohl im Parlament als auch im Kulturleben vertreten waren: Anarchismus und Kommunismus zum einen, dann den Linksradikalismus und schließlich den Linkssozialismus. Problematisch ist für den Rezensenten Bavajs "gut geschriebene" Darstellung insofern, als er den Begriff "Linksextremismus" nicht näher bestimme und abgrenze. Zudem befasse sich seine Studie in erster Linie mit der Frühphase der Weimarer Republik und nicht mehr mit den späteren "autoritären" Zügen. Der dritte Kritikpunkt des Rezensenten betrifft zugleich die Stärke des Buches, wenn er die "genaue Nachzeichnung der Einzelphänomene" für gelungener erachtet als die verallgemeinernden Aussagen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.12.2005

Joachim Radkau sieht in Ricardo Bavajs Studie zum Antiparlamentarismus der Linken in der Weimarer Republik das "Pendant" zu Kurt Sontheimers "Klassiker" zum rechten "antidemokratischen Denken" von 1962. Er zeigt sich von der Zitatenflut des Buches, die den linken Antiparlamentarismus demonstrieren soll, etwas überfordert und findet zudem, dass nicht immer ein "gedankliches Grundmuster" dabei erkennbar wird. Schon in der "Gliederung" des Bandes findet er diesen Makel ersichtlich und insgesamt moniert er, dass der Autor einen "antiparlamentarischen "Diskurs"" bestenfalls "fragmentarisch" herauszuarbeiten im Stande ist. Dabei gebe es interessante Ansätze genug, so Radkau bedauernd. Die Hinweise auf die "Radikalisierung" linker Polemiken nur "um der Pointe willen" beispielsweise hätte der Rezensent als "hochaktuelles Phänomen" gern näher betrachtet gesehen. Außerdem stört es ihn, dass Bavaj in seinen Ausführungen zur "Parlamentarismuskritik" Verschiedenes "in einen Topf wirft" und keinen Unterschied zwischen politischen Denkern wie Erich Mühsam und Ernst Toller und eher auf witzige Pointen setzende Polemiker wie Kurt Tucholsky oder Kurt Hiller macht. Nachdem er auf die Weise doch einige Kritikpunkte angebracht hat, beeilt sich Radkau, das Buch etwas flau als "informationsreich" zu loben, vielleicht, um nicht nur gemeckert zu haben.
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