Link des Tages

Inhaltsverzeichnis zur Walser-Affäre beim Perlentaucher

Die Affäre um Martin Walsers Roman "Tod eines Kritikers"
06.06.2002. Chronologisches Inhaltsverzeichnis zur Berichterstattung beim Perlentaucher.
Die direkten Links zu den zitierten Artikeln finden Sie in den jeweiligen Perlentaucher-Rubriken auf die wir hier verwiesen haben. Bei einigen Zeitungen dürften sie aber in den nächsten Tagen ungültig werden oder sind es schon. In diesem Fall müssen Sie die Archive der jeweiligen Zeitungen bemühen.


29. Mai

Frank Schirrmacher erklärt in einem Offenen Brief an Martin Walser, warum er dessen neuen Roman "Tod eines Kritikers" nicht in der FAZ vorabdrucken will. Der Roman sei antisemitisch.

Hier der (nicht mehr funktionierende) Link zum Artikel in der FAZ, der die Debatte auslöste, hier der Artikel..

Hier unsere Presseschau vom 29. Mai: "Der Bruch".

Hier unser "Aktuell" vom Tage mit ersten Reaktionen des Suhrkamp Verlags und von Martin Walser.


30. Mai, Fronleichnam

Die großen Konkurrenzinstitute SZ und FR können wegen des Feiertags noch nicht reagieren.

Hier unsere Presseschau vom Tage. MRR erklärt in der NZZ: "So schlecht hat Walser noch nie geschrieben." Die taz interviewt Walser.

Hier unser Link des Tages vom 30. Mai. Die Welt druckt einen Auszug aus dem Roman. Der Tagesspiegel berichtet von Wirren bei Suhrkamp.


31. Mai

Hier die Presseschau. Nun können auch SZ und FR reagieren. Die SZ stimmt dem Antisemitismusvorwurf gegen das Buch nicht zu. Die FR stimmt Schirrmacher zu.

Wir aktualisieren den Link des Tages vom 30. Mai. Hellmuth Karasek stimmt dem Antisemitismusvorwurf im Tagesspiegel zu: "eine Wiederholung der Mordlust, mit der Reich-Ranicki als Jude von den Nazis verfolgt wurde". Joachim Helfer erkennt in der Netzeitung zwar im Roman keinen Antisemitismus, aber in der Affäre "im Gegenteil den getarnten antisemitischen Reflex einer unfreien, feigen Gesellschaft".


1. Juni

Hier unsere Presseschau vom Tage. Die NZZ findet den Roman nicht antisemitisch und fragt, wie es bei Suhrkamp weitergeht. Jan-Philipp Reemtsma stimmt Frank Schirrmacher in der FR zu. Die taz findet das Buch schlecht und lobt statt dessen Frank Schirrmachers Prosa: "So schreibt man Polemiken, wenn man seinem Gegner wirklich Böses will!" Die FAZ ist sich sicher: Alle teilen die Meinung dieser Zeitung (außer den Autoren der SZ, die aber biografische Gründe haben).

Hier unser Link des Tages vom 1. Juni. Marcel Reich-Ranicki fordert den Suhrkamp Verlag auf, den Roman nicht zu publizieren. Harald Jähner findet das Buch in der Berliner Zeitung nicht antisemitisch, Heinrich August Winkler in der Welt schon. Der Tagesspiegel meldet, dass per E-Mail unterschiedliche Versionen des Romans kursieren.


2. Juni

Wir aktualisieren unseren Link des Tages vom 1. Juni. Die FAZ am Sonntag meldet, dass Jürgen Habermas aus dem gerade gegründeten Stiftungsrat des Suhrkamp Verlags zurücktreten will, falls der Verlag das buch veröffentlich. Sigrid Löffler äußert sich dezidiert pro Walser.


3. Juni

Hier der Link zu unserer Presseschau vom Tage. Die taz fürchtet: "Die FAZ wird durch die Vertrauensbrüche, die sie sich Verlag und Autor gegenüber leistete, nachhaltig beschädigt werden." Die SZ geißelt das "inzestuöse Feuilleton".

Wir aktualisieren unseren Link des Tages vom 1. Juni. Der Suhrkamp Verlag verschiebt seine Entscheidung über das Buch um 48 Stunden. Kommentar des Perlentauchers: "Eine Kapitulation des Suhrkamp Verlags wäre ein Sieg des Betriebs über die Literatur."


4. Juni

Hier unsere Presseschau vom Tage. Die SZ beklagt ein "Extrem der Skandalisierung". Auch die FR denkt über den "Skandalstil" in Kritik und Literatur nach.

Wir aktualisieren unseren Link des Tages vom 1. Juni: Der Wiener Standard meldet, dass auch in Bodo Kirchhoffs nächsten Roman "Schundroman" ein Großkritiker ermordet wird.

Am Abend wiederholt Marcel Reich-Ranicki in seiner "Solo"-Sendung den Antisemitismus-Vorwurf gegen Walsers Buch.

5. Juni

Hier der Link zu unserer Presseschau vom Tage. In der SZ findet Joachim Kaiser "keinerlei Antisemitismus" in seinem Roman "Tod eines Kritikers" und lobt statt dessen den "herzlichen Walser-Sound".

