Walter Kappacher

Der lange Brief

Roman
Cover: Der lange Brief
Zsolnay Verlag, Wien 2007
ISBN 9783552060487
Gebunden, 192 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Rofner, Angestellter der Pensionsversicherungsanstalt, interessiert sich zunehmend für S., einen Kollegen, der eines Tages nicht mehr zum Dienst erschienen ist. Rofner geht eine Beziehung mit Eva ein, die früher die Freundin von S. war, über sie kommt er an dessen Aufzeichnungen heran. Fragmente dieser Aufzeichnungen stehen neben Rofners eigenen Tagebuchnotizen. Durch S., den er nie getroffen hat, findet Rofner den Mut, seinen eigenen Visionen zu folgen und das Fließband zu verlassen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.10.2007

Rezensent Christoph Bartmann begrüßt diese Neuausgabe von Walter Kappachers Roman "Der lange Brief" aus dem Jahr 1982. Für ihn auch ein willkommener Anlass, sich mit diesem österreichischen hierzulande weitgehend unbekannten Schriftsteller zu befassen, dem 2004 auf Peter Handkes Vorschlag der Hermann-Lenz-Preis verliehen wurde. An Handke fühlt er sich dann auch erinnert, nicht nur wegen des auf Handkes "Kurzen Brief zum langen Abschied" anspielenden Titels, sondern auch wegen des Amerikabezugs des Romans über den loyalen, aber verträumten Angestellten Rofner in einer Salzburger Pensionsversicherungsanstalt, der aus seiner langweiligen Existenz ausbrechen und es seinem verschwundenen Kollegen S. gleichtun möchte. Bartmann attestiert dem Werk, auf "sympathische Weise" gealtert zu sein. Die dargestellte Angestelltenwelt Rofners scheint ihm fast rührend, auf jeden Fall anachronistisch, die fremde Welt des Kollegen S., der von Aufruhr und Demonstrationen in Detroit berichtet, dagegen näher an der Gegenwart. Man merkt dem Werk in seinen Augen die ökologisch bewegten frühen 1980er Jahre mit ihren Öko-Utopien an. Zugleich aber hat es für ihn noch etwas vom 19. Jahrhundert. Jedenfalls findet er in dem Buch eine "entschiedene und sehnsuchtsvolle Menschen- und Naturfreundschaft", einen "von heute her schwer nachvollziehbaren, aber keinesfalls zu verspottenden Glauben an das 'Andere'".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.09.2007

Dieser vom Autor bearbeiteten Neuausgabe des erstmals 1982 erschienen Romans wünscht Friedmar Apel viele Leser. Die eher stiefmütterliche Behandlung des Schriftstellers Walter Kappacher erscheint ihm bedauerlich. Apel lobt ihn als einen "unzeitgemäß ruhig" vorgehenden Autor. In den im Roman geschilderten Distanzerfahrungen entdeckt Apel "Reflexe eines anderen Lebens". Immer wieder erscheint ihm hier die Literatur als "glückhafter Aufenthalt", wenngleich ihm die ironischen Untertöne des Autors nicht entgehen. Im vorgeführten Spiegelspiel aus Literatur und Wirklichkeit hat sich Apel gern orientiert. Meisterliches in Sachen Beschreibungskunst, rät er, suche der Leser jedoch besser beim Vorgänger dieses Romans.
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