Dokumentation

Offener Brief von Wei Xicai

13.10.2008. Im Anhang an den Offenen Brief chinesischer Dissidenten berichtet hier Wei Xicai aus der Provinz Shangdong vom Programm der Deutschen Welle und kritisiert ihre "KP-nahe" und unkritische Berichterstattung. Die chinesische Regierung sehe die Deutsche Welle als das "vertrauenswürdigste ausländische Medium" an.
Oft höre ich die deutsche Welle. Sie bietet einige recht gute Programme an. Insbesondere Programme wie "Chinesen im Internet", "Feedbackbriefkasten" und das "Kurze Nachrichtenportal" sind sehr gut gemacht, humorvoll und lebendig. Aber was die politischen Themen über China betrifft, merkt man, dass die Deutsche Welle sehr vorsichtig ist. Sie hütet sich davor, ernsthafte Themen zu behandeln. Was gesendet wurde, darf die chinesische Regierung nicht ärgern.

Im Vergleich zum Radio France International fehlt der Deutschen Welle die Schnelligkeit und Objektivität. Deshalb besitzt das Radio France International eine große Anzahl von Prominenten und Gebildeten, die dem RFI Artikel und Interviews anbieten. Das alles hat die Deutsche Welle nicht. Der französische Radiosender interviewt oft prominente Personen mit verschiedenen politischen Meinungen, und so gehört er zu den eindeutig freien Medien.

Wenn die Deutsche Welle über ernsthafte Nachrichten berichtet, deren Inhalt von der KP verursachte Katastrophen sind oder Wahrheiten, die die KP vertuschen will, dann ist die Deutsche Welle immer um einen Schritt langsamer. Der Ton der Berichterstattung ist auch sanft. Sie will nur Schritt halten mit den Berichterstattungen von anderen Medien. Die Deutsche Welle traut sich auch nicht, exklusive Interviews zu machen.

Es gibt auch weitere ernsthafte Themen, bei denen die Deutsche Welle immer nur den anderen Medien den Vortritt lässt. Wie zum Beispiel Jiang Mianheng, der Sohn des Jiang Zemin (ehemaliger Staatschef Chinas), der sich in Shanghai mit dem ersten Reichen Zhou Zhengyi und dem Bruder von Chen Liangyu (ehemaliger Parteichef von Shanghai) verbindet und den Reichtum von Volk und Staat schluckt. Oder wie er die meist gewinnbringende chinesische Telekom illegal steuerte und damit seine private Tasche aufstockte. In Wirklichkeit ist das Tochterunternehmen der Telekom das private Eigentum von Jiang Mianheng. Jedes Jahr gehen somit Milliarden Yuan ohne Mühe auf sein privates Konto. Die Ehefrau, Söhne, Schwester und Neffen von Jiang Zemin sind alle hohe Beamte.

Die Töchter und Söhne von Li Peng (ehemaliger Ministerpräsident Chinas) enteigneten die als Monopole betriebenen Stromversorger in China und er wurde Gouverneur der Provinz Shanxi. Sie haben Morde begangen, um die Opfer mundtot zu machen. Bei solchen großen Ereignissen traut die sich die Deutsche Welle nicht, den ersten Schritt zu machen. Sie traut sich auch nicht einmal eine Follow-up-Berichterstattung zu machen.

Das ist alles verständlich, denn die deutsche Welle pflegt eine gute Beziehung mit den staatlichen chinesischen Radiosendern und wagt die chinesische Regierung nicht zu ärgern. Das Propagandaministerium von China sieht die Deutsche Welle als das vertrauenswürdigste ausländische Medium an. Sie schickt oft Angestellte nach Deutschland, um Erfahrungen mit der Deutschen Welle auszutauschen. Nicht nur der zentrale Radiosender, auch die lokalen Radiosender (z.B. der Volksradiosender von der Provinz Henan) schickte ebenfalls Angestellte zur DW für ein zweiwöchiges Praktikum. Natürlich sind die wichtigen Personen in der Deutschen Welle alle Gäste der zentralen Radiosender in China.

Zum Beispiel zum Frühlingsfest 2007 hat der zentrale Radiosender in China Frau Zhang Danhong, die stellvertretende Abteilungsleiterin der DW Chinaabteilung, und ihre Familie interviewt. Ihre 7-jährige Tochter hat sogar zwei Lieder im Interview gesungen. Alle wissen, dass der KPC-Radiosender sich nie traut, live Interviews auszustrahlen. Sie haben Angst davor, dass der Interviewte irgendeine Wahrheit sagen könnte, die die KP zu vertuschen versucht. Alle, die live ihr Interview abgeben dürfen, sind garantiert politisch sicher. Sie müssen Parteimitglied sein und außerdem eine höhere Position haben. Im Ausland müssen sie entweder Mitglieder der heimlichen Parteiorganisation sein, oder Leute sein, die absolut loyal zur KP stehen und schon viele "Prüfungen" bestanden haben.

Deswegen konnte ich nach dem Lesen von zwei Artikeln im Internet, die den Hintergrund der Zhang Danhong-Ereignisse beschreiben, den Sachverhalt besser verstehen. Zhang Danhong, die für lange Zeit von der KP beeinflusst wurde, wird selbstverständlich Fehler und Verbrechen der KP verteidigen. Es ist dann auch eine natürliche Sache, wie sie die KPC verteidigt, so wird sie die Demokratie und die Demokraten angreifen.

Wie zum Beispiel heute, am 31.August 2008, sagte die Moderatorin in den Abendnachrichten der DW Folgendes: "Die konterrevolutionären Mächte in Tibet machen oft Angriffe und Sabotage, sodass die Volksbefreiungsarmee und bewaffnete Polizisten sich überall anstrengen müssen."

Alle wissen, die Tibeter haben keine Soldaten oder Streitkräfte. Sie haben keinerlei Waffen und Panzer. Dort gibt es nur Mönche und Nonnen. Wie könnten sie öfter Angriffe und Sabotage betreiben? Überall gibt es in Lhasa bewaffnete Polizisten und Panzer von der KPC, wie könnten sie von den Tibetern angegriffen werden, sodass sie sich überall anstrengen müssen? Die größten Mutaktionen von Tibetern sind nur Demonstrationen auf der Strasse. Anschließend werden sie erschossen oder gefangen genommen, brutal verprügelt und zu Freiheitsstrafen verurteilt.

Keine der westlichen Medien würde die Berichterstattung über Tibet auf diese Weise machen, indem man gar nicht auf die Tatsachen achtet. Die extreme und KP- nahe Einstellung der Redaktion ist eindeutig. Diese Einstellung kann die Meinung der deutschen Regierung sicher nicht vertreten.

Ich hoffe, dass sich die Deutsche Welle nicht von KPC beeinflussen lässt und ihren eigenen Stil entwickeln kann. Sie sollte kein erweitertes Sprachrohr der KPC sein. Wenn sie objektiv und von allen Seiten berichten könnte, würde die Deutsche Welle viele Fortschritte machen.


Wei Xicai aus Shandong Provinz
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