Arno Widmann nennt das Buch in einem "Nachttisch" für den Perlentaucher "eines der besten Bücher nicht nur von Martin Walser. Es ist nicht damit zu rechnen, dass diesen Sommer noch ein Witzigeres, Böseres und Schöneres erscheint."

Hier unser neuer Link des Tages: "Die Walser Affäre, dritte Lieferung". Der Suhrkamp Verlag beschließt, das Buch zu bringen.


6. Juni

Unsere Presseschau mit Reaktionen der Zeit, der FAZ, der SZ, der FR, der taz und der NZZ finden Sie hier.

Wir aktualisieren außerdem unseren Link des Tages vom 5. Juni mit einem Verweis auf einen Tagesthemenbeitrag und die Berichterstattung der Welt.

Katharina Hacker, Autorin des Suhrkamp Verlags publiziert im Perlentaucher einen Offenen Brief an Günter Berg, den Leiter des Verlag.


7. Juni

In der NZZ fordert Robert Schindels eine Diskussion über Tabus. In der SZ macht Jürgen Habermas den Anfang und erklärt: Was sich als Tabuverletzung ausgibt, ist Regression. In der FR stellt Micha Brumlik fest: Judenhass ist wieder zum anerkannten Bestandteil der politischen Kultur geworden. Unsere Presseschau vom Tage finden Sie hier.

In unserem aktualisierten Link des Tages findet sich die Meldung, dass Martin Walser ab 10. Juni Auszüge seines Romans im Deutschlandradio lesen wird.


8. Juni

In der SZ empfiehlt Ilse Aichinger einen sparsamen Umgang mit dem Wort "Antisemitismus". Die taz betrachtet Walser im Lichte der "body politics". Hier unsere Presseschau vom Tage. In der Lioterarischen Welt beklagt Jungautor Norbert Kron, dass nur die älteren Autoren in Deutschland Skandale auslösen. Mehr dazu in unserem Link des Tages.


9. Juni

Wir aktualisieren unseren Link des Tages vom 5. Juni. Die NZZ bringt eine ausführliche Blütenlese des Reich-Ranicki-Hasses in dreißig Jahren deutscher Literatur. Mehr dazu in unserem Link des Tages.


10. Juni

Im Profil äußern sich Klaus Theweleit und Luc Bondy. Mehr dazu hier.

13. Juni

Es zirkulieren Raubkopien des Romans im Netz. Suhrkamp droht mit Klagen wegen der Urheberrechtsverletzung. Wir aktualisieren unseren Link des Tages vom 5. Juni.

14. Juni

In der SZ kommt kommt Michael Brenner noch mal auf die Walser- und die Möllemann-Affären zurück, in der FR Heinz Bude (siehe unsere Presseschau). Wir bringen einen Kommentar zu den Raubkopien des Walser-Romans, die im Netz zirkulieren.

24. Juni

Wir verweisen in unserem Link des Tages auf Texte von Sigrid Löffler und Wolfram Schütte.

26. Juni

Das Buch wird ausgeliefert

27. Juni


Es erscheinen einige richtige Buchkritiken, unter anderem von Jan Philipp Reemtsma, der in der FAZ den Antisemtismusvorwurf wiederholt. (siehe unsere Presseschau vom Tage und unseren Link des Tages und den Buchdatensatz in unserer Datenbank..

Stand vom 28. Juni

Im Tages-Anzeiger weist Martin Ebel als erster nach, dass Reemtsma sich geirrt hat. Die "feine Nase", die er als paradoxen Beleg für Walsers Antisemitismus gewertet hatte, gehört in Walsers Roman gar keinem Juden, sondern dem Schriftsteller Hans Lach. Siehe unseren Link des Tages.

Stand vom 1. Juli

Im Merkur zeigt sich Karl Heinz Bohrer enttäuscht von der Walser-Affäre. Siehe unseren Link des Tages.

Stand vom 3. Juli

Die Nasen-Affäre nimmt ihren Lauf. Auch die NZZ weist nach, dass die "feine Nase" kaum als Beweis für Antisemitismus dienen kann. Siehe unsere Presseschau vom Tage.

Stand vom 4. Juli

In der Zeit meditiert Salomon Korn über das "Unbehagen am Unbehagen" zwischen Deutschen und Juden. In der FAZ gibt Jan Philipp Reemtsma zu, dass er sich an der falschen Nase kratzte. Aber "an dem ändert das nichts". Siehe unsere Presseschau vom Tage. Der Buchreport meldet, dass Walsers Roman Platz 1 der Bestsellerliste entert.

Stand vom 5. Juli

In der SZ nimmt Georg Klein Walsers "Tod eines Kritikers" zum Anlass für eine Philippika gegen den Literaturbetrieb. Die taz beklagt ein Interview, das Joachim Kaiser der rechtsnationalen Jungen Freiheit gegeben hat. Links und Zitate in unserer Presseschau vom Tage.

Stand vom 6. Juli

Die FAZ spießt Joachim Kaisers Interview in der Jungen Welt auf. Siehe unsere Presseschau vom Tage.

Stand vom 10. Juli

In der SZ weist Martin Mosebach in Martin Walsers "Tod eines Kritikers" die typischen Mängel von Schlüsselromanen nach. In der taz trägt Diedrich Diederichsen "eine individuelle Symptomdichte wie bei Walser in eine politische Symptomatologie" ein. Siehe unsere Presseschau vom Tage.