Yi Chong-jun

Die Gerüchtemauer

Zwei Erzählungen
Cover: Die Gerüchtemauer
Edition Peperkorn, Thunum 2005
ISBN 9783929181623
Gebunden, 223 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Koreanischen von Oh Soon-hee und Birgit Mersman. Der Band präsentiert die Erzählung "Die Gerüchtemauer" (1972) und die Erzähltrilogie "Seop'yeonjae - Stimme des Westens" (1976 bis 1979). In beiden Texten steht die Figur des Künstlers im Mittelpunkt, seine Existenz, sein Lebensgefühl und seine Identität. Die "Gerüchtemauer" thematisiert das konfliktreiche Selbstverständnis des modernen Schriftstellers zwischen individueller Selbstaussage und kollektiver Vereinnahmung in Zeiten einer Diktatur, die noch ganz unter dem Schatten des Koreakrieges stand. Die Trilogie "Seop'yeonjae", ein Bestseller in Korea, der 1993 von dem renommierten koreanischen Regisseur Im Kwon-Taek verfilmt wurde, schildert das Lebensschicksal einer Sori-Sängerin und vermittelt einen tiefgründigen Einblick in die Welt des Pansori, des traditionellen koreanischen Gesangs.
In beiden Erzählungen geht es um die Identität des Künstlers, wenn auch in unterschiedlichen Gattungen. Die Stränge von Wort- und Stimmkunst führen aber zusammen, sie verflechten sich dort, wo das Motiv des Lichts ins Spiel kommt, wo es hell aufflackert, um die Düsternis des Daseins, die innersten Geheimnisse, Wünsche und Leidenschaften des zum Künstler berufenen Menschen zu durchdringen. Dieses Licht- und Blendungs-Motiv ist es, das durch die beiden Künstlererzählungen strahlt und ihnen die Leuchtkraft verleiht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.12.2005

Die titelgebende Erzählung "Die Gerüchtemauer" dominiert diesen Sammelband eindeutig, wenn man Ludger Lütkehaus Glauben schenken darf. Die Szene, in der die Mutter des Erzählers sich bei einem Verhör für die Partisanen oder den Staat entscheiden muss, ohne wegen der auf sie gerichteten grellen Lampe zu wissen, welche Partei sie das fragt, wird er "nicht so schnell" wieder vergessen, wie er beteuert. Die Geschichte an sich und das "suggestive Bild des Lichtterrors" hätte ihm hier aber schon gereicht, so dass er die Übertragung auf den Schriftsteller und sein ebenso forderndes wie unbekanntes Publikum gar nicht gebraucht hätte. Ebenso scheinen ihm die "obessiven Blindheits- und Blendungsmotive" in den übrigen Geschichten ein wenig zu viel des Guten zu sein. "Will denn der Leser überhaupt so viel Licht?"
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