Timon Karl Kaleyta

Heilung

Roman
Cover: Heilung
Piper Verlag, München 2024
ISBN 9783492071710
Gebunden, 208 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Ein Mann kann nicht mehr schlafen. Mit den Kräften am Ende, fürchtet er, alles zu verlieren: seine Ehe, seinen Status, das Leben. Seine Frau Imogen schickt ihn ins San Vita, ein mysteriöses Nobelresort in der verschneiten Stille der Dolomiten. In Obhut von Prof. Trinkl soll er dort zu sich selbst finden. Doch er sträubt sich aus Angst, sich in die Seele schauen zu lassen. Und zu Recht: Trinkl verspricht ihm zwar Heilung, flüstert ihm aber ein in der Vergangenheit begründetes Unbehagen ein, das die Ursache seiner Probleme sein soll. Verängstigt und doch voller Hoffnung flieht der Mann zu seinem besten Freund aus Kindertagen. Und ahnt noch nicht, wie weit er gehen muss, um endlich von allem geheilt zu werden.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.02.2024

Restlos begeistert ist Rezensent Adam Soboczynski von Timon Karl Kaleytas Roman, den er für einen "Zauberberg" für unsere Zeit hält. Es geht um die Suche nach Glück und vor allem nach Eindeutigkeit, die schnell ins Totalitäre umkippt, erklärt Soboczynski. Dass liest sich für ihn höchst amüsant, weil Kaleyta trotz des ernsten Themas seiner Lust an der Groteske freien Lauf lässt. Im Zentrum steht ein namenloser Mann Mitte 40, der seine eigenen Ambitionen für die Karriere seiner Frau aufgegeben hat und nun aufgrund eher opaker Beschwerden ein Sanatorium für Gesunde frequentiert, wo viel Wert auf Wohlfühlen und Achtsamkeit gelegt wird. Der unaufgeregte Schein trügt allerdings, erfahren wir, bald brechen Ungereimtheiten über die Sanatoriumswelt herin, geheimnisvolle Knechte und verführerische Frauen tauchen auf, Bären werden erschossen, die zivilisatorische Firniss erweist sich als brüchig. Später taucht im Roman dann auch noch ein Jugendfreund auf und mit ihm die Idee eines naturverbundenen, kraftvollen Lebens, die freilich am Ende in Gewalt umschlägt, so der Rezensent. Das Streben nach Höherem, hinter dem sich nicht selten faschistisches Gedankengut verbirgt, ist dem Protagonisten nicht auszutreiben, führt Soboczynski aus, der darin eine Warnung für die heutige Zeit erkennen kann.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.02.2024

"Einen Gruß hin zu Thomas Mann" hier, einen weiteren "literaturgeschichtlichen Wink" zu Klopstock dort, baut Timon Karl Kaleyta in seinen neuen Roman ein, freut sich Rezensentin Cornelia Geißler. Dabei geht es um einen Mann, der unter Schlafstörungen leidet und deshalb ein Sanatorium besucht, in welchem der Arzt ihm rät, in sein "inneres Unbehagen" abzutauchen, resümiert die Kritikerin. Immer unheimlicher wird diese Suche nach "Heilung", meint Geißler. Das Buch ist in die Abschnitte "Innen" und "Außen" unterteilt erfahren wir. Im zweiten Teil sucht die Hauptfigur einen alten Jugendfreund auf, der ihm das "Glück der körperlichen Arbeit" in der Natur näherbringt. Man ahnt als Leser schon, dass das nicht lange anhalten wird, verrät Geißler, trotzdem liest sie "begierig", wie es weiter geht. Viel Symbolisches wird hier eingebaut, so die Kritikerin, auch den Klimawandel verarbeitet Kaleyta. Letztendlich zeigt uns der Autor in unheimlichen, absurden, aber auch humorvollen Szenen, eine "zersplitterte Gegenwart", schließt die angetane Geißler.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.02.2024

"Endlich mal wieder Action!", freut sich Rezensent Michael Wolf über den neuen Roman von Timon Kaleyta, der einen unglücklichen und ziemlich untätigen Protagonisten auf der Suche nach seiner Männlichkeit begleitet. Er ist ideen- und zukunftslos und steht unter der Knute seiner Frau, die ihn erstmal ins Sanatorium schickt, das Wolf an eine Mischung aus Thomas Mann, Stephen King und Grimmschen Märchen erinnert. Der Kritiker freut sich besonders über die Originalität, mit der sich Kaleyta des Themas annimmt, in einer spannungsreichen Mischung aus Fantasie, Unsinn und Action.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.02.2024

Rezensentin Christiane Lutz hat Spaß mit Timon Karl Kaleytas Roman über einen Helden in der Krise. Wie die Hauptfigur gegen die eigene Schlaflosigkeit und Ehemüdigkeit zu Felde zieht, in einer Zauberberg-Gruselklinik und auf einem Selbstversorgerbauernhof, das birgt laut Lutz jede Menge Spitzen gegen Achtsamkeitswahn. An der Groteske kratzend reichert der Autor den Text mit Symbolen und Spiegelungen an, die laut Lutz allerdings nirgendwohin führen. Der subtile Humor des Ganzen gefällt ihr entschieden besser als der immer wieder auftretende affektierte Ton, mit dem Kaleyta um "Leerstellen des Unbehagens" herumschreibt.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 01.02.2024

Timon Karl Kaleyta bedient sich in seinem Roman ziemlich offensichtlich bei Thomas Manns "Zauberberg" und doch kommt am Ende ein eindrucksvolles Buch dabei heraus, versichert Rezensent Nils Schniederjann. Es geht um einen Mann, der mit dem Leben zunächst zufrieden ist, dann aber unter Schlafstörungen zu leiden beginnt und eine Kur in den Bergen beginnt. Dort eröffnet ihm ein Arzt die Welt der Wissenschaft, während ein später auftauchender Jugendfreund für die weltliche Seite der Existenz, beziehungsweise ein der Natur entsprechendes Leben steht. Geschickt bekommt Kaleytas Roman die Haltlosigkeit der Postmoderne zu fassen, lobt der Kritiker, der hinter der einfachen Sprache des Buchs eine raffinierte Erzählhaltung verborgen sieht.