Manon Garcia

Das Gespräch der Geschlechter

Eine Philosophie der Zustimmung
Cover: Das Gespräch der Geschlechter
Suhrkamp Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783518588062
Gebunden, 332 Seiten, 30,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Andrea Hemminger. Seit der #MeToo-Bewegung steht die Frage der sexuellen Gewalt im Zentrum der Debatten über Geschlechtergerechtigkeit. Sexuelle Zustimmung gilt vielen als Zauberformel für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Zugleich ist sie notorisch schwer zu definieren und wirft zahlreiche Probleme auf, wie die Philosophin Manon Garcia in ihrer Analyse zeigt. Sie taucht tief ein in unser philosophisches Erbe sowie die liberale Tradition und legt deren Grenzen offen. Drei Probleme der Philosophie der Zustimmung macht Garcia aus: ein rechtliches, ein moralisches und ein politisches. Was muss getan werden, damit sexuelle Übergriffe und sexuelle Belästigung wirksam bestraft werden? Wie kann man sich Liebes- und Sexualbeziehungen vorstellen, die nicht auf sexistischen sozialen Normen beruhen? Und wie können wir verhindern, dass die geschlechtsspezifischen Ungerechtigkeiten, die sich in Liebes- und Sexualbeziehungen manifestieren, fortgeschrieben werden? Von John Locke und John Stuart Mill über feministische Theoretikerinnen bis hin zu Michel Foucault und den Praktiken des BDSM zeichnet dieses Buch eine neue politische Kartografie unserer privaten Leben. Fazit für das zukünftige Gespräch der Geschlechter: Wir müssen lernen, die "Gleichheit zu erotisieren", nicht die Herrschaft.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.11.2023

Spätestens seit MeToo ist der Begriff des "sexual consent", des einvernehmlichen Sex, in aller Munde, weiß Anna-Lisa Dieter, viele feministische Philosophinnen beschäftigen sich damit, am ertragreichsten wohl Manon Garcia, Professorin an der Freien Universität Berlin. Garcia fragt nach den Bedingungen, unter denen Zustimmung erfolgt, so Dieter, und stellt heraus, wie mehrdeutig der (französische) Begriff des consentement ist, was leider in der Übersetzung nicht so ganz zum Tragen kommt, wie sie bemängelt. Die Kritikerin lernt, wie heikel und uneindeutig die Angelegenheit sein kann, und dass Zustimmung eigentlich ein passiv-patriarchaler Akt ist. Der Idee Garcias von "Sex als Gespräch", das immer wieder neu initiiert wird, möchte sich die Rezensentin gerne anschließen und freut sich über dieses kluge Buch, das viele Anregungen zu gleichberechtigtem Sex gibt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.10.2023

Wann Sex Vergewaltigung ist, wo die Grenzen zwischen Vergewaltigung und schlechtem Sex liegen und wie eine insbesondere für Frauen gerechtere Sexualität möglich ist: Diesen und ähnlichen Fragen widmet sich Manon Garcia in ihrem Buch, erklärt Rezensentin Petra Gehring. Im Zentrum stehen Fragen rund um Sex, der nicht abgelehnt oder sogar pro forma akzeptiert wurde, aber dennoch nicht wirklich gewollt, sondern aus diesen oder jenen Gründen hingenommen wird, erfahren wir. Die Autorin entwickelt ihre Thesen dazu aus einer feministischen Perspektive. Als problematisch erweist sich laut Kritikerin für Garcia die Vermischung juristischer und moralischer Kriterien bei der Beurteilung von Zustimmung im Bereich des Sexuellen, was sich etwa in den Diskussionen um das Vertragsmodell in der BDSM-Szene zeige. Die Autorin plädiert dafür, das Gespräch über Sexualität wieder von juristischen Erwägungen zu trennen, also Zustimmung nicht als einen formalen Akt zu fassen, sondern einfach immer wieder darüber zu reden, was man mag und was man nicht mag, so Gehring. Sie hält das Buch für lesenswert, merkt allerdings an, dass sie die Übersetzung des Wortes "consentement" mit "Zustimmung" anstatt "Einwilligung" nicht ganz nachvollziehen kann.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.10.2023

Rezensentin Katrin Gottschalk hat die Causa Lindemann im Hinterkopf beim Lesen des Buches von Manon Garcia. Was die Autorin in ihrer Philosophie der Zustimmung behandelt, guten Sex, Vergewaltigung und die Frage, was Zustimmung bedeutet, öffnet Gottschalk die Augen über patriachale Prägungen innerhalb der Kultur, über akzeptierte und nicht akzeptierte Umgangsformen, Verträge im BDSM und weibliche sexuelle Selbstbestimmung. Präzise Begriffsarbeit macht die Lektüre für Gottschalk bereichernd. Auf die ein oder andere allzu theoretische Einlassung hätte sie auch verzichten können.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.10.2023

Dass Sex nicht nur Privatsache, sondern auch gesellschaftlich-philosophisches Diskussionsthema ist, zeigen Rezensentin Marie Schmidt zwei Neuerscheinungen von Johannes Kleinbeck und Manon Garcia. Die Philosophieprofessorin Garcia wagt einen systematischen Zugriff auf das Thema, mit dem Ziel, dass Sex "für alle besser werden" soll und zeigt Schmidt, dass Sex nicht nur in Dichotomien von gut und schlecht oder richtig und falsch zu denken ist, sondern dass es auf die Zwischentöne ankommt, um sich einem patriarchal geprägten "sexuellen Skript" mit Leistungsgedanken zu widersetzen und das zu ermöglichen, was im Englischen als "Consent" bezeichnet wird. Für diesen Begriff gibt es im Deutschen keine exakte Entsprechung, weiß die Kritikerin, sie wünschte sich, dass das, was damit gemeint ist, ein auch non-verbales Gespräch und sozialer Vorgang, so beherzigt wird, wie es die Autorin hier entwirft.
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